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Tief unten im Schloss


Autor: Gerd Schaar

, Donnerstag, 27. Sept. 2012

Auf den Spuren von einst erfahren Einheimische wie Gäste bei einer Schlenderweinprobe in und um Schloss Saaleck in Hammelburg mit Eva Albert und Manfred Scheller so manch geheimnisvolle Geschichte.
Manfred Scheller und Eva Albert haben gut lachen: Sie waren schon oft im Keller von Schloss Saaleck in Hammelburg und kennen die gruseligen Geschichten, die sie den Teilnehmern der Schlenderweinprobe erzählen, nur zu gut. Fotos: Gerd Schaar


Rauchverbot galt schon vor 1200 Jahren und zwar tief unten im Keller von Schloss Saaleck. Das Saalecker Kellerrecht soll aus der Zeit von Karl dem Großen stammen, erklärte Manfred Scheller bei Kerzenschein im steinernen Gewölbe. Dieses alte Recht hat schon damals ordentlichen Benimm ohne Fluchen und Krakeelen und die Einhaltung eines Rauchverbotes gefordert. Zu den Stammgästen zählten ein Jahrtausend lang bis 1803 die Fürsten und Äbte aus Fulda, so zum Beispiel der Fürstabt Heinrich von Bibra.
Vier Liter Wein am Tag zu trinken sei damals ein durchaus übliches Maß gewesen, erzählte Scheller den staunenden Zuhörern und zitierte Pfarrer Sebastian Kneipp: "Saufen wollen sie alle - nur sterben will keiner."
Auch die knapp zwei Dutzend Gäste, die sich bei der Schlenderweinprobe für Schloss und Wein interessierten, ließen sich eine Kostprobe des guten Tropfens nicht entgehen. Zwar habe es vom Jahrgang 2011 eine geringe Erntemenge gegeben, erinnerte Scheller an die Schäden durch späte Frostnächte im vergangenen Mai. Dennoch durften die Teilnehmer - Einheimische wie Kurgäste - in der historischen Schlossatmosphäre den junge Wein probieren. Die Weinprobe versüßte Eva Albert mit Geschichten rund um Schloss Saaleck. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts habe es eine Amtmännin gegeben, berichtete sie. Und dies zu einer Zeit, als das Wort Frauenquote noch längst nicht bekannt war. Aber mit dem nötigen Geld sei so etwas von Fulda aus machbar gewesen.
Und dann erzählte sie von der Sage mit dem blauen Hut, der einer Tirolerin gehörte hatte. Die war mit einem Amtmann verheiratet und lebte einst auf Schloss Saaleck. "Sei gut zu unserem Dienstpersonal", hatte der Amtmann seiner Frau ans Herz gelegt, bevor er sich auf eine längere Reise begab. Doch die Tirolerin benahm sich sehr despotisch, sodass sich die Bediensteten bei der Rückkehr des Amtmannes beklagten. Die gescholtene Ehefrau flüchtete der Sage nach auf den hohen Turm und sprang in den Freitod. Der blaue Hut aber soll am Turm hängen geblieben sein.
Inmitten der Besuchergruppe war auch Weinküfermeister Karl-Heinz Reinisch anzutreffen. "Von 1973 bis 1996 hatte ich hier im Schloss Saaleck beruflich zu tun", bestätigte er der Zeitung. Seit dieser Zeit sei er nie mehr in diesem Weinkeller gewesen. "Da kommen immer noch Erinnerungen an alte Zeiten hoch", gestand er, der 30 Jahre für die Winzergenossenschaft tätig war.
"Es ist erstaunlich, was die Bauleute in fernen Jahrhunderten geleistet haben", kommentierte Albert die Tonnengewölbe und den Turmbau. Noch heute könne man die Steinmetzzeichen erkennen. Davon konnte sich beim Gang rund um das Schloss jeder überzeugen. Und auch das prächtige Zimmer des Generalkonsuls Adolf von Günther, das heutzutage als schöne Kulisse für die standesamtlichen Trauungen dient, durfte bei der Beschreibung des Schlosses nicht fehlen.