Druckartikel: Theatergruppe des Bad Kissinger Gymnasiums zeigt "Besuch der alten Dame"

Theatergruppe des Bad Kissinger Gymnasiums zeigt "Besuch der alten Dame"


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Sonntag, 16. März 2014

"Mit meiner Finanzkraft mache ich eine neue Weltordnung." Zusammengefasst könnte man den Inhalt von Friedrich Dürrenmatts tragischer Komödie "Der Besuch der alten Dame" damit auf den Punkt bringen. Das Stück wurde jetzt im Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium von den Schülern aufgeführt.
Marek Stibor und Kai Kochanowski in Aktion Fotos: Peter Klopf


Dürrenmatts tragische Komödie ist ein Stück über Macht und Menschlichkeit, Recht und Rache und fragt, inwieweit gesellschaftliches Handeln durch Geld korrumpierbar wird. Wann vergisst eine Gesellschaft alle Moral und wird käuflich? Richtig professionell könnte man es bezeichnen, was die Theatergruppe der Oberstufe am Jack-Steinberger-Gymnasium in der Aula des Bad Kissinger Gymnasiums mit ihrer Mentorin und Regisseurin Gerhild Ahnert zu diesem Stück erarbeitetet hatte.

Begeistertes Publikum

Mit aufwendigen Kulissen, stimmungsvoller Beleuchtung und ansprechenden Kostümen mit viel Liebe zum Detail zogen die jungen Komödianten alle Register ihres schauspielerischen Könnens. Zur Begeisterung des Publikums. In dieser "tragischen Komödie" zeigt Friedrich Dürrenmatt auf groteske Weise, dass Geld die Welt regiert und Amoral in Sittlichkeit umgedeutet wird.

Ohne den Zeigefinger zu heben, entlarvt er die Verlogenheit der bürgerlichen Moral. "Der Besuch der alten Dame" ist eine Geschichte, die sich irgendwo in Mitteleuropa in einer kleinen Stadt ereignete, geschrieben von einem, der sich von diesen Leuten nicht distanziert und der nicht so sicher ist, ob er anders handeln würde.

Naht die Rettung?

Die Theatergruppe des Gymnasiums hat das Stück modifiziert und in unsere Gegend gebracht. Aus Bad Kissingen wurde Bad Güllen. Klara Wäschers neuer Name Claire erinnert natürlich an den Begriff Reinigung, Ill ist die englische Übersetzung des Wortes krank, und der Name der Stadt wird mit Gülle assoziiert. Die kleine Stadt Bad Güllen ist fast vollständig bankrott, die Bevölkerung verarmt. Doch Rettung naht: Claire Zachanassian (Laura Küntzler) kehrt nach Jahren im Ausland in ihre Heimatstadt zurück.

Sie hat es durch diverse Verheiratungen, unter anderem mit einem Ölmulti, zu unermesslichem Reichtum gebracht und ist Inhaberin eines multinationalen Konzerns. Die Stadt hofft auf eine großzügige Geldspende. Doch die Milliardärin wartete 45 Jahre auf eine Rache, sie fordert Gerechtigkeit: Den Mord an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred Ill (Kai Kochanowski), der sie einst schwängerte und sitzen ließ. Im Gegenzug bietet sie der Stadt eine Milliarde Euro.

Die Theatergruppe zeigte durchwegs herausragende Leistungen. Vor allem Laura Küntzler, die dank ihrer besonderen Aussprache das Böse perfekt personifizierte. Nach der Aufführung, fast heiser, sagte sie: "Es gibt kein schöneres Gefühl, als das nach einer erfolgreichen Aufführung. Ich bin glücklich und kann es nicht beschreiben."

Lob von der Regisseurin

"Ich musste mit ihr 14 Tage üben, damit sie richtig böse sein konnte", gab Gerhild Ahnert einen kleinen Einblick in die vorausgegangene Probenarbeit. Auch Kai Kochanowski als Ill und Marek Stibor überzeugten ebenso wie die Darsteller kleinerer Rollen. Regisseurin Gerhild Ahnert war von den Leistungen ihrer Schüler begeistert: "Ich bin sehr zufrieden und ganz glücklich.

Es war sehr schwierig, zwei Szenen miteinander zu verzahnen. Alles ist gut gelaufen." Gerhild Ahnert leitet seit zwei Jahrzehnten die Theatergruppe des Jack-Steinberger-Gymnasiums. Jetzt verabschiedete sie sich vom Regiestuhl und der Bühne im Jack-Steinberger-Gymnasium. Dank ihrer brillanten Inszenierung von Dürrenmatts tragischer Komödie wird sie noch lange in Erinnerung bleiben.