Telekom baut öffentliche Fernsprecher weiter ab
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Dienstag, 04. Februar 2014
Die Telekom dünnt das Netz an öffentlichen Telefonen noch einmal kräftig aus. In den meisten Gemeinden wird es dann keine Möglichkeit mehr geben, ohne Mobiltelefon Notrufe abzusetzen.
Als die Telekom vor etlichen Jahren nach und nach die Telefonzellen abbaute, wehrten sich viele Gemeinden noch vehement. "Damals haben wir uns noch quer gestellt", erinnert sich auch der Ramsthaler Bürgermeister Franz Büttner (Freie Wähler). "Eigentlich hätten wir sogar gerne die Telefonzelle behalten, weil sie gut in die Ortsmitte gepasst hat." Als Trostpflaster gab es eine Edelstahl-Säule mit Karten-Telefon.
Aber auch das soll nun weg - und dieses Mal kommt das dem Ramsthaler Bürgermeister sogar ganz gelegen.
Ganze 3,73 Euro betrug der Jahresumsatz an der Ramsthaler Fernsprechsäule. Das ist sogar noch viel: In der Nachbargemeinde Sulzthal wurden 2013 sogar nur 1,18 Euro vertelefoniert, berichtete Bürgermeister Konrad Weingart (CSU) in der Gemeinderatssitzung. "Da fehlen einem die Argumente", sagte Weingart, deshalb gab es im Sulzthaler Gemeinderat keinen Widerstand.
Beim Blick auf die Beschreibung wundert sich Bürgermeister Büttner, dass überhaupt telefoniert wurde: "Das verstehen die meisten ja gar nicht." Und: "Da geh ich doch schneller in die Gast-Wirtschaft nebenan." Er trauert der Edelstahl-Säule also nicht nach, im Gegenteil: "Wir sind froh, wenn wir dort mehr Platz haben", verweist Büttner auf den Plan, die gemeindliche Hinweistafel zu erneuern: Eine moderne Edelstahl-Konstruktion soll das Holz-Gestell ersetzen. Trotzdem hat der Gemeinderat den Antrag der Telekom noch einmal zurückgestellt: Zunächst soll geklärt werden, ob nicht doch Notrufe möglich bleiben können.
"Die Bedeutung der Telefonzelle hat mit dem Siegeszug des Handys abgenommen", begründet Markus Jodl von der Pressestelle der Deutschen Telekom den Abbau in vielen Orten. Statistisch gesehen habe jeder Deutsche mindestens ein Handy. Die Notwendigkeit für öffentliche Telefonzellen nehme dementsprechend ab. Und: "Der Kunde entscheidet über die Dichte des Telefonzellennetzes." Aktuell betreibe alleine die Deutsche Telekom bundesweit noch rund 40.000 Telefonzellen: "Es gibt immer noch Orte mit einer hohen Nutzung, etwa Flughäfen oder Bahnhöfe."
Der Abbau von Telefonzellen erfolge in Absprache mit den Kommunen. Gebrauchte Telefonhäuschen würden an Liebhaber verkauft, alte Telefonstationen entsorgt oder für die "Ersatzteilgewinnung" verwendet. Welche Standorte jetzt im Landkreis genau wegfallen, veröffentlicht die Telekom laut Jodl allerdings nicht. Also haben wir nachgefragt bei den 26 Kommunen - von A bis Z.
Viele Kommunen bereits ohne
Aura und Zeitlofs haben jeweils dem Abbau bereits zugestimmt. Am Marktplatz in Zeitlofs wurden im vergangenen Jahr nur 1,17 Euro vertelefoniert, in der Oberdorfstraße in Detter waren es 1,70 Euro. Deshalb gab es das Okay im Marktgemeinderat. Auch in Oberwildflecken kommt das seit zwei Jahren komplett ungenutzte öffentliche Telefon weg, dagegen bleibe der "Hot Spot" in Wildflecken erhalten, teilt die Gemeinde mit.
Andere Gemeinden erhielten dagegen keinen Antrag der Telekom: Euerdorf etwa oder die Stadt Bad Kissingen. "Wir haben der Telekom im letzten Jahr mitgeteilt, dass die Stadt keine Möglichkeit mehr sieht, das Netz der öffentlichen Telefone weiter auszudünnen und dass die Stadt nur noch zustimmt, wenn eine Nutzung de facto nicht mehr vorliegt", berichtet Thomas Hack von der Stadt Bad Kissingen.
In anderen Kommunen ist das Thema bereits ganz zu den Akten gelegt: "In der Gemeinde Wartmannsroth gibt es schon seit vielen Jahren keine öffentlichen Telefonzellen mehr", berichtet Geschäftsleiter Daniel Görke. "In Nüdlingen und in seinem Gemeindeteil Haard wurden die öffentlichen Telefonsprechsäulen schon vor einigen Jahren abgebaut", berichtet der dortige Bürgermeister Günter Kiesel. Auch aus den Rathäusern in Oerlenbach und Oberthulba kommt die Information, dass die öffentlichen Telefone dort längst weg sind.
Anschlüsse bleiben für Notrufe
Lediglich die Gemeinde Elfershausen wehrte sich - und zwar erfolgreich: "In Elfershausen und Trimberg steht noch jeweils ein Basistelefon", sagt VG-Geschäftsstellenleiter Elmar Schubert. Den Antrag auf Abbau der Telekom lehnte der Gemeinderat einfach ab, weil weiterhin Notrufe möglich sein sollen. Das teilte Schubert der Telekom mit und erhielt prompt die Antwort, dass beide Anschlüsse auch wirklich bleiben.