Telekom baut Glasfaser-Netz in Bad Kissingen aus
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Mittwoch, 04. Dezember 2013
Als einzige Kommune in Unterfranken ist Bad Kissingen ins Eigenausbauprogramm der Telekom gekommen. Die Stadt spart sich dadurch Kosten und bekommt bis zu 100 Megabit pro Sekunde - das Doppelte des bisher Möglichen.
Vollmundig preist die Deutsche Telekom den Ausbau des Breitband-Netzes in Bad Kissingen an: "Bahn frei für das Internet der Zukunft." Und tatsächlich verheißen die Bauarbeiten Großes: 40 Kilometer Glasfaserkabel werden verlegt, 58 neue Gehäuse gesetzt und in spätestens einem Jahr soll in Bad Kissingen Surfen im Netz mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich sein.
"Das ist das Doppelte von dem, was wir in Kommunen mit staatlichem Zuschuss ausgebaut haben", erklärt Klaus Markert, der für Unter- und Oberfranken zuständige Projektleiter der Telekom.
"Bad Kissingen ist die einzige Stadt in Unterfranken, die wir selbst ausbauen", sagt Markert. In seinem Zuständigkeitsgebiet gebe es nur noch eine Kommune, in der die Telekom auf eigene Kosten dem Internet Beine macht: Coburg folgt 2014. Nach welchen Kriterien welche Kommunen ausgewählt wurde, weiß auch Markert nicht: "Bad Kissingen hat einfach Glück gehabt, und die komplette Liste kennen selbst wir nicht." Diesem Glück etwas nachgeholfen hat vermutlich die Ankündigung von "Kabel Deutschland", seine Netze im Raum Bad Kissingen ebenfalls bis 2014 auf 100 Megabit pro Sekunde aufzurüsten.
Drei bis fünf Millionen Euro
Wie groß das Glück für die Stadt war, ist am Haushalt abzulesen: Darin stehen laut Rathaus-Sprecher Thomas Hack für das kommende Jahr 615.000 Euro für den Breitband-Ausbau - "um den Zuschuss von 500.000 Euro (80 Prozent) auszuschöpfen", sagt Hack. Die Stadt hätte also rund 115.000 Euro selbst tragen müssen. Diesen Haushaltsansatz kann die Stadt nun getrost streichen - einzig im Gewerbegebiet Arnshausen/Reiterswiesen könnte nach dem Ausbau der Telekom noch Bedarf bestehen.
"Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf drei bis fünf Millionen Euro", heißt es aus der Stadt. Die Telekom dagegen schweigt sich zu den Kosten aus. Nur soviel: "Allein pro Gehäuse muss man 30.000 Euro rechnen", sagt Markert. Mal 58 macht alleine das 1,74 Millionen Euro. Die 40 Kilometer Glasfaser-Kabel können laut Markert zum größten Teil in vorhandene Leerrohre eingezogen werden. "Für den Rest kommen alle möglichen Ausbauarten zum Einsatz", ergänzt sein Kollege Dieter Schramm.
"In der Regel bauen wir in offener Bauweise aus", berichtet Norbert Kessler, Geschäftsführer der Firma "Schmitt und Zehe". Zum einen machen die Gasleitungen im Untergrund das unterirdische Spülbohrverfahren schwierig, zum anderen wolle die Stadt zum Teil eigene Leitungen mit in die Gräben legen. Angefahren werden 58 einzelne Standorte. Geplant waren ursprünglich sogar 73, in Absprache mit der Stadt wurden einzelne jedoch gestrichen.
"Die Kästen sind natürlich keine städtebaulichen Schmuckstücke", sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) zu den Kabelverteilern, die etwa die doppelte Höhe und Breite bisheriger Telekom-Kästen haben. Von dort aus geht es über die bestehenden Kupfer-Kabel in die rund 10.000 Haushalte, die vom Ausbau profitieren.
"Schritt in die Zukunft"
Selbst einen Kilometer vom nächsten Kasten weg und damit in allen Straßen und Stadtteilen sollen noch mindestens 16 Megabitt pro Sekunde ankommen. Laut Markert beschleunige das so genannte Vectoring die Übertragung über Kupfer. Diese Kanalkodierung mache quasi die Leitung frei und sorge für schnelleren Datenfluss. Die Kunden des neuen VDSL 100 nutzen laut Telekom automatisch das neue IP-Netz und benötigen nicht einmal mehr einen extra Splitter.
"Bad Kissingen macht damit einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft", freut sich Blankenburg über die Zusammenarbeit und sicherte auch weiterhin die Unterstützung aus dem Rathaus zu. Zudem hat er gleich noch eine Vision rund ums Internet: ein kostenloses WLAN-Netz in der Fußgängerzone.