Sulzthaler bauen einen Backofen am Dorfplatz
Autor: Arkadius Guzy
Sulzthal, Mittwoch, 13. Februar 2013
Obwohl Gottfried Schneid längst in Rente ist, sind seine Fertigkeiten immer noch gefragt. Früher arbeitete er sogar weltweit.
Nicht nur der neue Backofen besteht die erste Feuerprobe. Auch Bürgermeister Konrad Weingart entgeht einer kostspieligen Blamage: Gleich mit dem ersten Streichholz entfacht er das Feuer im frisch gemauerten Ofen im Backhaus am Dorfplatz - auch wenn zwei Kaminanzünder dabei gute Dienste leisten. "Nicht der Erbauer, sondern der Käufer eines Ofens muss ihn anbrennen. Für jedes Streichholz, das ihm ausgeht, muss dieser eine Kiste Bier spendieren", sagt Gottfried Schneid.
Neun Tage lang mauerte er mit seinen vier Helfern, Ernst Bischoff, Josef Schmitt, Karl Popp und Willi Volkmuth, den Ofen auf. Einst hatte Sulzthal zwei Backöfen. Der eine wurde nach dem Krieg aufgelassen, um eine Waschküche für Flüchtlinge einzurichten, wie Weingart erklärt.
Mörtel muss trocknen
Der neu Holzbackofen ist 2,20 Meter hoch und 1,20 mal 2 Meter groß. Er fasst etwa 40 Kilogramm Brot. Doch bevor der Ofen verwendet werden kann, muss zunächst das Mauerwerk trocknen. Die erste Hitze treibt das Wasser aus dem Mörtel. Tropfen bilden sich an der Unterkante der gusseisernen Tür. Schneid wird den Ofen in den kommenden Tagen immer wieder anfachen. "Normalerweise erhöht man die Temperatur jeweils um 30 Grad", erklärt er.
Das Backhaus selbst ist noch nicht fertig. Der Helfertrupp wird es dämmen und fliesen. Ein Pachtvertrag mit dem Vereinsring soll regeln, wie der Backofen und der Gruppenraum im Obergeschoss genutzt werden können. Es würden darüber aber noch Gespräche geführt, sagt der Bürgermeister.
Auf Montage in Afrika
Die Kritiker weist Schneid darauf hin, dass die Gemeinde nur die Materialkosten zahlen muss. Dank der ehrenamtlichen Arbeit kostet der Ofen daher nur etwa 6000 Euro. Einen Elektrobackofen und Ausstattung für den Backraum spendiert Schneid dazu. Und Weingart meint: "Wenn wir in Sulzthal schon einen Ofenbauer haben, sollten wir ihn auch in Anspruch nehmen."
1960 fing Schneid als Ofenbauer bei Miwe in Arnstein an. Da er Englisch konnte wurde er für den Export eingeteilt. "Ich habe Messen aufgebaut, Öfen montiert und Leute geschult", erklärt Schneid. Er war dafür in vielen Ländern unterwegs - in Europa, Afrika und Asien. Das Wichtigste sei immer der Kunde gewesen. "Ich habe mir angeeignet, wie man mit den verschiedenen Völkern umgehen muss."
In den 60er und 70er Jahren gehörte vor allem Afrika zu den Reisezielen. Schneid errichtete zum Beispiel in Sambia oder Südafrika Dampfbacköfen. Ab den 80er Jahren sei insbesondere Russland hinzugekommen. Dort installierte Schneid moderne Öfen, die nicht mehr gemauert werden mussten, und nahm sie in Betrieb. "Es hat Spaß gemacht", sagt er.
Die Reisen habe er immer gut verkraftet, er habe sich auf die Bedingungen eingestellt. Im Sudan, erzählt Schneid, trank er wegen der Hitze bis zu zwölf Liter Wasser täglich. Häufig habe er im Ausland eine kleine Schnapsflasche dabei gehabt: "Ich habe einen Fingerhut voll zur Desinfektion genommen."
Noch heute ist der 75-Jährige als Fachmann gefragt. Nach seiner Pensionierung hat er sich selbstständig gemacht und baut, vor allem in der Region, für Gemeinden und Vereine Holzbacköfen. Seine Freunde Ernst Bischoff, Josef Schmitt und Karl Popp sind ab und zu mit ihm unterwegs - für Schneid gehen die Reisen aber nicht mehr so weit wie früher.