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Suche nach Einsparpotential


Autor: Ralf Ruppert

Aschach bei Bad Kissingen, Sonntag, 29. Juni 2014

Nach einem Plus von elf Prozent im Jahr 2013 brach die Besucherzahl heuer in den Aschacher Museen ein. Der Bezirk will bei den laufenden Kosten sparen und mit einem neuen Marketing-Konzept gegensteuern.
Museumsleiterin Annette Späth (links) führt Mitglieder des Bezirkstages durch das Volkskundemuseum. Aus Späths Sicht herrscht durchaus Handlungsbedarf in den drei Aschacher Museen, die laufenden Kosten könnten aber nur in begrenztem Maß gesenkt werden. Foto: Ralf Ruppert


Rund 10 600 Menschen haben im vergangenen Jahr die Museen Schloss Aschach besucht. "Das bedeutet eine Steigerung um elf Prozent", berichtete Museumsleiterin Annette Späth in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses des Beirkstages. Dabei seien die mehr als 7300 Besucher, die die Museen im Rahmen der Schlossweihnacht an zwei Adventswochenenden regelrecht bestürmten, gar nicht eingerechnet.

Zudem wurden die Museen 2013 wegen der Bauarbeiten bereits einen Monat früher, nämlich Ende September schloss.

Soziolagen befragen Besucher

Auf die Bauarbeiten führt Späth auch zurück, dass der positive Trend aus 2013 nicht auf 2014 überschwappte: 2700 Besucher hatten die Museen heuer bislang, im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 3600. Umso mehr hofft Späth auf besucherstarke Veranstaltungen auf dem Burg-Gelände wie das Fest zum 50-jährigen Bestehen der Jagdhornbläser, zu dem am Wochenende 12. und 13. Juli mehr als tausend Besucher erwartet werden.

Um die Ausstellungen attraktiver zu machen, ist ab Juli auch eine Besucherbefragung geplant: Mindestens drei Monate werden Soziologen der Uni Erlangen Fragebögen verteilen und daraus Ideen für die drei Museen ableiten. Spätestens bis zum 60-jährigen Bestehen der Museen im Jahr 2017 will Späth dann die Ausstellungen umbauen und besser aufeinander abstimmen.

Schließung ist vorerst vom Tisch

Neben den Millionen-Investitionen der vergangenen Jahren in die Bausubstanz steckt der Bezirk jedes Jahr rund 500 000 Euro in den laufenden Betrieb. Kämmerer Reiner Klingert ging nun auf die Suche nach Einspar-Möglichkeiten: 100 000 Euro weniger waren das Ziel, 20 000 Euro sind bislang unterm Strich heraus gekommen. Gedacht wurde dabei in alle Richtungen: "Wir haben auch darüber nachgedacht, das Volkskunde- und das Schulmuseum zu schließen", sagte Klingert. Stattdessen wurden nun die Öffnungszeiten verkürzt und versetzt gelegt, so dass das Personal erst im einen, dann im anderen Gebäude im Einsatz ist. Erhoffte Einsparung: 9400 Euro. Personal und damit Geld spart auch die Umstellung auf geführte Besichtigungen unter der Woche im Graf-Luxburg-Museum. Dagegen können Besucher am Wochenende die Ausstellung nach wie vor alleine erkunden - und das sogar mit längeren Öffnungszeiten.

Insgesamt "sehr gut aufgestellt"

Gespart wird auch beim Garten- und Hauspersonal: Etliche Arbeiten sollen zum Beispiel an die Nüdlinger Behinderten-Werkstatt vergeben werden. Das Hauspersonal könne dann für Aufsichten eingesetzt werden. Auch auf Ehrenamtliche hofft der Bezirk, um Kosten zu senken. Insgesamt seien die Museen aber "sehr gut aufgestellt", begründete Klingert, dass er nur 20 000 der eigentlich erhofften 100 000 Euro einsparen kann.

Ein neues Marketingkonzept für die Museen stellte Julia Mai vor, die neben ihrer Haupttätigkeit im Freilandmuseum Fladungen auch in Aschach mithilft. Ihr Budget im Bereich Öffentlichkeitsarbeit ist direkt an die Eintrittsgelder des Vorjahres gekoppelt: 80 Prozent der Einnahmen fließen in Veranstaltungen und Werbung. 2013 waren es 24 900 Euro, heuer sind es - wegen des Besucher-Pluses 2013 und einer Erhöhung des Eintrittspreiese für Gäste mit Kurkarte auf 4 Euro - 27 200 Euro.

Ein großer Brocken davon ist fest verplant: Allein der jährliche Zuschuss für die Postkutschenlinie beträgt 6500 Euro, an den Markt Bad Bocklet gehen 1500 Euro, an den Museumsverbund Rhön-Saale weitere 1000 Euro im Jahr. Knapp 5000 Euro fließen in Prospekte und gut 6000 Euro in Veranstaltungen im Bereich Museumspädagogik.

48 zusätzliche Veranstaltungen

Mai gab auch einen Überblick über alle Veranstaltungen, die über das übliche Angebot hinausgehen: 48 stehen im Programm für das laufende Jahr, von offenen Führungen über Konzerte und Lesungen bis zu Ferienprogrammen. Ein Ziel im Bereich Marketing sei, eine ähnliche Veranstaltung wie die Schlossweihnacht für den Sommer zu etablieren. Mai hofft auf eine ähnlich gute Kooperation: "Das hätten wir nie und nimmer so leisten können", blickte sie auf die erfolgreiche Premiere im Advent 2013 zurück. Für die zweite Auflage der Schlossweihnacht heuer erhoffen sich Mai und Späth sogar noch mehr Besucher, weil die Zeit für Vorbereitungen länger sei.

"Wir brauchen Partner, die das Gelände besser vermarkten", lobte auch CSU-Fraktionssprecher Peter Motsch die Ideen zur Kooperation. Deshalb sei auch der neue Förderverein so wichtig: "Wer sich mit dem Schloss identifiziert, der bringt es weiter." Auch die Freie-Wähler-Bezirksrätin und Kitzinger Landrätin Tamara Bischof lobte das Konzept von Julia Mai. Gerade in der Region müssten die Museen noch bekannter gemacht werden. Auch die Museumspädagogik müsse ausgebaut werden. Mehr Geld dürfe das allerdings nicht kosten: "Kultur gibt es nicht umsonst, aber das ist jede Menge Geld", kommentierte sie das Minus von einer halben Million Euro pro Jahr. Stattdessen müsse innerhalb des Etats in Richtung Marketing umgeschichtet werden.


Aus der Sitzung des Kulturausschusses

Denkmal-Preis Der Bezirk vergibt jedes Jahr aus Mitteln der Unterfränkischen Kulturstiftung Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz. Sie sind dotiert mit jeweils 25 000 Euro, vergeben werden jährlich sechs Preise im Wechsel in den zwölf Kreisen und kreisfreien Städten. Der Kulturausschuss legte für heuer folgende Preisträger fest: Das Kirchnerhaus in Aschaffenburg, eine Jugendstilvilla in der Würzburger Neubergstraße, die Bramberger Mühle in Ebern (landkreis Haßberge), die ehemalige Kinderbewahranstalt in Hendungen (Landkreis Rhön-Grabfeld), das Alte Schulhaus in Heppdiel (Landkreis Miltenberg) und ein Fachwerkhaus in Gerolzhofen (Landkreis Schweinfurt). Die Preisverleihung findet am 24. Juli in Gerolzhofen statt.

Kindertheater Der Kulturausschuss hat zudem Mittel aus der Kulturstiftung für Kindertheater-Projekte vergeben: Mit insgersamt 17 592 Euro werden fünf Projekte bezuschauust, darunter auch das Kindermusical "Ali Baba" von Brigitte Ascherl in Bad Kissingen.