Sturzfluten im Visier
Autor: Ellen Mützel
Bad Kissingen, Donnerstag, 02. Sept. 2021
Starkregenereignisse werden durch den Klimawandel immer öfter Thema. Der Freistaat fördert daher Gemeinden, die Gefahrenpotenziale untersuchen lassen. Das kommt gut an. Das sind die Ergebnisse:
Starkregenereignisse, wie zuletzt in Extremform im Westen geschehen, sind in allen Orten Deutschlands möglich. Auch hier im Landkreis. Das einzige, was die Gemeinden tun können: sich vorbereiten, Gefahrenstellen minimieren und die Bewohner und Bewohnerinnen mit ins Boot holen. Bayern hat daher im Herbst 2017 ein Pilotprojekt gestartet, nachdem es in Simbach am Inn 2016 eine Sturzwasser-Katastrophe gab. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm: Lässt eine Kommune prüfen, welche Gefahren bestehen und wie sie damit umgehen soll, wird dies bezuschusst.
Mehr Starkregen durch den Klimawandel
"Ziel des Sonderförderprogrammes ist es, die Hochwassergefahren nicht nur von kleinen Gewässern, sondern auch von sogenanntem wild abfließendem Wasser in einer Kommune zu erkennen", erläutert Harald Hofmann, Bürgermeister von Nüdlingen. Warum das wichtig ist, erklärt Simon Engel vom Wasserwirtschaftsamt: "Bisher wurde die Hochwasserproblematik aus Gewässersicht betrachtet", beginnt er seine Ausführungen. "Durch den Klimawandel gibt es jedoch mehr Starkregenereignisse. Also auch Überflutungen, wo kein Gewässer ist." Daher sei es wichtig, in diesem Gebiet zu handeln.
Appell an die Kommunen
Ob Engel an die Kommunen appellieren würde, ein solches Konzept zu erstellen? "Da stehen wir dahinter", sagt Engel. "Wir finden, dass es wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Starkregen wird vermehrt Thema werden." Bei dem Konzept gehe es zudem nicht nur darum, Wasser abzuleiten, sondern auch zurückzuhalten und damit für die trockenen Sommer zu sichern.
Allianz Kissinger Bogen als Vorreiter
Nüdlingen, Bad Bocklet, Burkardroth und Oberthulba hatten sich bereits 2018 im Verbund der Allianz Kissinger Bogen bei dem Pilotprogramm beworben. Die Konzepte stehen nun kurz vor Fertigstellung. In Oberthulba ist es das schon. "Es sind teilweise kleine Maßnahmen, die leicht umzusetzen sind und auch nicht allzuviel kosten. Und dann gibt es auch größere Dinge, wie den Bau eines Regenrückhaltebeckens", sagt Nicole Wehner, Geschäftsleitung von Oberthulba.
Bürgerinnen und Bürger mit einbinden
In dem Konzept vorgeschlagene Möglichkeiten sind beispielsweise, Fenster und Türen bei Häusern so nach oben zu setzen, dass bei einer Überschwemmung nicht gleich Wasser eintreten kann. In einem anderen Fall geht es um Notwasserwege: "Das Wasser sucht sich einen Notwasserweg, weil die Topografie es da eben hin leitet", sagt Wehner. Hier seien Bürgerinnen und Bürger gefragt, an deren Grundstücke dieses Wasser entlang fließt: "Sie können sich entscheiden, ob sie dann ein Mäuerchen bauen wollen oder ihre Einfahrt erhöhen."
In Burkardroth ist das Konzept ebenfalls so gut wie fertig: "Durch die Flurbereinigung wurden viele Gräben geschaffen, die in Richtung Ortschaft laufen", sagt Bürgermeister Daniel Wehner. Da müsste das Wasser anders geleitet werden. In einem Neubaugebiet in Wollbach habe die Gemeinde gleich das Wissen genutzt. Das dort ankommende Wasser werde dabei in einen Bach abgeleitet, sodass es nicht in den Ort fließt.
Motten beauftragt das Planungsbüro