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Strom vom Dach


Autor: Elisabeth Assmann

Bad Kissingen, Dienstag, 04. Juni 2019

Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz setzte sich mit einer Aktion in der Fußgängerzone für mehr Solarstrom ein.
Mehrere Meter Solarpanelen baute die Kreisgruppe des Bund Naturschutz  für ihre Aktion in der Fußgängerzone in Bad Kissingen  auf. Klaus Gerner


Mit einer unübersehbaren, plakativen Aktion warb die Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN)in Bad Kissingen für das Thema Solarstrom. Aufgebaut waren 20 Quadratmeter Solarpanelen und die entsprechend notwendige Menge von 2,5 Tonnen Braunkohle in der Fußgängerzone von Bad Kissingen. Dies entspricht dem Stromverbrauch einer Durchschnittsfamilie oder 20 000 Kilometer Fahrt mit einem Elektroauto. Dies sollte veranschaulich, wie einfach es sein kann, mit dem Klimaschutz zu beginnen.

Mit Begriffen wie "Die Sonne gehört allen!" oder "Sonnenenergie ist Bürgerenergie!", forderten die Vertreter des BN-Arbeitskreises Energie, die Energiewende endlich ernsthaft einzuleiten. Viele der Gesprächspartner zeigten sich gut informiert, aber unterschiedlich waren die Reaktionen. Über die erneute Verschiebung der Klimaschutzmaßnahmen der Regierung in Berlin bis zum Ende des Jahres herrschte häufig völliges Unverständnis. Wer sich schon mit der Errichten einer Photovoltaik (PV)-Anlage beschäftigt hatte, der äußerte ganz offen seinen Unmut: Die EU hat schon im November des vergangenen Jahres die Einspeiseregelungen für PV-Strom neu geregelt. Zum ersten Mal erhalten Stromverbraucher europaweit das Recht, Strom selbst zu erzeugen, zu speichern und zu verkaufen, ohne dass sie dabei mit diskriminierenden Vorgaben, völlig überzogenen bürokratischen Hindernissen oder Abgaben und Umlagen belastet werden dürfen. Allerdings müssen diese Regeln noch in nationales Recht umgesetzt werden. Das ist in Deutschland noch nicht geschehen. Dafür hat die Bundesregierung bis zum 30. Juni 2021 Zeit.

Eine der wichtigen Änderungen betrifft die Obergrenze für die Leistung einer PV-Anlage. Bis jetzt gilt nämlich in Deutschland, dass Hausbesitzer nicht mehr als 10 kWp ohne Einschränkungen installieren dürfen. Wer mehr auf sein Dach montiert, muss für den selbstverbrauchten Strom Umlagen zahlen. Die neue EU-Regelung setzt nun die Obergrenze bei 30 kWp an und würde die Einspeisung des Stroms erleichtern.

Nächste Aktion schon geplant

Eine wichtige Anpassung, denn mit den deutlich höheren Wirkungsgraden der neuen PV-Generation, braucht man dafür weniger als 60 Quadratmeter Dachfläche. Immerhin könnten Hausbesitzer mit solchen Anlagen etwa 14 000 kWh "ernten", also einen zählbaren Beitrag für die Stromversorgung leisten. Das Motto "Macht die Dächer voll!" wird also von der alten Regelung behindert. Zudem wurde von einigen Passanten die immer komplizierter werdenden Regeln für die Errichtung einer PV-Anlage kritisiert.

Die nächste Aktion ist der Auftakt zum Umweltbildungsprojekt "Macht die Dächer voll!" am Samstag, 15. Juni, im Frankfurter Hof in Bad Kissingen, von 10 bis13 Uhr. "Eingeladen sind alle Erbauer von PV-Anlagen im Landkreis und alle Menschen, die uns bei dieser Aktion als Solarbotschafter unterstützen wollen," erklärt Franz Zang. "Dort werden wir auch informieren, mit welchen weiteren Veranstaltungen und Fachleuten wir Themen von Speichertechnologie bis zu den neuen EU-Regelungen zur Eigenversorgung über das vom bayerischen Umweltbildungsministerium geförderte Umweltbildungsprojekt behandeln werden."

Weitere Informationen zum Thema gibt es unter https://bad-kissingen.bund-naturschutz.de/ und Anfragen unter bn-badkissingen@gmx.de.

Franz Zang/Elisabeth Assmann