Stimmgewaltig und virtuos
Autor: Peter Klopf
Bad Kissingen, Sonntag, 14. Sept. 2014
Der Kissinger Operettenzauber schreibt bereits eine 15-jährige Erfolgsgeschichte. Auch dieses Mal begeisterte der prachtvolle Melodienstrauß das Publikum im Großen Saal des Regentenbaus.
Seit 15 Jahren ist der Kissinger Operettenzauber eine unglaubliche Erfolgsgeschichte und gleichzeitig ein Garant für erlesene Melodien der leichten Muse. Völlig ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand, nur mit Hilfe privater Sponsoren, schnüren die Ramsthaler Opernsängerin Iva Simon und ihr Ehemann Dieter einmal im Jahr einen prachtvollen Melodienstrauß berühmter Operettenkomponisten und begeistern damit jedes Mal das über 1000 Köpfe zählende
Publikum aufs Neue. Mit den Komponisten Eduard Künneke, Paul Lincke, Nico Dostal, Fred Raymond und Walter Kollo stand die jetzige Veranstaltung im Großen Saal des Regentenbaues ganz im Zeichen der Berliner Operette der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts.
"Der Vetter aus Dingsda"
Mit Iva Simon (Sopran), Bryan Rothfuss (Bariton) und Rodrigo P. Garulo (Tenor) standen drei Gesangsstars auf der Bühne, die stimmgewaltig, graziös und virtuos die berühmten Ohrwürmer aus Berlin interpretierten. So war Gänsehautfeeling vorprogrammiert. Sei es Eduard Künnekes Ohrwurm "Ich bin nur ein armer Wandergesell" aus "Der Vetter aus Dingsda", Franz Lehárs Wolgalied "Es steht ein Soldat am Wolgastrand" aus "Der Zarewitsch" mit Rodrigo P. Garulo als Solist oder Nico Dostals "Man muss ab und zu verreisen" aus "Clivia" und Walter Kollos "Was eine Frau im Frühling träumt" aus "Marietta" mit Bryan Rothfuss als Solist, immer gingen die Melodien tief unter die Haut. Da konnte weder Hand noch Fuß ruhig bleiben.
Kontrastpunkt zu den männlichen Gesangsstimmen bildete die Opernsängerin Iva Simon, die als großartige Solistin mit Eduard Künnekes "Strahlender Mond" aus der Operette "Der Vetter aus Dingsda" oder Fred Raymonds Lied aus der "Maske in Blau" "Ja das Temperament" überzeugte. Beeindruckend waren auch die Duette, wie "Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe" aus Paul Linckes "Frau Luna" oder "Immerzu singt mein Herz deinem Herzen zu" aus Eduard Künnekes Operette "Die große Sünderin", die sie gemeinsam mit ihren männlichen Gesangspartnern anstimmte.
Vielseitiges Orchester
Zum großen Erfolg trug auch die Thüringen Philharmonie Gotha unter der musikalischen Leitung von Herrmann Breuer bei, die sich wieder einmal als exquisites Begleitorchester bewiesen. Brillant interpretierten sie die oft anspruchsvollen Weisen und begleiteten die Sänger sehr einfühlsam. Leistungsstark auch als Solist zeigte sich das Orchester bei der Ouvertüre zur Operette "Maske in Blau" von Fred Raymond, in der so bekannte Melodien wie "Die Juliska, die Juliska aus Budapest", "Sassa, sassa, mein Herz, dein Herz" oder "Schau einer schönen Frau nicht zu tief in die Augen" anklangen.
Imponierend in Rhythmus und Dynamik, präzise in der Ausführung und einem bemerkenswerten Schwung zeigte das Orchester eine ungeahnte Vielseitigkeit. Am Erfolg war natürlich auch der charmante und kompetente Moderator Rainer Zagovec beteiligt, der mit viel Sachverstand und Witz durch den Abend führte.
Natürlich eine Zugabe
Mit Paul Linckes Marschliedern "Untern Linden" und "Berliner Luft" mussten die Mitwirkenden dem überschwänglichen Publikum noch zwei Programmpunkte als Zugabe hinzufügen. Iva Simon zeigte sich nach der Veranstaltung sehr zufrieden mit den gezeigten Leistungen: "Die Künstler waren toll, und es hat riesigen Spaß gemacht. Die Berliner Operette hat einen optimistischen Unterton und eine einzigartige Dynamik. Sie hat einen ganz anderen Charakter als die Wiener Operette. Das macht ihren noch heute andauernden Erfolg aus." Das kann man nach dem überaus gelungenen Abend nur unterstreichen.