Druckartikel: Stimmakrobaten zum Auftakt des 17. Winterzaubers

Stimmakrobaten zum Auftakt des 17. Winterzaubers


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Sonntag, 20. Dezember 2015

Viva Voce und die Kammerphilharmonie St. Petersburg sorgten beim Eröffnungskonzert für einen vollen Saal.
David Lugert, Bastian Hupfer, Mateusz Phouthavong, Heiko Benjes und Jörg Schwartzmanns von Viva Voce eröffneten den 17. Bad Kissinger Winterzauber. Begleitet wurden sie von der Kammerphilharmonie St. Petersburg unter Leitung von Enrique Ugarte Foto: Peter Klopf


Sie sind jung, frech, witzig, verstehen es, ihr Publikum mitzureißen, und machen Musik ganz ohne Instrumente. Chorknaben sind sie schon lange nicht mehr. Und auch das Boygroup-Image ist Schnee von gestern. Längst hat sich Viva Voce in der deutschsprachigen Kultur- und Theaterwelt als A-cappella-Band etabliert. Vox-Pop nennen die fünf Stimmkünstler David Lugert, Bastian Hupfer, Mateusz Phouthavong, Heiko Benjes und Jörg Schwartzmanns ihren unverwechselbaren Stil, den

sie beim Eröffnungskonzert des 17. Bad Kissinger Winterzaubers präsentierten.


Motto: Wir schenken uns nix

Die Musik von Viva Voce ist zu hundert Prozent mundgemacht. Diese Band braucht keine Instrumente. Allein ihr gesangliches Können, vereint mit dem gegenwärtig vielseitigsten Vokal-Perkussionisten, sorgt für ein unvergessliches Konzerterlebnis. Mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg präsentieren sie ihr neues Programm "Viva Voce goes Symphonic" im ausverkauften Großen Saal des Regentenbaues.
Viva Voce bot in Begleitung der Kammerphilharmonie St. Petersburg unter Leitung von Enrique Ugarte eine perfekte Mischung aus höchster symphonischer Darbietung und der großen Kunst musikalischer Unterhaltung. Unter dem Motto "Wir schenken uns nix" präsentierten sie Weihnachtslieder in völlig neuem Gewand.
Eigens für dieses Konzert arrangierte Kompositionen entführen das Publikum in den ganz großen Klangraum. Frosty, der Schneemann, hat an diesem Abend den Swing-Mantel gewählt, eine Weihnachtsgans irgendetwas völlig falsch verstanden und auch kulinarische Problemzonen sind kein Tabu. "Der Weihnachtsspeck, der Weihnachtsspeck, kommt schnell und geht schwer weg ..." Und wenn das Ehepaar im Song "Wir schenken uns nix" zwar beschließt, sich an Heiligabend keine Präsente zu überreichen, der Plan aber scheitert und ein Ehepaar aus dem Publikum zugibt, Gleiches zu tun, lachten die Zuhörer ausgelassen. Als dann prompt die Nachfrage kommt: "Spart ihr auch am Essen?", gibt es für den Saal kein halten mehr.
Auf den ersten Blick gilt Weihnachten nicht gerade als Gelegenheit, um humorvolle Lieder zum Besten zu geben. Dafür gibt's ja Fasching. Doch wenn das Quintett Viva Voce über Geschenke, Plätzchen und Schneemänner singt, bleibt kein Auge trocken. Schließlich haben Jörg Schwartzmanns, David Lugert, Mateusz Phouthavong, Bastian Hupfer und Heiko Benjes ein Händchen dafür, aus vermeintlich gegensätzlichen Komponenten ein wohlklingendes Arrangement zu kreieren. Auch traditionelle Lieder bringen die Männer auf die Bühne: das heitere "Jingle Bells", "White Christmas" oder der Choral "Maria durch ein Dornwald ging", der "Abendsegen" aus Engelbert Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel", bei dem das Orchester die melancholische Stimmung virtuos verstärkt. Den Sängern gelingt es immer wieder, jedes Stück auf ihre Weise zu interpretieren.
Den Kirchenliedern "Kyrie" und "Gloria" aus der "Misa Criolla" von Ariel Ramirez verliehen Viva Voce dank Schwarztmanns Beatbox-Einsatz einen flotten lateinamerikanischen Rhythmus. Immer trafen sie den richtigen Ton. Eine perfekte Bühnenshow rundete das prickelnde Programm ab.


OB und Kurdirektor zufrieden

Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg wurde 1990 von Absolventen des St. Petersburger "Rimsky-Korsakoff-Staatskonservatoriums" gegründet. Das Orchester demonstrierte eindrucksvoll die unerschöpfliche Vielfalt an musikalischen Talenten sowie den hohen Ausbildungsstandard seines Heimatlandes. Sein außergewöhnlich breit gefächertes Repertoire, das vom Barock bis zur Moderne reicht, hat es zu einem der gefragtesten Kammerorchester Europas gemacht. Beeindruckend, wie feinfühlig sie ihre Konzertliteratur interpretierten. Mit brillanten Arrangements wie bei einem Medley bekannter deutscher Weihnachtslieder oder Leroy Andersons "Sleigh Ride" (Schlittenfahrt) konnte es einem als Zuhörer so richtig war ums Herz werden. Auch wenn manche Interpretationen etwas kitschig waren, war die Veranstaltung ein wahres Knallbonbon zur Eröffnung des Winterzaubers.
Vor dem Konzert eröffneten OB Kay Blankenburg und Kurdirektor Frank Oette das Festival: "Was will ein Kurdirektor mehr als ein ausverkauftes Haus, brillante Künstler und ein hervorragendes Orchester", sagte Oette zufrieden.