Stellenabbau zeichnet sich in Unterfranken ab
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Mittwoch, 30. Januar 2013
Für dieses Jahr wird auf dem Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön eine konjunkturelle Delle erwartet. Betroffen wird besonders das produzierende Gewerbe. Dennoch sehen die Experten keinen Anlass für übertriebene Besorgnis.
Die sonnigen Zeiten auf dem regionalen Arbeitsmarkt scheinen zu Ende zu gehen. Die Fachleute der Agentur für Arbeit in Schweinfurt sehen dennoch keinen Anlass für Besorgnis. Sie erwarten aber, dass die "konjunkturelle Delle" zumindest vorübergehend die Arbeitslosigkeit erhöhen wird, heißt es in einer Mitteilung.
Die Unternehmen würden dank der Kurzarbeit ihr Stammpersonal behalten. Allerdings würden befristete Verträge größtenteils nicht verlängert. Mit vermehrten Arbeitslosmeldungen wird gerechnet.
Der Einbruch ist ausgeblieben
Vor allem beim produzierenden Gewerbe werde Kurzarbeit in den nächsten Monaten den Auftragsrückgang auffangen. Die Agentur habe vermehrt Anfragen erhalten.
Kurzarbeit bedeute aber auch, dass die Firmen davon ausgingen, dass sich die Lage bald wieder bessere und ihre eingearbeiteten Beschäftigten deshalb nicht verlieren wollen.
Die Ausgangslage ist so schlecht nicht. Zwar ist 2012 der rasante Aufschwung mit stetig sinkenden Arbeitslosenzahlen zu Ende gegangen. Es hat nach Angaben von Agentur-Chef Thomas Stelzer aber keinen Einbruch gegeben. Die von manchen befürchtete Krise auf dem Stellenmarkt sei ausgeblieben.
Die besten Zahlen seit 2006
Im Jahresdurchschnitt habe sich mit 3,7 Prozent (in Bayern: 3,7 Prozent) die gleiche Quote ergeben wie 2011. Allerdings hat es in den ersten sechs Monaten weniger Stellenlose gegeben, dann aber waren es jeweils mehr als im Vorjahreszeitraum.
In der Region Main-Rhön waren 2012 im Schnitt 8723 Menschen offiziell als beschäftigungslos gemeldet. So wenige waren es seit 2006 (17.182, 7,4 Prozent) nicht mehr gewesen. Selbst die Krise 2008 und 2009 (4,3 und 4,8 Prozent) habe sich dank der umfassenden Kurzarbeit relativ moderat ausgewirkt.
Schlusslicht Bad Kissingen
Wie immer ist der Landkreis Bad Kissingen mit einer Quote von 4,1 Prozent das Schlusslicht in der Region. Lediglich in der Stadt Schweinfurt ist sie mit 6,4 Prozent noch höher, während im Umland mit 2,6 Prozent fast Vollbeschäftigung herrscht. Für den Kreis Haßberge haben sich 3,4 Prozent errechnet, für das Rhön-Grabfeld 3,2 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit im Raum Bad Kissingen ist im Jahresdurchschnitt um 2,6 Prozent gesunken, nur im Landkreis Schweinfurt waren es noch mehr. Gestiegen - zwischen 0,1 und 3,6 Prozent - ist sie in der Stadt Schweinfurt, im Rhön-Grabfeld und den Haßbergen.
Büroberufe haben es schwer
Auch bei den Jobcentern (Hartz IV) war die Entwicklung durchaus erfreulich. Hier war der Rückgang sogar "deutlich". Er belief sich im Gesamtbezirk auf 12,4 Prozent, in Bad Kissingen waren es 12,5 Prozent. Hier gibt es 1061 Leistungsbezieher, 151 weniger als ein Jahr zuvor.
Deutlicher ausgeprägt war laut Agentur für Arbeit die Konjunkturdelle bei der Kräftenachfrage. Sie ging merklich zurück, der Bestand an freien Stellen wurde kleiner. Allerdings sei es immer noch schwierig, zeitnah geeignete Fachkräfte zu finden. In vielen Bereichen, vor allem im Handwerk, sei der Markt geradezu leer gefegt. Das gilt auch für Gesundheitsberufe, Hotels und Gaststätten, bei denen Schichtdienst und Wochenendtätigkeit oft obligatorisch sind.
Ganz anders bei den Büroberufen: Gerade Kräfte ohne spezielle Fachkenntnisse haben es hier ausgesprochen schwer, eine neue Stelle zu finden. Insgesamt wurden der Agentur im Vorjahr 9244 neue Angebote mitgeteilt. Das sind knapp 1400 (13,1 Prozent) weniger als 2011. Im Jahresdurchschnitt waren 2221 Stellen frei (minus zehn Prozent). Am Jahresende waren 1957 unbesetzt (Januar: 2264).
Noch nie so viele
Einen Rekord gab es bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Ihre Zahl ist außer 2009 seit 2006 (143.393) kontinuierlich angestiegen und liegt aktuell bei 157.986. Das sind 14.593 mehr als vor sechs Jahren (plus 10,17 Prozent).