Druckartikel: Starkes Quintett im Altarraum

Starkes Quintett im Altarraum


Autor: Björn Hein

Poppenlauer, Dienstag, 04. Dezember 2012

Das Publikum war vom "Classic Brass"- Konzert in der Kirche begeistert.
Das Ensemble "Classic Brass" während seines Konzertes in der Auferstehungskirche in Poppenlauer Foto: Björn Hein


Still ist es in der Evangelisch-Lutherischen Auferstehungskirche in Poppenlauer. Gespannt wartet das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Gotteshaus auf die Musik. Vom Kircheneingang her sind zwei Trompeten zu hören - hell erklingen die Töne. Horn, Posaune und Tuba, die am Altar postiert sind, geben Antwort. Nachdem sich alle Musiker am Altar versammelt haben, setzt das "Tochter Zion" von Georg Friedrich Händel ein. Majestätisch und würdevoll wissen die fünf Musiker die berühmte Weise zu interpretieren, man merkt ihnen die ganze Leidenschaft an, mit der sie bei der Sache sind. Das Publikum ist sofort begeistert, viel Applaus spendet es schon nach dem ersten Lied. Und es war wirklich ein Erlebnis, die fünf Musiker von "Classic Brass" unter der Leitung von Jürgen Gröblehner zu hören. Mit stehenden Ovationen wurde ihr 1. Adventskonzert ihrer Weihnachtstournee "Kommet, ihr Hirten" in Poppenlauer gefeiert.


"Wir wollen auf die weihnachtliche Adventszeit einstimmen", sagt Jürgen Gröblehner. Dabei ging es den fünf Musikern darum, herauszuarbeiten, wofür Weihnachten wirklich steht. Weit abseits seichter Musikberieselung und Konsum-Mentalität überraschten sie das Publikum mit anspruchsvollen und oft auch überraschenden Kompositionen von Bach über Händel bis Gauntlett. Mit verspielter Leichtigkeit meisterten sie die schwierigen Passagen im "Wachet auf, ruft uns die Stimme" aus den Schübler Chorälen von Johann Sebastian Bach. Perfekt harmonierten hier die fünf Musiker auch in den anspruchsvollsten Passagen.
Majestätisch kam "Einzug der Königin von Saba" daher, hier brillierte vor allem Szabolcs Szücs an der Posaune, der die schnellen Wechsel ohne Probleme meisterte. Aleksandar Crnojevic' am Horn arbeitete auch die filigranen Passagen so ordentlich und sauber aus, dass es für die Zuhörer ein Genuss war.
Einen interessanten musikalischen Kontrast bot das "Maria durch ein Dornwald ging". Die klare eingängige Melodie wirkte meditativ. Dennoch waren die fünf Musiker mit voller Konzentration bei der Sache. Ein absoluter Höhepunkt waren die "Nussknacker-Miniaturen" von Peter Tschaikowski. Verblüfft schon die "Nussknacker-Suite" im original mit einem großen Umfang verschiedenster Tempi, Stimmungen und musikalischer Einflüsse - auch der arabischen Musik - gelang es den Musikern von Classic Brass, die Originalpassagen nochmals wie unter einem Brennglas zu bündeln, zusammenzufassen und dabei auch noch von Blechbläsern spielbar zu machen. Eine außergewöhnliche Leistung. Souverän meisterten die Musiker die oft hochanspruchsvollen Passagen und verstanden es, von einem Augenblick auf den anderen die musikalischen Stimmungen zu wechseln.
Nach der Pause wurde das "Denn es ist uns ein Kind geboren" aus dem "Messias" von Händel gegeben. "Schon für einen Chor ist dieses Lied eine Herausforderung, nicht minder für uns Musiker", sagte Jürgen Gröblehner, dem es sehr gut gelang, in die Stücke einzuführen und interessante Hintergrundinfos zu vermitteln, auch zum "Pastorale" von Arcangelo Corelli und der Volksweise "Kommet ihr Hirten", dem Zentralmotiv des Konzerts.
In eine ganz andere musikalische Richtung ging dann das traditionelle Gospel "Go tell it on the Mountains", das fast jazzigen Charakter entwickelte und zeigte, dass die fünf Musiker nicht nur klassische, sondern auch moderne Musik umsetzen können. Mit vielen Variationen statteten sie dieses Stück mit einem ganz eigenen Gepräge aus - der tosende Applaus war gerechtfertigt.
Nach drei Zugaben und stehenden Ovationen war Jürgen Gröblehner zufrieden. "Das war heute ein guter Auftakt, das kann ich ihnen versichern" meinte er am Ende des Konzerts. Mit so viel Applaus hätten die fünf Musiker, die aus Italien, Ungarn, Serbien und Deutschland kommen, wohl gar nicht gerechnet - sichtlich glücklich waren sie über ihren Erfolg.
Das Publikum war kaum noch zu halten, auch Pfarrer Wolfgang Weich war begeistert. Bereits zum dritten Mal hatte das Classic-Brass-Ensemble in Poppenlauer einen Auftritt. "Ich hoffe, dass die Musiker im nächsten Jahr wieder kommen", lautet sein Wunsch. Sehr schön in die Adventszeit stimmte dann das "Macht hoch die Tür" ein, das vom Publikum mitgesungen wurde und die Zuhörer nach einem gelungenen Konzert in die von Kerzen erleuchtete Nacht entließ.