Druckartikel: Stampfer, Polka, Siebenschritt

Stampfer, Polka, Siebenschritt


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Mittwoch, 20. November 2013

Der Fränkische Heimatabend ist ideal, um die Menschen aus der Rhön besser kennenzulernen.
Flotte Sohle: Wer genau hinschaut, erkennt die Beine der Maßbacher Volkstänzer . Foto: Peter Klopf


Was muss wohl in den Dörfern der Rhön und am Main los gewesen sein, als Opa und Oma noch jung waren und es noch kein Fernsehen und keine Autos gab? Man setzte sich zu Hause oder in der Wirtschaft zusammen, machte Musik oder erzählte sich Geschichten. Es muss auf dem Lande mitunter recht hoch hergegangen sein, wenn man den Sängern und Musikanten glauben darf, die beim Fränkischen Heimatabend im Rossini-Saal mit Liedern, Musik, Tänzen und Mundart aus der Zeit unserer

Groß- und Urgroßeltern, dem "Männla" und dem "Fräla" berichteten.

Organisatorin Gabi Kanz hatte dazu Sänger und Musikanten aus der näheren Umgebung eingeladen, die mit viel Witz und Charme das Publikum erfreuten. Diesmal wirkten mit: die Ju-gendblaskapelle Gefäll unter der Leitung von Klaus Voll, die Hambacher Volkssänger und die Maßbacher Volkstänzer. Bernd Schraut (Maßbach) als Moderator des Abends warf dabei immer ein Streiflicht auf die fränkische Mentalität, Brauchtum, Trachten, Mundart und Musik. So er fuhr das Publikum recht viel vom wortkargen "Franggen": "Der Franke ist nicht sehr gesprächig, doch singen und tanzen tut er gern."

"Eckartshäuser Siebenschritt", "Stampfer" oder "Kaffeemühle" waren Tänze, die landauf, landab auf den Tanzböden bei der "Kirmes" oder "Kerwa" wie man in Franken zum Kirchweihfest sagt, getanzt wurden. Stilecht mit ihren an die Werntaler Tracht angelehnten Festtagstanztrachten, führten die Maßbacher Volkstänzer die genannten Tänze perfekt den Zuschauern vor. Rheinländer, Schottisch oder Polka waren die Lieblingstänze der Bevölkerung von Saale und Rhön.

Auch Tänze können wandern

Bei der allseits beliebten Sternpolka handelt es sich um einen Wechseltanz. Der Name kommt von der besonderen Kreisbildung (Sterne) im zweiten Teil. Tanzform und Melodie gehen auf die "Linzer Polka" zurück und stammen ursprünglich aus dem Mühl- und Waldviertel in Oberösterreich. Die "Linzer Polka" ist wahrscheinlich von tschechischen Musikanten nach Budweis in Südböhmen gebracht worden. Dort wurde sie unter dem Namen "Doudlebska Polka" gespielt und getanzt.

Eine der ältesten und bekanntesten Chöre sind die Hambacher Volkssänger aus dem Speckgürtel von Schweinfurt. 1932 von Humoristen und Komponisten Paul Warmuth gegründet, sangen sie bekannte Weisen des bekanntesten Hambachers, wie "Sou a Schöpple Frankewei" oder "Eingefangener Sonnenschein". Wenn es klang "Eingefangener Sonnenschein schenkt uns frohe Gedanken. Labung spendet uns der edle Wein aus dem sonnigen Franken", so konnte es einem richtig warm ums Herz werden. Blechmusik in besonderer Interpretation, wie sie nur in Gefäll einem Ortsteil des Marktes Burkardroth gespielt wird, ließ die Jugendblaskapelle Gefäll erklingen. Mit hintersinnigen "Gschichtli" und "Gedichtli" in fränkischer Mundart blickte Bernt Schraut liebevoll tief in die fränkische Seele der Menschen zwischen Kreuzberg und Main. So wurde der Fränkische Heimatabend nicht nur für die Gäste der Stadt, sondern auch für die anwesenden Einheimischen zu einem bewegenden Erlebnis, das mit dem gemeinsamen Lied "Kein schöner Land" einen sentimentalen Abschluss fand.