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Ständig schminken und umziehen


Autor: Gerhild Ahnert

Bad Kissingen, Montag, 13. Juli 2015

Seit 2001 produzieren Burkhard und Brigitte Ascherl jedes Jahr im Bad Kissinger Kurtheater ein Kindermusical - dieses Mal "Der Zauberer von Oz".
Man könnte meinen, einen Sack Flöhe hüten sei leichter, aber Brigitte Ascherl (Bild) und ihre Choreographin Jutta Grom behalten das Heft in der Hand in ihrer Produktion des Musicals "Der Zauberer von Oz", das am 17. und 18. Juli im Kurtheater aufgeführt wird. Fotos: Gerhild Ahnert


Zum 15. Mal machen "die Ascherls" schon Theater im Kurtheater für Kinder und Jugendliche in Bad Kissingen; dieses Jahr wird also ein kleines Jubiläum gefeiert und das mit dem gebührenden Aufwand. Jedes Jahr im Juli übernehmen ganze Scharen von 5- bis 18-Jährigen das Kurtheater und üben ein Kindermusical ein. In diesem Jahr Phan Trat Quans Musical auf der Grundlage eines Buches, das in den USA den Bekanntheitsgrad von "Grimms Märchen" hierzulande hat: "Der

Zauberer von Oz", 1900 erschienener und millionenfach verkaufter Märchenroman von Frank Lyman Baum.
In ihm wird Dorothy Gale aus Kansas mit ihrem Hund Toto von einem Tornado mitsamt dem Haus ihres Onkels in die Höhe gerissen und im Land der Munchkins wieder abgesetzt. Praktischerweise wird dabei gleich die Böse Hexe des Ostens vom Haus erschlagen. Dorothy will verständlicherweise wieder nach Hause, doch bis dahin gibt es ein ganzes Musical voller Hindernisse zu überwinden. Zusammen mit den unterwegs aufgesammelten Weggefährten Löwe, Blechmann und Vogelscheuche macht sie sich auf den Rat der Guten Hexe auf zum Zauberer von Oz, der aber auch nur Hilfe verspricht, wenn die Gefährten zuvor die Böse Hexe des Westens im Land Winkie töten.

Die Eltern helfen mit

Der 1952 in Paris geborene Phan Trat Quan arbeitete als Tänzer, Jazzmusiker und von 1989 bis 2014 als Leiter des Musiktheaters und der Musikschule in Krefeld, wo er 40 Musicalproduktionen mit Jugendgruppen geleitet hat. Er versteht also sein Handwerk und hat aus dem actionreichen Roman eine Folge von 21 Bühnenszenen mit einer aufwendigen Sprechhandlung für 16 Schauspieler und Solosänger, sechs Tanzeinlagen und 14 Chorauftritten geschaffen. Die meisten der Chorsänger treten im Kurtheater auch in den Tanzeinlagen auf, sodass hinter den Kulissen ständig umgezogen, umgeschminkt, betreut werden muss. Für diese Aktivitäten stellen sich den Ascherls und Jutta Grom in jedem Jahr äußerst aktive und verantwortungsbewusste Eltern zur Verfügung, die auch bei der Beschaffung, Umarbeitung, Reparatur oder Herstellung der Requisiten behilflich sind.

Ein halbes Jahr wird geprobt

Seit Januar werden die Kinder und Jugendlichen von Burkhard und Brigitte Ascherl auf ihre musikalischen Parts vorbereitet, die vom Swing bis Gothic Rock reichen. Jetzt, kurz vor den Aufführungen, finden die Haupt- und Generalproben im Kurtheater schon mit fast allen Kostümen und Requisiten statt, und die beiden Leiterinnen haben alle Hände voll damit zu tun, die jungen Leute vom Kinder- und Jugendchor Herz Jesu und der Musikschule Bad Kissingen, wo schon seit Januar die Chöre und Einzelstimmen geprobt haben, auf der großen Bühne richtig zu positionieren, aber auch zur Ordnung zu rufen.
Gerade die Kleinen im Chor sind häufig gar nicht gewohnt, sich einzuordnen, mal den Mund zu halten, sich auf das gemeinsame Tun zu konzentrieren. Zum Glück gehen die Großen dagegen schon fast wie Profis an ihre Aufgabe heran, stellen Fragen wie "Sage ich das zu den Mitspielern oder zum Publikum?" Da das Stück viermal an zwei Tagen gezeigt werden soll und weil die guten Sänger und Schauspieler eine Chance auf eine Hauptrolle bekommen sollen, sind die meisten Sprechrollen doppelt besetzt, was natürlich ein Mehr an Proben erforderte.
Brigitte Ascherl und Jutta Grom behalten den Überblick auf der Bühne, rennen hinaus, um noch ein Utensil zu holen oder auch einen Sänger. Michael Nöth, einst Kinderchormitglied und jetzt technischer Leiter des Unternehmens, ist ständig zwischen dem Mischpult hinten im Zuschauerraum und der Bühne unterwegs, überprüft die gemieteten Monitore und Headsets und schärft den Kindern immer wieder ein, dass diese "sauteuer" sind und auf keinen Fall beschädigt werden dürfen. Im Hintergrund unterstützt ihn Ulf Seyring, Veranstaltungstechniker bei der Staatsbad GmbH, und trägt das Gewusel mit Fassung: "Die Profis sind oft schlimmer!" Er kümmert sich um die Beamer-Projektionen, mit denen von hinten große Bilder auf die Projektionswand gezaubert werden sollen, wenn mal alles fertig ist.

Vor 14 Jahren ging's los

Zur Feier ihres Jubiläumsjahrs haben sich die Macher viel vorgenommen. Aber das war schon von Anfang an so, als 2001 unter Mitwirkung des Liedermachers und Komponisten Rolf Zuckowski der Vorhang aufging zum Musical "Vogelhochzeit".
Seitdem fanden sich jedes Jahr spiel-, sing- und tanzbegeisterte Kinder und Jugendliche und Leiter, die den Stress auf sich nahmen, durch gründliche und umsichtige Proben den jungen Leuten die Angst vor dem Auftreten und den eigenen Unzulänglichkeiten zu nehmen.
Und so wird auch dieses Mal am Ende eine wunderbar bunte, musikalisch immer liebevoll einstudierte, dieses Mal aber für die jungen Sänger sehr anspruchsvolle, durchgehend spannende Aufführung aus dem kreativen Chaos hervorgehen und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.