Stadtpfarrkirche wird zur Kathedrale
Autor: Werner Vogel
Bad Kissingen, Dienstag, 22. April 2014
Ein fulminates musikalisches Finale der Ostertage lieferten Stadtkantor Burkard Ascherl und Trompeter Roland Grau in der Stadtpfarrkirche.
Wer sich am Montagabend noch einen musikalischen Ausklang der Osterfeiertage gönnte, erlebte eine österliche Jubelstimmung in der Stadtpfarrkirche in einem beeindruckenden Konzert.
"Festliche Trompetenklänge" war das Konzert im Rahmen des 26. Kissinger Orgelzyklus überschrieben und Stadtkantor Burkhard Ascherl hatte dazu Roland Grau, den Solotrompeter der Württembergischen Philharmonie, eingeladen.
Welche Instrumente könnten Lobpreis und göttliche Verehrung besser ausdrücken als schmetternde Trompeten und raumfüllendes Orgelbrausen?
Große Barockkomponisten
Musik aus der Hochzeit beider Instrumente standen im Mittelpunkt des Programms. Den großen Barockkomponisten von Telemann über Pezelius, Buxtehude, Corelli bis hin zu Johann Sebastian Bach hatte der Programmgestalter Ascherl die große französische Orgelmusik des 20. Jahrhunderts eines Louis Vierne und Charles Widor gegenübergestellt ... und verblüffende Bearbeitungen als Überraschungsmomente eingebaut.
Wie beeindruckend festlich Orgel und die hohe Bachtrompete zusammen erklingen, erlebten die Zuhörer schon mit Johann Christoph Pezelius D-Dur Suite. Da steigt der helle Trompetenton in lichte Höhen und das Volumen der Orgel formt die Klänge zu harmonisch himmlischen Sphären. Und wenn sich der Stadtkantor, der seine Schuke Orgel so virtuos beherrscht, mit Roland Grau, einen kongenialen Partner einlädt und beide seit zehn Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit pflegen, dann entführen sie die Zuhörer mal in prachtvolle Barockkirchen wie bei Mozarts "Ora pro nobis" und später in dämmrige Klosterkapellen etwa bei Viernes Scherzo aus der 2. Symphonie.
Orgelklassiker neu bearbeitet
Ganz außergewöhnlich gestalteten Ascherl und Grau auch die Interpretationen der Moderne. Bei Joseph Rheinbergers "Cantilena" aus der 2. Orgelsonate, die elegisch, mit sich überlagernden Klängen fließt, überließ Ascherl der Trompete die Melodieenführung und baute auf diese Weise ganz neue Spannungsbögen auf. Auch bei der Bearbeitung der F-Dur Sonate von Arcangelo Corelli zeigten sie sich die beiden Musiker experimentierfreudig. Dem Reutlinger Trompetenvirtuosen , wissend um die für eine Bachtrompete etwas problematische Akustik in der Stadtpfarrkirche, gelangen mit dem tieferen Flügelhorn die beiden langsamen Sätze so ausgewogen harmonisch und weich gefärbt, dass selbst beim Allegro die helle Klangfarbe der Trompete kaum vermisst wurde.
"Solche wunderbare Bearbeitungen kann man eben nur mit einem großartigen Könner wie Ascherl erreichen", meinte der aus dem Mittelfränkischen stammende Reutlinger Trompetensolist, "weil er aus den doch begrenzten Möglichkeiten der Orgel unglaublich viel herausholt". Das zeigte sich auch bei Widors 4. Symphonie, vor allem aber beim Finale, dem klassisch festlichen f-Moll Konzert von Telemann, als sich die Solisten auf leidenschaftliche Dialoge einließen und eindrucksvolle Klangwelten gestalteten.
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Ein Instrument jubiliert
Da ließ Grau seine Trompete jubilieren, da wurde die Orgel zur Königin der Instrumente, da wurde die Herz-Jesu Kirche zu einem ganz besonderen Klangraum, da konnte man sich, im Halbdunkel sitzend, in eine große gotische Kathedrale träumen. Die Zuhörer in der fast vollbesetzten Stadtpfarrkirche dankten mit langanhaltendem Beifall und die Solisten mit einer virtuos heiteren Zugabe.