Stadt Bad Kissingen zeigt bei der Eishalle scharfe Kante
Autor: Steffen Standke
Bad Kissingen, Montag, 25. Oktober 2021
Die Kommune hatte die Eishalle 2017 an osteuropäische Investoren verkauft. Nach Streitigkeiten mit dem Eishockey-Verein "Kissinger Wölfe" ist diese seit März 2019 dicht. Jetzt klagt die Stadt, um den Schandfleck zurückerwerben zu können. Aber warum gerade jetzt?
Dass Politiker viel versprechen, ist normal. Ob sie es halten, steht auf einem anderen Blatt. Dirk Vogel hatte sich als SPD-Kandidat im Wahlkampf für das Amt des Bad Kissinger Oberbürgermeisters vorgenommen, die seit zweieinhalb Jahren leerstehende Eissporthalle in städtischen Besitz zurückzuholen. Jetzt macht er offensichtlich sein Versprechen wahr.
"Wir haben heute mit dem Einreichen einer Klage beim Landgericht Schweinfurt die notwendigen rechtlichen Schritte eingeleitet, damit wir in Bad Kissingen es in der Hand haben, wie es an unserem E-Werk weitergehen soll", hatte Vogel bereits vor dem Wochenende in einer Pressemitteilung geschrieben. "Es wurden keinerlei Vorbereitung oder Anstalten für eine Wiederaufnahme des Betriebes der Eissporthalle unternommen", ergänzt der OB im Gespräch mit dieser Redaktion.
Die Situation um die Eishalle ist wahrlich vertrackt: Im Juli 2017 verkaufte die Stadt Bad Kissingen eine Fläche von 5500 Quadratmetern mit der Halle samt Zubehör für wahrscheinlich 230 000 Euro an zwei ausländische Investoren. Inzwischen gehört die Immobilie nur noch einem von ihnen - Alexander Kondrashov.
Die Erwerber verpflichteten sich im Kaufvertrag, den Grundbesitz bis zum Ablauf des 31. Dezember 2037 ausschließlich zum Betrieb mindestens einer Eishalle samt Gaststätte zu nutzen und zu unterhalten. Ein Wiederkaufsrecht könne die Stadt ausüben "wenn der Erwerber die Eissporthalle länger als ein Jahr nicht betreibt".
Oberbürgermeister: "Der damaligen Konstruktion wird nicht nachgekommen."
Diese Situation sieht der OB nun eingetreten. "Grundlage des Verkaufs war eine Vertragskonstruktion, die es gewährleisten sollte, dass die Eissporthalle saniert, aufgewertet und der Öffentlichkeit zum Eislaufen zur Verfügung gestellt wird", heißt es in der Pressemitteilung. Dem wurde aber offenkundig zuletzt am 8. März 2019 entsprochen. Da absolvierte der EC Bad Kissingen, der mit seinem Bayernliga-Team und den Jugendmannschaften Hauptmieter der Halle war - sein letztes Liga-Heimspiel gegen Miesbach.
Im Sommer desselben Jahres kündigte der inzwischen abgewickelte Eishockey-Verein den Mietvertrag einseitig. Begründung: Der Besitzer würde seinen Verpflichtungen nur ungenügend nachkommen. Dieser schloss - nach andauerndem Streit - die Eissporthalle. Seitdem dürfen auch alle anderen bisherigen Nutzer nicht mehr hinein.
Für OB Vogel bedeutet das: "Der damaligen Konstruktion wird nicht nachgekommen." Denn seit März 2019 bis heute hat der vertraglich vereinbarte Eishallenbetrieb nicht stattgefunden. Deswegen greife nun das städtische Wiederkaufsrecht.