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Stabwechsel bei den Kissinger Schützen


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Sonntag, 25. Januar 2015

Die Königlich priviligierten Freihandschützen haben einen neuen 1. Schützenmeister. Der neue Mann an der Spitze heißt Günter Fröhlich.
Der scheidende Erste Schützenmeister Alfred Meisner (rechts) übergab das Amtssiegel an Günter Fröhlich. Fotos: Sigismund von Dobschütz


Schützenkommissar und Oberbürgermeister Kay Blankenburg würdigte die Verdienste des scheidenden 1. Schützenmeisters Alfred Meisner auf seine Weise: "7000 ehrenamtliche Stunden - das sind über vier Jahre Vollzeitarbeit am Bau." Bei der mit einem Drittel aller knapp 180 Mitglieder gut besuchten Generalversammlung der Königlich privilegierten Freihandschützen trat Alfred Meisner (62) nach einem Vierteljahrhundert von seinem Amt als Erster Schützenmeister zurück.
Meisner, einst Jugendkönig bei den Bayerischen Meisterschaften, zweimaliger Vorderladerkönig, dreimaliger Schützenkönig und siebenmaliger Robin Hood der Bogenschützen, erinnerte an seine 26 Jahre als Erster Schützenmeister. Er habe 26 Generalversammlungen und 300 Vorstandssitzungen geleitet. Wichtigste Aufgabe sei seit 1998 der Bau der Raumschießanlagen mit zwölf 25-Meter-Bahnen, die 2007 fertiggestellt wurden, und den seitdem im Bau befindlichen vier 100-Meter-Bahnen. Trotz hoher Investitionen könne er die Gesellschaft seinem Nachfolger schuldenfrei übergeben.

Viel Eigenleistung

Dies sei allerdings nur durch Eigenleistung aller Mitglieder möglich gewesen, betonte Meisner. Bis jetzt seien für die neuen Raumschießanlagen insgesamt 26 000 Baustunden im Gegenwert von 250 000 Euro ehrenamtlich erbracht worden. Geld habe die Gesellschaft in Höhe von etwa 200 000 Euro investiert. Die Stadt (148 000 Euro) und der Freistaat Bayern (126 000 Euro) hätten mit Zuschüssen den Bau unterstützt. "Alles in allem wurden also bis heute etwa 750 000 Euro investiert."
Nach über 15-jähriger Bauzeit sei die Bereitschaft der Freihandschützen zur ehrenamtlich Ableistung von Arbeitsstunden jetzt allerdings erlahmt, weshalb Handwerksbetriebe beauftragt werden müssen. Außerdem, so Meisner, sei vom Staat eine Zeitgrenze zur Fertigstellung der Raumschießanlage gesetzt worden, und 2018 sei das 560-jährige Bestehen der Freihandschützen. Deshalb schlug der für die Baumaßnahmen verantwortliche Günter Fröhlich vor, zur rechtzeitigen Fertigstellung der 100-Meter-Bahnen bis Dezember 2017 zusätzlich zu den auf dem Vereinskonto bereit gehaltenen 150 000 Euro noch einen Kredit über 100 000 Euro aufzunehmen. Fröhlich: "Ohne diese Fremdmittel werden wir die Bahnen nicht fertigstellen können."

"Wir brauchen Fremdmittel"

Meisner ergänzte: "Ihr wollt nicht mehr selbst schaffen, also brauchen wir Fremdmittel." Dieser Vorschlag führte zu einer längeren Diskussion, da manche der Anwesenden meinten, zunächst müssten doch konkrete Kostenvoranschläge vorliegen, bevor die Mitglieder einer Verschuldung der Gesellschaft zustimmen. Fröhlich bekräftigte allerdings seinen Vorschlag zur baldigen Kreditaufnahme und versuchte den Skeptikern ihre Sorge um die Verschuldung zu nehmen: "Unserer 100-Meter-Anlage gehört die Zukunft." Es sei die einzige Raumschießanlage dieser Art im Landkreis, andere Schützenvereine würden sie mitnutzen, wodurch entsprechende Einnahmen und damit der Schuldenabbau gesichert seien. Nach einigem Hin und Her stimmte dann doch die Mehrheit (38 von 62 Stimmberechtigten) einer baldigen Kreditaufnahme zu.

Wahlen

Bei den Neuwahlen wurde Meisners bisheriger Stellvertreter Günter Fröhlich zum Nachfolger als Erster Schützenmeister gewählt. Zweiter Schützenmeister wurde bis zur regulären Neuwahl im nächsten Jahr Artur Haupt. Fröhlich ehrte seinen Amtsvorgänger für 50-jährige Mitgliedschaft im 1458 erstmals erwähnten und damit ältesten Verein Bad Kissingens und ernannte ihn, der bereits 1981 mit dem Protektorabzeichen für besondere Verdienste ausgezeichnet worden war, nach einstimmigem Beschluss zum Ehrenschützenmeister: "So wie Alfred das gemacht hat, wird es nie wieder jemand machen."
Vereinsmitglied Reinhold Fritz wurde mit dem von Herzog Franz von Bayern als Protektor aller Schützen gestifteten Protektorabzeichen für seine 13-jährige Tätigkeit als Haus- und Geländewart sowie als verdienter Bauhelfer ausgezeichnet.
Arno Wachenbrönner, der bereits 1993 das Protektorabzeichen erhalten hatte, wurde als "Mann für alle Fälle" nach 30-jähriger Mitgliedschaft von der Generalversammlung einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt.