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Staatsforsten machen Inventur im Hammerlburger Wald


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Freitag, 16. August 2013

Der Forstbetrieb Hammelburg der Bayerischen Staatsforsten will wissen, wie groß der Holzvorrat in seinen Revieren ist. Dafür werden die Bäume in einem ausgeklügelten Verfahren inventarisiert.
Steffen Walther greift mit einer Schieblehre den Durchmesser des Stamms ab. Fotos: Arkadius Guzy


Noch bis in den Herbst hinein durchstreift Steffen Walther allein die Wälder zwischen Spessart und Rhön. Er nimmt es mit Gelassenheit. "Als Forstwirt ist man sowieso jeden Tag im Wald", sagt Walther. Er gehört zu einem Team von fünf Mitarbeitern, das für den Hammelburger Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten Inventur in der Natur macht.

Etwa alle zehn Jahre wird ermittelt, wie viel Holz im Wald vorrätig ist und wie viel seit der letzten Messung

hinzugewachsen ist. Die Daten bestimmen dann für weitere zehn Jahre die Arbeit des Betriebs. Sie legen vor allem fest, wie viel Holz eingeschlagen werden darf. Die aktuell noch gültige Planung begrenzt den Hiebsatz auf 118.000 Festmeter pro Jahr.

Für die nächste zehnjährige Periode von 2015 bis 2025 kann diese Zahl aber nicht einfach fortgeschrieben werden. "Denn in trockenen Jahren zum Beispiel wächst ein Baum langsamer als in regenreichen", erklärt Forstbetriebsleiter Adolf Herr. Daher müssen Steffen Walther und seine Kollegen in den Wald.

Magnete markieren die Bestände

Mit einem GPS-Gerät sucht Walther im Neuwirtshauser Forst einen der mehr als 4000 festgelegten Inventurpunkte. Die Koordinaten leiten den Forstwirt zu einem Bestand, der zuletzt im Jahr 2005 vermessen wurde. Sieben Bäume gingen damals in die Inventurliste ein. Um sie wiederzufinden, braucht Walther den genauen Ausgangspunkt der Stichprobe.

Daher sind zusätzlich zu den Koordinaten Magnetringe im Boden vergraben. Mit einem Detektor streift Walther den Waldboden um den vermuteten Standort ab, bis das Gerät einen lauten, kontinuierlichen Piepton von sich gibt. "Manchmal wühlen Wildschweine die Magnete aus der Erde", sagt Walther. Doch diesmal haben die Tiere die Markierung nicht verrückt. Von dem festgelegten Messpunkt aus lassen sich die sieben Bäume leicht identifizieren.

Mit einer Kluppe, einem überdimensionalen Messschieber, greift Walther den Durchmesser der Stämme ab und ermittelt per Laser die Höhe der Bäume. Eine Buche hat in den acht Jahren seit der letzten Stichprobe beachtliche sechs Zentimeter Durchmesser zugelegt. Der Grund ist für Adolf Herr leicht ersichtlich: Die Buche daneben wurde mittlerweile durch den Wind zu Boden geworfen. Der andere Baum bekommt nun mehr Licht.

Toter Baum schenkt neues Leben

Der umgeknickte Stamm bietet dafür Pilzen und anderen Lebewesen eine Nahrungsgrundlage. "Totholz ist für die Ökologie im Wald wichtig", erklärt Herr. Buchen werden daher liegen gelassen. "Der Totholzvorrat im Wald steigt", bilanziert Inventurleiter Bruno Schwab. Der tote Baum wird bei der Stichprobe ebenfalls erfasst. Walther notiert außerdem Wildschäden, die an den Bäumen zu erkennen sind.

Wenn in einem Umkreis um den Messpunkt Bäume einen Stammdurchmesser von 30 Zentimeter erreichen, müssen sie neu registriert werden, um ihre Entwicklung bei den künftigen Inventuren beobachten zu können. Jungpflanzen ab einer Wuchshöhe von 20 Zentimeter werden notiert. Sie lassen Aussagen darüber zu, wie sich der Wald von Natur aus verjüngt.

Die Inventur läuft bereits seit Mai. Durchschnittlich eine Stunde braucht Walther, um einen der definierten Bestände zu überprüfen. Im Winter werden die gesammelten Daten ausgewertet. Im kommenden Jahr geben dann Forsteinrichter auf Basis der Erhebung vor, wie viel Holz im Hammelburger Forstbetrieb künftig geschlagen werden kann.