Spur im Mordfall führt durch drei Bundesländer
Autor: Ralf Ruppert
Zeitlofs, Mittwoch, 25. Sept. 2013
Die Puzzleteile im Mordfall von Salmünster fügen sich nach und nach zusammen: Der 47-jährige Zeitlofser hat sich seine tödlichen Verletzungen vermutlich bei der Sprengung eines Fahrkartenautomaten südlich von Würzburg zugezogen.
Ein Opfer aus Unterfranken, der Tatort an der baden-würtembergisch-bayerischen Landesgrenze und die Leiche wird in Hessen gefunden: Der Fall um den 47-jährigen Zeitlofser, der Dienstag vergangener Woche in Salmünster tot aufgefunden wurde, wird zu einem echten Suchspiel für die Polizei. Allerdings passen mittlerweile immer mehr Teile zusammen, die große Frage bleibt nur: Wer sind die Täter und warum sind sie so weite Wege gefahren?
Direkt an der Landesgrenze
So verworren wie der Fall selbst, sind auch die Zuständigkeiten: Gaubüttelbrunn gehört eigentlich zum unterfränkischen Kirchheim, die Bahn-Haltestelle liegt aber einige hundert Meter westlich des Ortes - und zwar ausgerechnet jenseits der Landesgrenze zu Baden-Würtemberg. Deshalb haben Bundespolizei, Staatsanwaltschaft Mosbach und die Polizeidirektion Tauberbischofsheim die Sprengung des Fahrkartenautomaten bearbeitet, in der Pressestelle der unterfänkischen Polizei war der Fall gestern auf Nachfrage zum Beispiel gar nicht bekannt. Kein Wunder, dass auch die Ermittler aus Hessen einige Zeit benötigten, um einen Zusammenhang zum Todesfall in Saalmünster herzustellen.
Doch im Nachhinein scheint alles viel schlüssiger: Am Dienstag, 17. Dezember, ging um 1.50 Uhr bei der Bahn-Leitstelle eine Störungsmeldung von der Haltestelle Gaubüttelbrunn an der Bahnlinie Würzburg-Tauberbischofsheim ein. Wenig später stellten Polizisten fest, dass ein Fahrkartenautomat in die Luft gesprengt worden war, und stießen auf eine Blutlache. "Täter offenbar verletzt" hieß es am nächsten Tag in der gemeinsamen Medienmitteilung von Bundespolizei, Polizeidirektion Tauberbischofsheim und Staatsanwaltschaft Mosbach.
Dass ein Täter beim Versuch, an das Kleingeld im Automaten zu kommen, nicht nur verletzt wurde, sondern diesen Verletzungen sogar erlag, war vor einer Woche freilich noch nicht klar. "Die Haltestelle Gaubüttelbrunn bei Wittighausen ist eigentlich kein Ort für Verbrechen", heißt es in der Medienmitteilung. Die kleine, wenig frequentierte Haltestelle hatten sich die Täter vermutlich ausgesucht, weil sie dort ungestört arbeiten konnten. Laut Polizeibericht hatten die Täter wohl zunächst erfolglos versucht, den Fahrkartenautomaten gewaltsam zu öffnen.
Lediglich Münzgeld als Beute
"Anschließend wurde der Automat offensichtlich auf bislang nicht bekannte Art und Weise aufgesprengt. Der oder die Täter erbeuteten dabei lediglich Münzgeld, wofür sie allerdings ihr Leben aufs Spiel setzten", heißt in der Mitteilung der Polizei. Und: "Möglicherweise wurde bei der gefährlichen Sprengung ein Täter nicht unerheblich verletzt, da am Tatort eine größere Blutlache zurückblieb." Die Suche mit Polizeihubschraubern nach den Tätern, die unter anderem 16.000 Euro Schaden am Automaten angerichtet hatten, blieb erfolglos.
Was nach der Sprengung geschah, lässt sich nur vermuten: Die Mittäter müssen den 47-jährigen Zeitlofser in dessen Auto offenbar nach Salmünster gebracht haben, das bedeutet eine Fahrzeit von mindestens eineinhalb Stunden für rund 150 Kilometer Strecke. Dort ließen sie den Verletzten auf einem Parkplatz liegen und verständigten die Polizei. Er wurde um 3.20 Uhr gefunden, um 3.55 Uhr wurde sein Tod festgestellt.
Das Fahrzeug des Opfers wurde erst einige Stunden später am Bahnhof Schlüchtern abgestellt - die Blutspuren darin sind ein Hinweis darauf, dass der Tathergang so gewesen sein könnte. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es jedoch auch gestern nicht.
Hinweise nehmen die Polizei in Tauberbischofsheim (Tel.: 09341/ 81-0) und Gelnhausen (Tel.: 06051/ 8270) entgegen.