Sprungbrett für die Karriere bei Konzert in Bad Bocklet
Autor: Peter Klopf
Bad Bocklet, Mittwoch, 29. Januar 2014
Studenten der Würzburger Musikhochschule stellten sich im Großen Kursaal vor.
"Willst du immer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah." Die Anfangsverse von Goethes Vierzeiler "Erinnerungen" kamen unwillkürlich beim Kammerkonzert von Studenten der Hochschule für Musik Würzburg im Bad Bockleter Kursaal in den Sinn. Es müssen nicht immer Musiker aus fernen Ländern sein, wenn man erstklassige Musik hören will. Mit einem ansprechenden Programm zogen elf Studierende der Kammermusikabteilung der Würzburger Hochschule alle Register ihres Könnens.
Schon der Eingang des Konzertes mit Hector Villa-Lobos' "Sextuor mystique" war ein besonderer Genuss. Der Brasilianer Hector Villa-Lobos (1887-1959) ist einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, dessen Musik einheimische Elemente mit der westlichen klassischen Musik verbindet. Während seiner Reisen in den Bundesstaaten Espírito Santo, Bahia und Pernambuco nahm er die brasilianische Volksmusik in sich auf und komponierte eigene Stücke, in denen die eingefangenen Klänge virtuos umgesetzt wurden. In einer außergewöhnlichen Besetzung interpretierten Christina Trageser (Flöte), Benedict Bertsch (Oboe), David Rüll (Saxophon), Oliver Brenn (Gitarre), Andrea Schrott (Celesta) und die Harfenistin Maria-Theresa Freibott das brillante Meisterwerk in beeindruckender Weise.
Das Duo Jaromir Kostka (Violoncello) und Jonas Gleim (Klavier) hatte sich der Sonate für Violoncello und Klavier e-Moll op. 38 von Johannes Brahms verschrieben. Die ersten beiden Sätze der e-Moll-Sonate hat Brahms 1862 während eines Sommeraufenthalts in Baden-Baden komponiert, das Finale erst drei Jahre später. Besonders sommerlich klingt diese Musik nicht, vor allem der erste Satz hat eher etwas Schwermütig-Herbstliches.
Erfolglose Clara Schumann
An zweiter Stelle stand ursprünglich ein Adagio, das Brahms später wieder gestrichen hat. Auch Clara Schumann konnte ihn nicht dazu überreden, diesen Satz zu veröffentlichen. So ist also der frühere dritte Satz nun der zweite, ein recht schwerfälliger Tanz. Beim letzten Satz handelt es sich um eine Fuge, die deutlich von Bachs Kunst der Fuge inspiriert ist. Hier begeisterte Jaromir Kostka, der, ganz in seine Musik vertieft, mit vollem Körpereinsatz die Sonate emotional auf seinem Cello interpretierte, vertrauend auf die Übereinstimmuing mit seinem Partner Jonas Gleim.
Peter Tschaikowsky hat sein Klaviertrio a-Moll op. 50 zum Gedenken an seinen Freund Nikolai Rubinstein geschrieben. Eine Überfülle von Melodien zeichnet das Werk aus. Der erste Satz ist eine Folge von thematischen Einfällen, in deren Zentrum ein zunächst vom Cello vorgetragenes weit schweifendes elegisches Thema steht. In der Reprise wird es von der Geige vorgetragen und in der Coda vom Klavier übernommen. Schließlich beendet es auch den dritten Satz, sodass das Werk wieder zu seinem Anfang zurückkehrt. Beeindruckend, wie Könül Mehtiyeva (Klavier), Nikolay Leshchenko (Violine) und Anton Stötzer (Violoncello) den ersten Satz gefühlsbetont wiedergaben.
Berufsbild hat sich verändert
Wie die Organisatorin des Konzertes, Isabel Schmitt, erläuterte, hat sich das Berufsbild des Musikers in den letzten Jahren entscheidend verändert. Die bisher üblichen Perspektiven vom Orchestermusiker oder Solisten werden immer häufiger durch pädagogische Tätigkeiten, insbesondere aber durch die Mitwirkung in Ensembles wesentlich verschoben und ergänzt. "In den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen kommt dem Ensemblemusizieren jedoch ein zentraler Stellenwert zu, der dem gewachsenen Bedarf an Kompetenzen Rechnung trägt. In Bad Bocklet bietet uns die Kurverwaltung die Möglichkeit, dass die Studierenden Auftrittserfahrung sammeln." Dabei sei es wichtig zu lernen, mit Lampenfieber umzugehen, sich auf andere Klaviere einzustellen oder Leistungen auf den Punkt abzurufen. Was dies betraf, konnten die jungen Musiker zufrieden sein.