Sportheim Reichenbach wird zum Narrenhaus
Autor: Arnold Nöth
Reichenbach bei Münnerstadt, Sonntag, 10. Februar 2013
In Reichenbach ging es bei der FC-Fastnacht zwei Abende hoch her. Susanne und Lothar Hillenbrand waren mittendrin.
Zwar sind die Eheleute Susanne und Lothar Hillenbrand schon seit Jahren tragende Narren-Säulen in der Reichenbacher FC-Fastnacht. "Aber heute früh war ich schon seit sechs Uhr wach und habe hin und her überlegt, wie machen denn wir das und wie wir das denn mit dem Zaubertrick am besten hinbekommen." Doch am Abend waren sie dann ja an mehr als einer Handvoll Programmpunkte aktiv beteiligt; vor allem für den Part als Magier und Assistentin bekamen sie rauschenden Beifall und viel Lob. "Es war einfach genial, der ganze Abend hat mir sehr gut gefallen", meinte dazu erleichtert nach dem Programm Susanne Hillenbrand.
Zwei Mal volles Haus
Zwar hatten die Reichenbacher diesmal im Vorverkauf etwas geschwächelt, doch dann war die Bude bei beiden Narrensitzungen voll. Und wer da nicht zum Tränen-Lachen kam, der war selber schuld. Denn die etwa 80 Akteure, von ganz jung bis gut erhalten, boten ein vielfältiges und kunterbuntes Fastnachts-Programm, das in seinem Themenbereich die ganze Breite menschlichen Seins umspannte.
Die große und kleine Politik blieb dabei außen vor; lieber wurden die großen und kleinen Sünden, Dummheiten und Abenteuer diverser Mitmenschen auf die Schippe genommen, genüsslich durch den Kakao gezogen und mit Wonne und fosenöchterischer Bosheit breit getreten. Ob da die traditionelle Rentner-Truppe, die sich diesmal beim Kloster Kreuzberg traf und über Gott und die Welt schwadronierte, oder ob das in Ehren ergraute Gespann Brunhilde und Otmar (Susanne und Lothar Hillenbrand) um die ewigen Kuchen-Esserei oder die Geschmacksnote von gegrillten Heuschrecken stritt; ob der Bademeister (Jürgen Nöth) viele Details und Wissenswertes rund um das nasse Element zu berichten hatte oder ob die Markt-Bärbel (Andreas Trägner) in vorzüglicher Parodie einer bekannten Fastnacht-Größe den Saal zum Kochen brachte - da war schwer was geboten.
Die Menge tobte
Und auch die bekannten Friedhofgängerinnen und Klatschbasen Mariechen und Glocks-Kuni (Andreas Trägner, Guntram Hillenbrand), welche die närrische Zuhörerschar mit Neuigkeiten, die die Welt nicht braucht, malträtierten, trugen mit dazu bei, dass die Menge tobte.
Doch auch mit heiteren und unterhaltsamen Sketchen, Spielszenen und Parodien gingen die Akteure zum Angriff auf die Lachmuskeln über: Da war die Schlafzimmer-Geschichte "Zwei Füße zu viel im Bett" (Andreas Trägner, Gerdi, Guntram Hillenbrand,) samt folgendem Gesangsstück unter Beteiligung des Publikums; aber auch die umwerfende Darstellung von Hygiene-Maßnahmen im Seniorenheim (unter Beteiligung des neuen Bewohners Bürgermeister Helmut Blank). Dann stellte sich das Problem mit zu wenigen Händen im Männer-Pissoir, das aber die Putzfrau ungeniert und hilfreich löste.
Wie würdige Herren sich mit akademischen Gesprächen die Zeit in der gemeinsam genutzten Badewanne vertreiben, das stellten Heiko Schölzke und Stefan Raab in einem Loriot‘schen Sketch mit nackten Tatsachen vor. Mit gekonnten Darstellungen und vielköpfigem Personalaufwand wurde eine bekannte TV-Casting-Show auf die Schippe genommen, mit tollen Gags und Parodien das Streben nach Rum und Starlet-Sein, aber auch die oft menschenverachtende Kommentierung und Bewertung durch die selbst ernannten Spezialisten der Jury auf das köstlichste rübergebracht. Eine wahrhaft tolle Darbietung - eigentlich fast zu schade, um nur zur Fastnachtszeit gezeigt zu werden!
Selbstverständlich wurden auch die Tanzbeine geschwungen; sorgten kleine und große Tänzerinnen und Tänzer mit viel Bewegung, Glimmer, Glitter auf der Bühne für schwungvolle Vorstellungen und Unterhaltung. Als Gastgruppe trug die Elferrats-Garde Münnerstadt mit zwei gekonnten und farbenfrohen Showtänzen zum Programm bei; die Nachwuchs-Sternchen aus Reichenbach fegten als Räuber und Gendarm (Los Panditos and Police) über die Bühne.
Auftritt der Zimtzicken
Als "Zimtzicken" betitelt, zeigten Mädchen, mit tollen Solo-Einlagen, was sie unter Show-Tanz verstehen. Nicht zu vergessen die Damen, die sich als hervorragend dargestellte Tanzformation (Krampfader-Geschwader) mit einem feschen Beitrag in der Casting-Show kurz geschürzt und langbeinig vor das Publikum und die garstige Jury wagten. Mit mehr oder weniger Grazie versuchte sich als Schlusspunkt des Abends auch wieder ein Männer-Team, diesmal als wasserdichte Grazien mit einem spritzigen Wasserballett samt Hai.