Zu viel Leichtsinn steckt im Fell der Kissinger Wölfe
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Sonntag, 12. Februar 2017
Beim Sieg über Pfronten zum Playoff-Start machen sich die Saalestädter das Leben unnötig schwer.
Kissinger Wölfe - EV Pfronten 7:3 (2:2, 2:1, 3:0).
So sehen doch keine Sieger aus. Dia Fans wollten feiern, die Wölfe wirkten müde und ausgelaugt. Ein Teil der Spieler hatte es nicht mal mehr aufs Eis geschafft, wo der Rest des Rudels die Ovationen mit sparsamer Gestik über sich ergehen ließ.
Immerhin 300 Fans waren erwartungsfroh in den Wolfsbau gepilgert zum ersten Playoff-Spiel gegen die Falcons. Gut war die Stimmung, und hätte doch noch besser sein können, wenn auch der Gegner unterstützt worden wäre. Aber vom Pfrontener Fanclub "Leprechauns" wurde am Freitagabend niemand an der Saale gesichtet. "Bei solch weiten Fahrten kommt da niemand mit", sprach eine EV-Betreuerin die überschaubare Begeisterung der Allgäuer für ihre Mannschaft an. Die lag früh zurück, weil Eugen Nold nach einem Schuss von Niko Grönstrand und einer Unsicherheit von EV-Goalie Fabian Möller abstaubte (2.). Kein Bein aufs Eis brachte zunächst der überforderte Gegner, und doch stand es 1:1 (5.), weil die Saalestädter offensiv euphorisch, aber defensiv nachlässig auftraten. Mit seinem Sololauf hatte Florian Häfele egalisiert, ehe Wölfe-Goalie Donatas Zukovas einen Rückstand verhinderte mit der Parade gegen Stefan Schödelbauer. Erneut nicht die beste Figur gab der Kollege auf der anderen Seite ab, der zum zweiten Mal geschlagen war beim Schuss von Simon Eirenschmalz - von der Mittellinie aus (8.).
Kein Wunder, dass in der Folge Pfrontens Schlussmann unter Beschuss genommen wurde. Aber da war auch viel Pomadigkeit im Spiel der Wölfe, die allerhand Hochkaräter ausließen. Und bedröppelt drein blickten, als ein abgefälschter Schuss den erneuten Ausgleich bedeutete. "Wir haben die besseren Spieler, aber Pfronten ist physisch stark, unbequem und mannschaftlich geschlossen", bilanzierte Christian Keul aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit in der Drittelpause.
Mentale Aussetzer
Bruder Leichtsinn sollte in den Klamotten bleiben. Auch Christian Masel schluderte vor dem Tor, um dann doch zu treffen nach dem grandiosen Rückpass von Roman Nikitin (28.). Viktor Ledin und Mikhail Nemirovsky hatten das 4:2 auf dem Schläger, aber die Truppe von Herbert Gmeinder blieb am Puck, profitierte einmal mehr von mentalen Aussetzern der Unterfranken und glich zum dritten Mal aus durch Ex-Oberligaspieler Adrian Hack (38.). Exakt zehn Sekunden später führten die Wölfe wieder dank Chad Evans. "Wer das nächste Tor schießt, wird dieses Spiel gewinnen. Da gebe ich Brief und Siegel drauf", sagte Michal Rosin in der zweiten Pause. Und dass das die Wölfe sein würden, da war sich der Wölfe-Vorsitzende zu diesem Zeitpunkt gar nicht so sicher. Großartig gezittert werden musste allerdings nicht mehr. Weil Christian Masel auf 5:3 stellte (45.), Und weil Nikitin in 5:3-Überzahl das halbe Dutzend vollmachte (47.). Wegen Foul an Masel mit Verletzungsfolge hatte EV-Crack Thomas Böck eine 5-Minutenstrafe absitzen müssen. Der junge Kissinger musste im Krankenhaus genäht werden, verpasste so den Schlusspunkt von Spielertrainer Nemirovsky (60.), der hernach reichlich Kritikpunkte fand. "Wir können vor allem defensiv besser spielen. Ein paar Jungs schienen mir nicht perfekt vorbereitet. Unser Puck-Management hat nicht gepasst, die Positionen im Aufbauspiel haben nicht gestimmt und wir haben zu wenig Druck auf den gegnerischen Spieler ausgeübt."