Zehn Deutsche Meister aus Bad Kissingen
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Montag, 24. Februar 2014
Bei den Deutschen Sambo-Meisterschaften gewinnen Bad Kissinger Sportler zehn Titel. Ein Quartett hat sich sogar für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea qualifiziert. Aufgrund der Kosten befürchtet Bundestrainer Albert Köpplin, dass seine Sportler diese Gelegenheit verpassen.
Man stelle sich vor, die Fußball-Nationalmannschaft qualifiziert sich für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und kann sich den Flug nicht leisten. Eine lächerliche Vorstellung. Albert Köpplin hat exakt dieses Problem. Als Sambo-Bundestrainer und Vereins-Coach des TSV Bad Kissingen. Rustam Alakhveran und Juri Pitchenko bei den Junioren sowie Philipp Graf und Andrej Karlin bei den Erwachsenen haben sich als Deutsche Meister für die Welttitelkämpfe im Spätherbst in Südkorea (Junioren) und Japan (Erwachsene) qualifiziert. Und werden vielleicht um diese Chance gebracht, weil sich der Sambo-Verband die Asien-Reise nicht leisten kann.
"Wir brauchen Sponsoren, vor allem für die Flug-Tickets. Hotelkosten und Spesen müssen wir wohl aus eigener Tasche bezahlen", sagt Köpplin. Dabei ist Sambo längst keine Randsportart mehr. "Über 6000 Personen betreiben deutschlandweit diese Sportart", sagt der 56-Jährige, der in Bad Kissingen als Streetworker arbeitet und quasi ehrenamtlich das Amt des Bundestrainers bekleidet.
Sambo vielleicht bald olympisch
Sambo - eine in Russland erfundene Kampfsportart - könnte bald sogar in die Liste der olympischen Disziplinen aufgenommen werden. Die Hauptbedingung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an die Sportarten, die es beanspruchen, unter den Olympischen Disziplinen aufgelistet zu werden, lautet, dass die Sportart mindestens in 50 Ländern und mindestens auf drei Kontinenten verbreitet sein muss. Diese Bedingung ist längst erfüllt.
Ein Olympiasieger aus Bad Kissingen? Ist denkbar, weil die Athleten aus der Kurstadt zu den besten Sambo-Kämpfer bundesweit gehören. Bei den Deutschen Meisterschaften in Heidenheim gewannen TSV-Sportler gleich zehn Titel. Dazu kamen fünf zweite und zwei dritte Plätze. Eine unglaubliche Bilanz der 25 Unterfranken im Feld der 260 Sportler. "Die Jungs haben uns positiv überrascht. Mit so einem Erfolg hatten wir nicht gerechnet", sagt Köpplin, der die Bad Kissinger gemeinsam mit Levan Goschteliani und Andreas Karich betreut und auf die Wettkämpfe vorbereitet hatte.
Spezielle Taktik zum Sieg
Weil 70 Prozent der Teilnehmer Judokas waren, hatte sich das Trainer-Team einen Plan zurechtgelegt, der zu hundert Prozent aufgegangen war. "Judokas kämpfen praktisch nur im Stand. Daher wollten wir diese Gegner zum Boden ziehen und dort die Hebel ansetzen", verrät Köpplin die Taktik.
Selbst die vergleichsweise kurze Fahrt in den Osten Baden-Württembergs wäre ohne Unterstützung schwierig geworden. Der Bad Kissinger Verein "KIDRO" und der Kreisjugendring ermöglichten den Transport per Bus. Und von "Integration durch Sport", einem Programm des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), gab es nach Antrag-Stellung einen Fahrtkosten-Zuschuss.
"Bei der letzten Weltmeisterschaft in St. Petersburg hatten alle bedeutenden Nationen Berichterstatter vor Ort. Für die deutschen Medien galt das nicht", bedauert Köpplin die fehlende Wertschätzung auch von dieser Seite. Zumindest einheitliche Trainings-Anzüge besitzt die Sambo-Nationalmannschaft seit einigen Monaten. Albert Köpplin ist sich nicht zu schade, Klinken zu putzen. "Als die Bundestags-Abgeordnete Dorothee Bär in Bad Kissingen war und wir in unserer Übungs-Halle eine Sambo-Vorführung gaben, habe ich ihr von unseren Problemen erzählt. Ein paar Wochen später hatten wir die Trainings-Anzüge mit dem Adler auf der Brust."
Bad Kissinger Sambo-Kämpfer fahren nicht zu einer Weltmeisterschaft, weil die finanziellen Mittel fehlen? Bundestrainer Albert Köpplin hofft, dass diese Vorstellung eines Tages tatsächlich lächerlich ist.
Gold Philipp Graf (68 kg), Andrej Karlin (74 kg/beide Erwachsene), Juri Pitchenko (76 kg/U-20), Rustam Alakhveran (81 kg/U-18), Eugen Sergeev (63 kg/U-15), Ilie Balika (59 kg/U-15), Elvira Gogolkin (55 kg/U-15), Marcel Bäumler (53 kg/U-13), Stanley Haag (62 kg/U-13), Viktor Karich (35 kg/U-12).
Silber Alexander Meller (100 kg/Erwachsene), Alexander Pesozkij (62 kg/Erwachsene), Sergej Pesozkij (82 kg/U-20), Vladislav Hanstein (70 kg/U-18), Denis Justus (+67 kg/U-13).
Bronze Kai Friedensohn (81 kg/U-18), Vitali Kropotin (+78 kg/U-15).