Wunden lecken bei den Kissinger Wölfen
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Montag, 19. Februar 2018
Bei der Derbypleite in Schweinfurt vor über 1000 Zuschauern bringen nur die Fans eine ansprechende Leistung.
ERV Schweinfurt - Kissinger Wölfe 6:2 (1:1, 3:0, 2:1).
Sein Comeback hatte sich Wölfe-Spielertrainer Mikhail Nemirovsky sicher anders vorgestellt. Nun gut, beim 10:9-Sieg am Freitagabend gegen Haßfurt stimmte zumindest die Offensivleistung. Aber sechs weitere Gegentreffer zwei Tage später manifestieren defensive Anfälligkeiten, die ganz gewiss nicht allein der Abwehr angelastet werden dürfen. Den zum Teil neu zusammengestellten Sturmreihen fehlt ganz offensichtlich die Abstimmung. "Vor allem die Leistung im zweiten Drittel war absolut ungenügend, da hat bei uns so gut wie nichts gepasst. Kann schon sein, dass uns das Freitagsspiel noch in den Knochen gesteckt hat, aber das soll und darf keine Entschuldigung sein. Glückwunsch in jedem Fall an die Schweinfurter, die ihre Sache wirklich sehr gut gemacht haben", sagte Wölfe-Vorsitzender Michael Rosin.
Den besseren Start erwischten die Schweinfurter mit dem Führungstreffer durch Stephen Heckenberger (5.), aber auch die 100 Gästefans durften im Auftaktdrittel jubeln beim Ausgleich von Christian Masel (11.). Den Assist hatte Viktor Ledin beigesteuert. Hart, aber fair bekämpften sich die Kombattanten, umso überraschender geriet das Mitteldrittel, das die Mainfranken deutlich mit 3:0 für sich entschieden durch Tore von Stephan Trolda (28.), Dion Campbell (32.) und Spielertrainer Zdenek Vanc (39.), der sich nach den Ausfällen von Jonas Manger, Michele Amrhein und Matthias Kohl selbst ins Team rotiert und auf der Bank Steffen Reiser und Thomas Berndaner Weisungsbefugnis erteilt hatte.
Zu viel Nackenschläge für die ohne Verteidiger Niko Grönstrand (Grippe) angetretenen Gäste, die endgültig bedient waren, als Pascal Schäfer (52.) und erneut Campbell (59.) das halbe Dutzend vollmachten. Kurz vor dem zweiten Gegentreffer, bei dem der Puck noch durch die Kufe von Kissingens Johan Larsson abgefälscht wurde, hatten Alexei Zaitsev und Anton Seewald womöglich entscheidende Hochkaräter vergeben im Duell mit ERV-Goalie Benni Dirksen. Einen gebrauchten Tag erwischt hatte auch Nikolei Kiselev, der vom Online-Portal "bayernhockey.com" zum Spieler des Monats Januar innerhalb der Verzahnungsrunde gewählt worden war.
Für Ergebniskorrektur sorgte Roman Nikitin nach dem Pass von Domantas Cypas (52.) vor den offiziell 1013 Zuschauern im Icedome. Kein Trostpflaster für die trotzig feiernden Wölfe-Anhänger, die den letzten Gruß der Mannschaft zum Großteil schon nicht mehr erlebten. "Wir waren gegen die Mighty Dogs nicht nah genug an unseren Gegenspielern und haben uns viel zu viele Fehler erlaubt. Das müssen wir abstellen", weiß Rosin, dessen Mannschaft in der Tabelle auf Rang zwei hinter dem EHC Königsbrunn abrutschte, der mit seinem 10:7-Erfolg in Haßfurt den "Hawks" die letzten Hoffnungen auf den Aufstieg raubte. Eigentlich ein Irrsinn, dass die Truppe von Martin Reichert am Wochenende bei 16 Treffern in zwei Spielen keinen einzigen Punkt holte - was bei 20 Gegentoren wiederum verständlich ist.
Die Schweinfurter "Auferstehung" nach der deprimierenden 1:4-Pleite in Amberg hinterließ auf der anderen Seite einen mehr als zufriedenen Steffen Reiser. "Wir haben taktisch und in den Reihen umgestellt und waren fokussiert über fast 60 Minuten. Dazu kam Scheibenglück mit Toren zum richtigen Zeitpunkt. Eine solch gute Leistung haben wir in dieser Saison so oft noch nicht gesehen. Dass wir aufsteigen wollen, hat man heute gesehen."
Besser machen wollen es die Kurstädter am Freitag in Amberg und insbesondere am Sonntag gegen die IceHogs aus Pfaffenhofen, deren Verantwortlichen zu den Rädelsführern gehören beim aktuellen Ablästern über fränkisches Eishockey. Eine Frage der Ehre, die für zusätzliche Spannung im Wolfsbau sorgen wird.