Wucht und Genialität bei den Kissinger Wölfen
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Donnerstag, 23. Oktober 2014
Die Kissinger Wölfe präsentieren sich ihren Fans erstmals in eigener Halle. Gegen den SE Freising (Freitag, 20 Uhr) und TSV Trostberg (Sonntag, 18 Uhr) sind sechs Punkte fest eingeplant.
Power. Mumm. Genialität. Attribute, für die das Bad Kissinger Eishockey in dieser Saison steht. Auf die Eishockey-Freunde der Region wartet eine Punkterunde der Superlative. Nach dem Bayernliga-Abstieg des ESC Haßfurt und dem Oberliga-Rückzug des ERV Schweinfurt spielen die ewigen Rivalen tatsächlich in einer Liga mit den Saalestädtern, die nicht umsonst zum Favoriten-Kreis gehören. "Wenn wir von größeren Verletzungen verschont bleiben, ist eine Top-Platzierung möglich", sagt Sport-Chef Thomas Berndaner.
Ein ehrgeiziger Trainer
Optimismus, der eine Basis hat. Die Qualität der Neuverpflichtungen verspricht Eishockey der gehobenen Klasse. "Mikhail Nemirovsky ist ein Perfektionist. Und extrem ehrgeizig.
Der ist nach Bad Kissingen gekommen, um sportlichen Erfolg zu haben", sagt Berndaner über den neuen Spielertrainer, der zuletzt das Trikot der Schweinfurter Mighty Dogs trug. Höherklassige Erfahrung haben auch Alexander Engel und Jan Pantkowski im Dress der Kassel Huskies sammeln dürfen. Exquisite Verstärkungen auf der Verteidiger-Position. "Damit haben wir den Engpass in der Defensive schließen können", freut sich der spielende Sportchef über neue Mitstreiter an seiner Seite. Erst recht, weil Sven Kaufmann am Freitag gesperrt fehlt. Ihre Heimspiel-Premiere bestreiten zudem Goalie Julian König und Stürmer Philipp Golz.
Sechs Punkte sind eingeplant
"Wir wollen den Fans besseres Eishockey als im Vorjahr zeigen und Werbung für unseren Sport machen", kündigt Berndaner an. Nach der 5:6-Niederlage in Passau und dem 7:3-Sieg in Inzell sind im Heimspiel-Doppel gegen den SE Freising und TSV Trostberg sechs Punkte fest eingeplant. Vereine, die bestenfalls im Mittelfeld erwartet werden. Und dennoch keine Leichtgewichte sind. Stürmer Patrick Holler, der mit der Empfehlung von 36 Scorerpunkten vom Bayernligisten aus Moosburg nach Freising gewechselt ist, der Ex-Haßfurter Markus Waldvogel und der Ex-Schweinfurter Dennis Martindale gehören zu den Leistungsträgern der Blackbears, die drei ihrer vier Vorbereitungsspiele gewonnen haben und am Freitag ihr erstes Saisonspiel bestreiten.
Die "Chiefs" vom TSV Trostberg verloren ihre ersten drei Spiele und beginnen ihr Unterfranken-Wochenende am Samstag im Schweinfurter Icedome. Die wichtigste Verstärkung ist dem Team aus dem Landkreis Traunstein wohl auf der Trainerbank gelungen. Mit dem Deutsch-Kanadier Alex Stein, Head-Coach und Sportdirektor in Personalunion, konnten die Oberbayern eine namhafte Neuverpflichtung tätigen mit Stationen in Weiden und Klostersee.
Doch keine neue Bande
Mit einem weiteren "Neuzugang" hatten die Kissinger Wölfe zum Saisonstart gerechnet, der allerdings eine Zwangspause verordnet bekam. Ordentlich Geld in die Hand genommen hatten die Verantwortlichen um Vorsitzenden Vassili Ledin bei der Anschaffung einer neuen Bande aus Finnland. Die musste kurzfristig aber wieder eingelagert werden nach technischen und statischen Untersuchungen. "Um die neue Bande in Bad Kissingen aufbauen zu können, müssen spezielle Konstruktionen gefertigt werden, was in der Kürze der Zeit nicht machbar war und den rechtzeitigen Start in die Saison unmöglich gemacht hätte", sagt Maik Schmeller vom Gebäude-Management der Stadt Bad Kissingen. "Wir hatten die alte Bande mit viel Personaleinsatz abgebaut, mussten dann wieder alles in den Ursprungszustand setzen", bedauert Berndaner.
Eis hat seinen Preis
Die Abhängigkeit von Entscheidungen der Stadt in Sachen Eishalle muss der Eishockey-Verein akzeptieren. Auch, was den Beginn der Eis-Zeit Mitte Oktober angeht. Aufgrund der personellen Gegebenheiten können die Arbeiten in der Eishalle erst beginnen, wenn im Terrassenbad die Nachbereitungen der Saison abgeschlossen und die Becken, Gebäude und technischen Anlagen winterfest sind. Eine vorzeitige Inbetriebnahme würde laut Schmeller Mehrkosten in Höhe von etwa 10 000 Euro bedeuten. "Durch die technischen Gegebenheiten der Ammoniak-Kälteanlage, deren Inbetriebnahme nur durch Fachkräfte erfolgen kann, könnte zudem bei zu hohen Außentemperaturen nicht die notwendige Kälte für die Eisproduktion erzeugt werden", so Schmeller.
Privatisierte Halle in Lauterbach
Zum Training wichen die Wölfe mal wieder nach Lauterbach aus. Die hessische Kreisstadt im Vogelsberg-Kreis ist kleiner als Bad Kissingen, öffnete ihre Eishalle aber bereits am 31. August. Dank bemerkenswerter Umstände. Aufgrund baulicher Mängel drohte vor einigen Jahren sogar der Abriss, weil sich die Stadt die Sanierungskosten in Höhe von einer Million Euro nicht leisten konnte. Es bildete sich eine Bürgerinitiative, aus der der EC Lauterbach e.V. hervorging. Eine Spendenaktion brachte binnen acht Wochen 130 000 Euro. Dazu kamen aus verschiedenen Töpfen weitere Zuschüsse. Mittlerweile ist der Verein - nach einer Wirtschaftlichkeits-Berechnung - für 30 Jahre der Pächter der Halle samt Gastromonie. Mit allen Rechten und Pflichten. "Ohne die große ehrenamtliche Hilfe wäre das nicht machbar. Darüberhinaus haben wir aber auch zwei Eismeister in Vollzeit und diverse Teilzeitkräfte angestellt", erzählt Vorsitzender Manfred Naumann.
Kein Pachtzins
Einen Pachtzins zahlt der Verein nicht. "Nebenkosten, Wartung oder Reparaturen müssen wir dafür in Eigenregie leisten", sagt der Event-Gastronom, der vor allem im Dezember und Januar eine hohe Auslastung hat mit Eishockey und Eislauf-Zeiten. Und natürlich im Spätsommer immer wieder Trainingslager anbieten kann. "Darüber hinaus muss man natürlich immer kreativ sein, um die Halle zu füllen. Einfach ist hier kein Geld zu verdienen, zumal die Halle ab April wieder schließt", so der 58-Jährige. Ein Modell auch für Bad Kissingen?
Auftakt Zur Heimspiel-Premiere empfangen die Kissinger Wölfe am Freitag (20 Uhr) den SE Freising. Am Sonntag (18 Uhr) gastiert der TSV Trostberg in der Bad Kissinger Eissporthalle.
Zugänge Mikhail Nemirovsky (ERV Schweinfurt), Alexander Engel (Kassel Huskies), Jan Pantkowski (Kassel Huskies), Philipp Golz (FASS Berlin), Julian König (EV Landshut U-18 DNL), Mark Dunlop (ab 1.12./Petrolia Squires WOAA).
Abgänge Mark Stibitz (ERV Schweinfurt), Maximilian Stöpel (Pause).
Saison 14 Mannschaften spielen in der Landesliga Nordost, die sich attraktiv wie selten zuvor zeigt. Höhepunkte sind zweifelsohne die Spiele gegen den ESC Haßfurt (H 19.12. / A 26.12.) und ERV Schweinfurt (A 07.12. / H 13.02.). Ihre Heimspiele bestreiten die Kissinger Wölfe meistens freitags, sonst am Sonntag.
Trainer Mikhail Nemirovsky, Michael Rosin.
Goalies Kevin Keßler, Dennis Schmitt, Julian König.
Verteidiger Kevin Faust, Thomas Berndaner , Alexander Berger, Sven Kaufmann, Jan Pantkowski, Alexander Engel , Mark Dunlop.
Stürmer Viktor Ledin, Sidney Els, Roman Nikitin, Martin Schuler, Jens Freund, Jonas Manger, Paul Schmelzer, Phillip Golz, Mikhail Nemirovsky, Alexander Andrusovich, Andreas Hampl.