Wie Hammelburg den Hexenkessel eroberte
Autor: Sebastian Schmitt
LKR Bad Kissingen, Dienstag, 25. Oktober 2022
Bemerkenswert fairer und respektvoller Umgang in einem emotionsgeladenen Derby. Der nächste klare Sieg für Nüdlingens Männer.
FC Bad Brückenau - TV/DJK Hammelburg 19:21 (12:7).
Geprägt von Spannung, Stimmung und Emotionen, aber auch von Aufregung, Unsicherheiten und Nervosität war das traditionsreiche Sinn-Saale-Derby in der Römershager Dreifachturnhalle. Der Bad Brückenauer "Hexenkessel" war erwartungsgemäß sehr gut gefüllt, denn zumindest in der unterfränkischen Bezirksoberliga hat es dieses Aufeinandertreffen seit gefühlt einer Ewigkeit schon nicht mehr gegeben. Dass die aufstrebenden Saalestädterinnen eine äußerst stattliche Fangemeinde aus Hammelburg anlockten, darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Der erste Durchgang gehörte fast komplett den Sinnstädterinnen, die bis zur Pause in der Abwehr sehr sattelfest, selbstbewusst und standsicher wirkten und damit den Aufsteigerinnen doch gehörig Kopfzerbrechen bereiteten. Nach über zwanzig Minuten hatten die Hammelburgerinnen nicht einmal vier Treffer erzielen können, was Coach Bernhard Hereth recht frühzeitig und sehr deutlich anprangern musste.
Die Zurückhaltung abgelegt
Das Team von Yvonne Paul und Thomas König lag phasenweise mit bis zu fünf Treffern Vorsprung in Führung, ohne aber in Sachen Chancenverwertung übermäßig zu glänzen. Und genau das sollte sich im zweiten Durchgang rächen, denn nach und nach legten die Aufsteigerinnen ihre Zurückhaltung ab und kamen offensiv mit viel Tempo und sehenswerten Kontern immer besser zur Geltung. Es entwickelte sich ein spannungsgeladener Zweikampf auf Augenhöhe, bei dem das Pendel nach rund 50 Minuten Spielzeit endgültig zugunsten der Hammelburgerinnen umschlug. Mit einer fulminanten Vier-Tore-Serie stellte das Team von Bernhard Hereth den Zwischenstand auf 17:21 (57.) und damit die Weichen vorzeitig auf Derby-Sieg.
Ausschlaggebend dafür war auch eine extreme Leistungssteigerung der TV/DJK-Torhüterin Sandra Fischer, die in der zweiten Halbzeit nahezu unüberwindlich schien. Als dann auch noch die sonst so zielsichere Bad Brückenauerin Lena Übelacker kurz vor Schluss einen Siebenmeter versiebte, war die Messe gelesen. Ohnehin hatte die FC-Kreisläuferin in dieser Partie einen sehr schweren Stand, weil sie sich kaum aus der engen Umklammerung der Saalestädterinnen lösen konnte. Besonders im Spiel mit eigenem Ballbesitz wirkten die Sinnstädterinnen in der Schlussphase ziemlich ratlos und gaben so das Heft des Handelns komplett aus der Hand. Den Hammelburgerinnen konnte das nur recht sein, sie feierten im generischen "Hexenkessel" den Derby-Triumph ausgelassen und ausgiebig, den sie sich mit einer unverkennbaren Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen letztlich auch selbst erarbeitet und damit verdient hatten.
Bemerkenswert: Obwohl es in diesem emotionsgeladenen Nachbarschaftsduell auch schon um enorm wichtige Punkte für den Klassenerhalt in der höchsten unterfränkischen Spielklasse ging, zeigten die Akteurinnen auf und direkt neben dem Spielfeld einen sehr fairen, respektvollen Umgang miteinander. Respekt für so viel Sportsgeist!