Wenn der Vater mit dem Sohne Schiedsrichter wird
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Mittwoch, 15. Januar 2014
Mit Michael und Benno Hobelsberger nehmen Vater und Sohn am Neulings-Lehrgang der Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen teil. Der neue Obmann Alexander Arnold hofft auf weitere Zusagen.
Die vielen Fragen der Kumpels zu seiner Entscheidung konnte Benno Hobelsberger gar nicht alle beantworten. Und das positive Feedback hat den jungen Rannunger zusätzlich bestärkt. Denn der 13-Jährige hat sich angemeldet für den Neulings-Lehrgang der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen - gemeinsam mit dem Vater. "Auch meine Frau steht dem Ganzen aufgeschlossen gegenüber. Und findet es gut, dass ihr Sohn Verantwortung übernimmt. Hat aber natürlich auch Angst, dass Vereinstrainer und Zuschauer Benno den Spaß aufgrund unsachlicher Kritik nehmen könnten", sagt Michael Hobelsberger.
Der 46-Jährige ist nur auf dem ersten Blick ein Anfänger. Dort, wo kein offizieller Schiedsrichter vonnöten ist, hat der Fertigwarenplaner in der Logistik bei ZF Sachs in Schweinfurt bereits viele Spiele geleitet: bei den Alten Herren, Reserve-Teams, Damen und Junioren. "Je höher das Niveau der Kicker, desto einfacher fällt mir das Pfeifen. Wenn bei Spielern die Kondition nachlässt, wird öfters gemeckert. Grundsätzlich war die Kritik nach den Spielen aber meist positiv."
Im Internet hatte der zweifache Vater die Ausschreibung gesehen. "Ich habe meinen Sohn spontan gefragt. Und der hat nach einer Bedenkzeit zugesagt", erzählt der ehrenamtliche Schöffe am Landgericht Schweinfurt. Und gibt zu, in der Vergangenheit als Trainer, Betreuer oder Zuschauer selbst nicht mit Kritik an den Unparteiischen gespart zu haben. "Aber man darf nicht nur eine große Klappe haben, sondern sollte versuchen, es besser zu machen. Oft wird ja zu Unrecht genörgelt, weil man die Regeln zu wenig kennt." Fitter zu werden in der Regelkunde und immer auf dem neuesten Stand zu sein - darauf freuen sich Vater und Sohn beim Neulings-Lehrgang, den der neue Obmann Alexander Arnold gemeinsam mit seinem Stellvertreter Sebastian Wieber im Bad Kissinger Stadtteil Hausen leitet.
"Im Mittelpunkt stehen die 17 Fußballregeln, aber auch Inhalte wie Umgang mit Vereinsfunktionären oder das taktische Verhalten als Schiedsrichter auf dem Platz", sagt der 22-Jährige. Der junge Obmann hofft, möglichst viele Personen für die "Faszination Schiedsrichter" begeistern zu können. "Wir haben alle Vereine angeschrieben. Aber auch während der Hallenrunde haben wir immer wieder Leute angesprochen, um sie zu informieren. Zudem haben wir in vielen Ortschaften Plakate aufgehängt", erzählt Alexander Arnold.
Die Zusage aus dem Haus Hobelsberger hat der TSV Rannungen natürlich begrüßt, weil jeder fehlende Schiedsrichter dem Verein Geld kostet. "Die Verantwortlichen waren von unserer Entscheidung sehr angetan und der Verein übernimmt auch die Kosten. Die JFG Wern-Lauertal hat uns ebenfalls volle Unterstützung zugesagt", erwähnt Michael Hobelsberger, der seinem Sohn die Liebe zum 1. FC Köln ebenso weitergegeben hat wie die Größe. "Trotz seiner erst 13 Jahre ist Benno bereits 1,78 Meter groß und hat keine Hemmungen, auch jetzt schon Spiele zu leiten, die anfangs sicherlich im Jugendbereich sein werden", sagt der ehemalige Marathonläufer über den Sohn, der in der U-15 der Juniorenfördergemeinschaft im Tor steht. Und nicht nur zwischen den Pfosten sehr ehrgeizig ist. "Sein Ziel ist es, in ein paar Jahren auch höherklassige Spiele zu pfeifen. Vielleicht sogar im Profibereich. Bei mir wird es aufgrund des Alters vielleicht nur zur Kreisliga reichen."
Walter Eschweiler ist ein Schiedsrichter, der bei Michael Hobelsberger eine Art Vorbild ist, "da er den Sport und die Schiedsrichterei auch mit einer gesunden Prise Humor verband". Für Benno ist der 23. Mann auf dem Feld eine spannende Person. "Ich bin oft im Stadion und habe viele Profischiedsrichter live erleben dürfen. Dann versuche ich, die Entscheidungen nachzuvollziehen", sagt der Realschüler. Zwei Rannunger gehen also mit positivem Beispiel voran. Dem Landkreis-Fußball würde es gut tun, wenn sich weitere Kandidaten trauen würden.
Beginn Der Kurs beginnt am Freitag, 7. Februar, um 17.30 Uhr im Sportheim der TSVgg Hausen und dauert je nach Teilnehmerzahl zwei bis drei Wochen. Die exakten Termine werden mit den Teilnehmern abgestimmt.
Leitung Geleitet wird der Kurs vom neuen Schiedsrichter-Obmann Alexander Arnold und dessen Stellvertreter Sebastian Wieber. Für die inhaltliche Gestaltung ist Lehrwart Peter Schmitt zuständig.
Anmeldung Infos und Anmeldung bei Schiedsrichter-Obmann Alexander Arnold;
Tel.: 0173/ 707 607 4 oder per
E-Mail an obmann-srg-kg@gmx.de
Lehrabend Der erste Lehrabend der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen findet statt am Freitag, 17. Januar, ab 19 Uhr in Stralsbach (Gasthaus Weißes Rössl). Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Infos zum Spielbetrieb und zur Aufgabenverteilung in der neuen Obmannschaft. Zudem wird ein Jugendförderungskonzept vorgestellt.