Was ist nur los mit der Fußball-Nationalmannschaft?
Autor: Jürgen Schmitt
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 15. Oktober 2014
0:2 gegen Polen. 1:1 nur gegen Irland trotz Heimvorteil. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft tut sich unerwartet schwer in der vermeintlich leichten Qualifikationsgruppe D. Ist die Teilnahme an der Europameisterschaft in Frankreich in Gefahr? Wer hat die Misere zu verantworten? Wir fragten nach bei Fußball-Experten im Kreis.
Erst nach dem Schießtraining bekamen wir Oliver Scholz ans Telefon. Passte irgendwie zur Materie, wenngleich der Trainer des SV Albertshausen da mit Pistolen der Bundespolizei statt mit Bällen beschäftigt war. "Die jüngsten Ergebnisse sind trügerisch, denn die Leistung war in Ordnung. Die Mannschaft hat viele Verletzte und die neuen Spieler müssen sich erst finden und integrieren. Ein Lahm oder Mertesacker sind nicht von heute auf morgen zu ersetzen", sagt Scholz, der von einer Trainer-Debatte nichts wissen will. "Joachim Löw hat bei der WM alles richtig gemacht. Auch, weil er auf junge Spieler gesetzt hat."
"Jetzt kann er beweisen, dass er ein guter Trainer ist." Sagt Stefan Brustmann. Die unschönen Ergebnisse gegen Polen und Irland sind nachvollziehbar für den Trainer des SV Morlesau/Windheim. "Da sollen jetzt Leute Verantwortung übernehmen, die bei der WM kaum oder gar nicht gespielt haben und selbst in ihren Vereinen keine Stammspieler sind." Um der Ebbe im Sturm zu begegnen, würde Brustmann das Experiment mit Leverkusens Stefan Kießling wagen oder Hoffenheims Kevin Volland testen. "Den Bellarabi kann er auf alle Fälle wieder bringen. Der hat seine Sache sehr ordentlich gemacht."
So gänzlich überrascht zeigt sich Michael Hammer nicht von den mageren Resultaten. "Die Mannschaft ist personell arg gebeutelt, und die fehlenden Spieler sind von einem Bellarabi, Rüdiger, Durm oder Ginter einfach nicht zu ersetzen. Da fehlt die Qualität auf Top-Niveau. Was die Qualifikation für die EM 2016 angeht, bin ich aber keineswegs skeptisch", sagt der Trainer des FC Untererthal. Der übrigens damit hätte leben können, wenn Joachim Löw mit dem Titel in der Tasche zurückgetreten wäre. "Manche böse Zungen sagen ja, Deutschland wurde trotz Löw Weltmeister. So weit würde ich jetzt nicht gehen, aber ein neuer Impuls auf dieser Position wäre vielleicht nicht schlecht gewesen."
Die Ergebnisse der Nationalmannschaft waren ungewohnt schlecht, sind aber kein Drama. "Nach so einer WM fällt die Spannung ab. Sich neu zu motivieren fällt da schwer. Und wenn zusätzlich neue Spieler dazukommen, funktioniert das System eben nicht wie gewohnt", sagt Matthias Lell. Kritik am Bundestrainer ist für den Trainer des FC Hammelburg nicht der richtige Ansatz. "Da fehlt uns allen doch das interne Wissen. Die fehlenden Spieler sind eben nur schwer zu ersetzen. Der Joachim Löw soll ruhig weitermachen. Wenn der Rhytmus und fehlende Akteure wieder da sind, werden auch die Ergebnisse passen."