Ich habe im Alter von neun Jahren angefangen beim FC Thulba Fußball zu spielen. Daraus ist dann eine U13-Mädelsmannschaft entstanden, in der ich bis zur U15 gespielt habe. Mit elf Jahren bekam ich eine Einladung in den DFB-Stützpunkt und spielte danach nur noch bei den Jungs bis zur U15. Im Jahr 2015 bin ich in die Regionalauswahl Nordbayern berufen worden. Seit 2016 spielte ich in der Bayernauswahl von der U14 bis zur U16. Hier konnte ich dreimal die Süddeutsche und einmal die Deutsche Meisterschaft gewinnen. Im Jahr 2017 wechselte ich zum 1. FC Schweinfurt 05 in die U14. Dort konnte ich allerdings erst zur Rückrunde angreifen, da ich mir kurz zuvor des rechte Kreuzband gerissen habe. Ende 2018 folgte mein Länderspieldebüt gegen Belgien und weitere Länderspiele gegen Holland sowie Tschechien. Danach riss ich mir das Kreuzband im linken Knie und nochmals 2020 rechts. Nach der Rehabilitation wechselte ich noch einmal den Verein. Und zwar zur Damenmannschaft nach Karsbach. Schlussendlich musste ich mir aber dann doch eingestehen, dass es aufgrund meiner Verletzungen einfach nicht mehr geht und ich die Schuhe endgültig an den Nagel hängen muss.
Warum haben Sie sich damals für den Fußball entschieden? Sie waren ja auch eine durchaus ambitionierte und ehrgeizige Leichtathletin!
Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, da wir ein tolles Team, rund um Elisa Eich, Lilian Heid, Hanna Schmitt, Lena Weigand und Anna Lukaschewitsch, hatten. Jedoch wurde das Pensum an Training und Spielen durch den Wechsel nach Schweinfurt immer mehr, sodass ich mich für den Fußball entschieden habe. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, auf einem hohen Niveau mit den Jungs zu spielen und diese Chance wollte ich nutzen.
Was bedeutet, es sich bei den Jungs durchzusetzen? Sie haben ja einen Großteil Ihrer Fußballkarriere doch bei Jungs gespielt!
Die Umstellung von Mädchen zu Jungs war anfangs ungewohnt. Das Körperliche spielt eine große Rolle und man muss sich als Mädchen auch beweisen. Die Zweikämpfe werden härter geführt, aber das hat mich immer angespornt. Mit der Zeit bin ich selbstbewusster geworden und wusste mich durchzusetzen. Durch jeden gewonnenen Zweikampf verschafft man sich Respekt.
Welchen Tipp können Sie einer jungen Kickerin geben?
Ich würde jedem Mädchen empfehlen, so lange es geht bei den Jungs zu spielen. Man entwickelt eine robustere und schnellere Spielweise. Auch wenn es anfangs nicht immer einfach ist, zahlt es sich aus und man bekommt die Anerkennung. Das lässt eine Fußballerin wachsen. Man wird selbstbewusster auf und neben dem Platz. Ich persönlich würde mich freuen, wenn mehr Mädels in einem Juniorenteam spielen, damit ich sie beobachten kann.
Der Mädchen- und Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Was muss aus Ihrer Sicht gerade bei uns in der Region noch besser werden?
Das stimmt. Immer mehr Bundesligavereine haben jetzt auch ambitionierte Damenmannschaften. Vergleiche zu den USA zeigen, dass noch viel Luft nach oben ist. Besonders fällt auf, dass es immer weniger Damenmannschaften gibt. Es fehlen die Mädels und Frauen, die Fußball spielen wollen. Mannschaftsauflösungen bedeuten auch, dass der Aufwand durch weitere Anfahrten größer wird. Die Ursache für diesen Rückgang an Mannschaften liegt aber meiner Meinung nach ganz oben, denn der Frauenfußball allgemein in Deutschland verdient noch viel mehr Aufmerksamkeit. Es hat sich in den zurückliegenden Jahren auf jeden Fall verbessert, aber auf der Amateur-Ebene kommt es leider noch nicht an. Der Grundstein für die Damen-Mannschaften sind die Mädels in der Jugend. Da es aber oftmals zu wenige Mädels sind und sie dann bei höheren Jahrgängen mitspielen müssen, hören sie oftmals ganz auf. Ich finde hierbei die Grundidee von Greuther Fürth sehr gut. An Jungsmannschaften fehlt es in der Region nicht, und wenn man den Mädchen die Möglichkeit gibt auch ein Jahr im unteren Jahrgang länger zu spielen, werden mehr beim Fußball hängen bleiben.
Zurück zu Ihnen. Sie haben mittlerweile drei schwere Knieverletzungen hinter sich. Ist damit auch der Traum einer Profi-Karriere geplatzt?
Nach meinem dritten Kreuzbandriss 2020 wusste ich, dass ich nicht mehr ganz oben anklopfen kann. Durch meine langen Ausfallzeiten war es schwierig, wieder an den Leistungsstand anderer anzuknüpfen und an meine persönlichen Leistungen ranzukommen.
Wie sehr hat Sie das getroffen?
Es war ein harter Schlag, dass es mit dem Leistungssport zu Ende ist und die harte Arbeit sich leider nicht auszahlt und ich nicht die Möglichkeit bekomme, mich auf hohem Niveau zu beweisen. Nach meinem dritten Kreuzbandriss wurde mir klar kommuniziert, dass mein Knie dem Fußball nicht standhält. Ich habe aber trotzdem nochmal einen Anlauf gestartet, aber schnell selbst gemerkt, dass es keinen Sinn mehr macht. Nach einem leichten Knorpelschaden war klar, dass es kein Zurück auf den Platz geben wird. Mein Traum ist geplatzt.
2018 haben Sie noch in der Nationalmannschaft debütiert und zuletzt beim FC Karsbach im Kreis Würzburg gespielt. Sind Sie weiterhin als Spielerin aktiv oder ist die Karriere vorbei?
Vor ungefähr drei Monaten habe ich bei Karsbach mein letztes Spiel bestritten und auch noch ein Tor erzielt. Meine Karriere als Spielerin ist leider vorbei. Dafür hat sich eine andere Türe geöffnet und ich kann meine Erfahrungen anders weitergeben.
Fehlt Ihnen der Wettbewerb und das Training? Wie betätigen Sie sich aktuell sportlich?
Natürlich würde ich gerne wieder auf dem Platz stehen und spielen. Es ist schwer, von jetzt an nur noch zuzuschauen zu können. Aber die Zeit war wirklich schön, auch wenn ich viel unterwegs war und auch so einiges verpasst habe, möchte ich diese Zeit niemals missen. Wenn ich mal nicht in Schweinfurt auf dem Platz stehe, fahre ich gerne Fahrrad oder betreibe Krafttraining. Denn meine Auswahl an Sportarten, die ich noch betreiben kann, ist sehr limitiert, da meine Knie nicht stabil genug sind und mich die Schmerzen einschränken.
Sie werden nächste Saison als Co-Trainerin bei der U14-Mannschaft des FC Schweinfurt 05 an der Seitenlinie stehen. Reizt Sie zukünftig so eine Aufgabe?
Auf jeden Fall! Ich möchte beim Fußball bleiben und auch irgendwann mal eine Mannschaft übernehmen. Nach der Schule strebe ich an, meinen Trainerschein zu machen, um mich noch weiterzubilden. In meiner ersten Saison als Co-Trainerin konnte ich schon vieles mitnehmen und erste Trainingseinheiten alleine führen.
Ihr Vater, Andre Betz, ist ein erfolgreicher Trainer in der Region und aktuell Co-Trainer beim TSV Aubstadt. Was können Sie sich zum Beispiel von ihm abschauen?
Im Großen und Ganzen kann ich mich mit dem Führungsstil von ihm voll und ganz identifizieren. Mein Papa hat schon immer einen sehr guten Draht zu seinen Spielern gepflegt. Für ihn war schon immer eine wichtig Komponente, um das Bestmögliche aus den Spielern herauszuholen, die Kommunikation. Sei es mit Eltern oder Spielern. Das finde ich sehr bemerkenswert und das ist mir auch persönlich sehr wichtig, diese gewisse Nähe zu den Spielern zu haben. Es gibt nämlich verschiedenste Faktoren, die die Spieler belasten und ihre Leistung beeinflussen können. Ich weiß, dass ich mir noch vieles von ihm abschauen kann, da er schon in verschiedenen Bereichen des Fußballs aktiv war und ihm viele unterschiedliche Spieler dabei begegnet sind. Er war mein Vorbild als Fußballer und ist es jetzt auch als Trainer.
Sie machen nächstes Jahr Ihr Abitur. Wie geht es danach weiter?
Mein großer Traum ist es Polizistin zu werden, jedoch ist es mir bewusst, dass dies aufgrund meiner Knieverletzungen schwierig sein könnte. Sollte das nicht klappen, könnte ich mir vorstellen ein Studium in Richtung Sport anzupeilen.
An wen spielen Sie weiter?
Ich spiele an Leon Greinwald weiter. Mit ihm bin ich schon viele Jahre in einer Klasse und wir verstehen uns sehr gut. Er konnte in seiner Karriere schon viel erleben und ich finde es sehr interessant zu beobachten, wie er sich entwickelt hat. Und drücke ihm natürlich fest die Daumen, dass es ihm gelingt, sich in der 1. Mannschaft der Hammelburger Volleyballer zu etablieren.