Vom Sulzthaler Spaziergang zum A-Klassen-Aufstieg
Autor: Steffen Standke
Sulzthal, Mittwoch, 01. Juli 2020
Vor dem Entscheidungsspiel um den Gang in die A-Klasse gegen Eltingshausen ergriff Sulzthals Trainer Lutz eine ungewöhnliche Maßnahme. Sie fruchtete.
Was tun, wenn das entscheidende Spiel der Saison ansteht? Wenn man als Spieler kaum weiß, wohin mit der Nervosität? Erstmal Spazieren gehen. So machten es Trainer Robert Lutz und seine Kicker vom VfR Sulzthal vor dem Finale der Spielzeit 1972/73 in der B-Klasse. Es fruchtete: Die Sulzthaler schafften souverän den Sprung in die A-Klasse.
Dass der VfR überhaupt in Oberthulba ein Entscheidungsmatch gegen den FC Eltingshausen bestreiten musste, lag am damaligen Spielmodus. Zumindest glaubt sich der damalige Vorstopper Peter Bauer daran zu erinnern.
Anders als heute bestimmte bei Punktgleichheit nicht das Torverhältnis über Meister und Aufstieg einer Saison. Demnach hätte Sulzthal mit 37 Punkten und 70:32-Treffern hoch in die damals noch höherwertigere A-Klasse gedurft. Dahinter rangierte aber mit derselben Punktzahl der FC Eltingshausen - auch wenn dessen Tordifferenz bei 61:24 schlechter ausfiel.
Kurios auch: Fast wäre es nicht zu dem Duell am 12. Juni 1973 gekommen und Eltingshausen wäre Meister geworden. Sulzthal hatte eine Woche zuvor eine Art Nachholpartie gegen den TSV Reiterswiesen zu bestreiten. Zwar hatte diese Paarung im Laufe der Saison schon einmal stattgefunden und der VfR hatte 4:1 gewonnen. Doch aus heute nicht mehr ersichtlichen Gründen blieb das Spiel ohne Wertung (vielleicht war kein Schiri da). Also setzte des Sportgericht es neu an.
Hätten die "Sulzler" nur Unentschieden gespielt oder verloren - sie hätten die Tabellenspitze verpasst. Sie gewannen aber 2:0 und zogen mit Eltingshausen nach Punkten gleich. Von diesem Match und seinen Hintergründen weiß der heute 70-jährige Peter Bauer nichts mehr. Vom Finale gegen Eltingshausen umso mehr.
Unter anderem, dass Trainer Robert Lutz beim Spaziergang früh um 10 Uhr seinen Spielern die Taktik einschärfte und worauf sie beim Gegner achten sollte. Dann fuhren alle nach Oberthulba.
Im Spiel selbst bekam Bauer als "Zerstörer vor der Abwehr" die Aufgabe, den kleinen und flinken FC-Angreifer Paskowski zu zähmen. Was ihm zumindest in Hälfte eins im entscheidenden Moment nicht gelang. Jener Paskowski verwertete vor 2000 Zuschauern den Pass eines Mitspielers aus halblinker Position zum 1:0 für Eltingshausen.