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Uwe Müller: Der Trainer-Job reizt immer noch


Autor: Jürgen Schmitt

Hammelburg, Donnerstag, 10. März 2022

Warum Uwe Müller soziales Engagement für unerlässlich hält und für welchen Verein der 56-Jährige aus Hammelburg in den USA gespielt hat.
Uwe Müller. Foto: privat


Als Spieler des FC Hammelburg hat es Uwe Müller eigentlich ganz schön weit gebracht. Bezirksoberliga hat der 56-Jährige immerhin gekickt für seinen Heimatverein und stand in den legendären Auswahl-Mannschaften, die im Jahr 1992 gegen die Traditionself der deutschen Nationalmannschaft in Bad Kissingen und ein Jahr später gegen den FC Bayern München in Hammelburg antreten durften. Im Gespräch mit dem Maschinenbau-Ingenieur bei der ZF Friedrichshafen AG in Schweinfurt geht es aber bei weitem nicht nur um die fußballerische Vergangenheit.

Wer hat Sie angespielt?

Uwe Müller:

Ich wurde von Tino Reuter angespielt, den ich seit meiner ersten Trainertätigkeit beim FC Obereschenbach kenne. Als Spielmacher und Antreiber war er immer einer der Leistungsträger und Vorbild für die Spieler. Für mich war er der Verbindungsmann zur Mannschaft und ich konnte mit ihm über die sportlichen Themen rund um die Mannschaft immer sehr sachlich und kompetent sprechen. Wir haben uns auch privat sehr gut verstanden und viel in der Freizeit zusammen unternommen. Ich habe in meinen jungen Jahren zudem seine Leidenschaft zum Hardrock (Metallica, Ramstein ...) geteilt. Wir waren sogar mal mit der Mannschaft bei Rock am Ring.

Wie sieht Ihr Laufweg aus?

Von 1975 bis 1983 habe ich in der Jugend des FC Hammelburg gespielt, von 1983 bis 1999 bei den Erwachsenen mit Meisterschaften in der damaligen B-Klasse (1984) und A-Klasse (1992). Von 1998 bis 2001 war ich Spielertrainer beim FC Obereschenbach, mit dem ich die Meisterschaft in der A-Klasse feiern durfte (1999). Bis 2003 war ich dann wieder Spieler beim FC Hammelburg (BOL) und Spielertrainer unserer Reserve, die 2002 Vize-Meister in der B-Klasse wurde. Dann ging es für fünf Jahre als Spieler zurück zum FC Obereschenbach mit dem Gewinn der A-Klassen-Meisterschaft 2005. Von 2009 bis 2010 war ich Spielertrainer beim SV Pfaffenhausen, von 2010 bis 2011 beim FC Obereschenbach. Seitdem bin ich wieder für meinen Heimatverein aktiv, auch als Spieler- und Interimstrainer.

Der glorreiche FC Hammelburg kickt jetzt in einer Spielgemeinschaft mit Fuchsstadt. Wie sehr schmerzt der Verlust der Eigenständigkeit?

Meiner Meinung nach ist der FC Hammelburg der Verlierer der Spielgemeinschaft. Es sind zu wenig Spieler aus Fuchsstadt bereit in Hammelburg zu spielen. In der Winterpause musste sogar die SG Hammelburg/Fuchsstadt III abgemeldet werden, da drei Spiele in der B-Klasse wegen Spielermangels abgesagt wurden.

Halten Sie es für möglich, dass der FCH diese irgendwann wiedererlangt? Was muss dafür geschehen?

Das ist sehr schwierig, aber möglich. Mit einer starken Mannschaft und einem erfahrenen Trainer könnte der Neuanfang in der A-Klasse gemacht werden. Dazu müssten aber die Hammelburger Spieler, welche zur Zeit auswärts höherklassig spielen, wieder zurückkommen.

Trainer sind in der Region ja eher eine rare Ware. Wann sieht man Sie wieder auf der Trainerbank?

Im Moment habe ich dazu keine Zeit, da wir unser Haus renovieren und den Garten neu gestalten. Es würde mich aber schon wieder einmal reizen, aber nur bei einer jungen und leistungsbereiten Mannschaft mit einer guten Kameradschaft.

Sie sollen ja sogar selbst noch aktiv kicken.

In der Vorrunde habe ich bei der 3. Mannschaft in der B-Klasse ausgeholfen. Sonst kicke ich noch bei den AH mit, die einmal in der Woche trainiert.

Außerdem haben Sie eine Affinität zum Laufsport. Was haben Sie diesbezüglich schon gemeistert?

Ich versuche mich fit zu halten und mache dreimal die Woche einen Crosslauf über zehn bis 15 Kilometer. In den USA habe ich jedes Jahr am Thanksgiving Run und am Detroit River Front Run über zehn Kilometer teilgenommen. Im August werde ich zum dritten Mal am Karwendellauf teilnehmen. Die Strecke geht von Scharnitz zum Achensee über 52 Kilometer, vier Gipfel und 2300 Höhenmeter.

Haben Sie eine Lieblingsstrecke?

Hammelburg - Untereschenbach - Ochsenthal - Um den Sodenberg - Untereschenbach - Hammelburg. Am Sodenberg hat man einfach eine herrlich Aussicht ins Saaletal.

Für den FC Hammelburg haben Sie während der Pandemie großes soziales Engagement gezeigt. Was war da Ihre Aufgabe?

Ich habe die Anrufe der Hilfsbedürftigen angenommen und die zehnköpfige Helfergruppe koordiniert. Dabei wurde ich von meiner Frau Elke unterstützt. Nochmals vielen Dank an alle Helferinnen und Helfer.

Wie wichtig ist eine soziale Ader für das Vereinsleben?

Sehr wichtig. Ein Sportverein hat eine große gesellschaftliche Verantwortung. Neben den sportlichen und geselligen Spaß müssen auch Pflichten erfüllt und die Disziplin und der Zusammenhalt vorgelebt werden. In der heutigen Zeit ist eine intakte Gemeinschaft wichtiger denn je.

Sie waren beruflich mehrere Jahre in den Vereinigten Staaten. Haben Sie da vielleicht sogar andere, USA-typische Sportarten ausprobiert?

Ich war von 2015 bis 2018 bei der ZF North America angestellt und habe mit meiner Frau in Northville/Michigan gelebt. Das ist eine kleine, typisch amerikanische Stadt in der Nähe von Detroit. Die amerikanischen Sportarten wie Baseball oder American Football haben mich nicht sehr interessiert. Wir haben nur den Super Bowl verfolgt. Dafür habe ich beim FC Celtic Canton in der Over-30- und Over-40-Mannschaft Soccer gespielt. Ich habe mich dort gleich gut integriert, da die körperlich betonte Spielweise der US-Boys mir entgegen kam. Der Verein hat 3000 Mitglieder, davon 2800 Jugendliche, und die Sportanlage umfasst 18 Sportplätze. Die Soccer Organisation in Michigan ist vergleichbar mit dem BFV. Der Fußball boomt in den USA. Er ist bei den Jungs und vor allem bei den Mädchen sehr beliebt.

Und wie kommt der waschechte Unterfranke mit der Mentalität der US-Amerikaner zurecht?

Beruflich habe ich mich sehr schwer getan und ich habe etwa ein Jahr gebraucht um mich an die amerikanische Arbeitsweise zu gewöhnen. Privat haben wir uns sehr schnell und gut integriert. Wir haben sogar ein paar amerikanische Freunde gewonnen, mit denen wir immer noch via WhatsApp und Teams den Kontakt pflegen. Weiterhin haben wir geplant, in diesem oder nächsten Jahr unsere Freunde in den USA zu besuchen.

An wen spielen Sie weiter?

Ich spiele an meinen alten Freund Gerald Betz weiter. Wir kennen uns schon seit der Schulzeit und haben über 20 Jahre zusammen in der Jugend und in der 1.Mannschaft des FCH gespielt. Gerald war wohl der beste Stürmer im Trikot des FCH. Am meisten freut es mich, dass er seine schwere Krankheit vor ein paar Jahren überwunden hat und jetzt wieder fit ist.