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Triumphzug der Obererthal "Germanen"


Autor: Peter Balthasar

Obererthal, Freitag, 18. Februar 2022

Hinten wie vorne: In der Saison 1975/1976 waren die Rot-Weißen die Besten.
Unser Bild zeigt die Spieler und Funktionäre des SV Obererthal, die in der Saison 1975/76 den Titel in der C-Klasse 13 gewannen: (hinten, von links) 2. Vorsitzender Edgar Lutz, Abteilungsleiter Bruno Weigand, Detlef Fuchs, Georg Brust, Edgar Müller, Elmar Müller, Robert Knüttel, Walter Trompeter, Friedbert Brust, Spielertrainer Hans Schönau, 1. Vorsitzender Hermann Brust und Torwart Dieter Faust sowie (vorne, von links) Rainer Sitzmann, Michael Neder, Günther Mahler, Norbert Schneider, Josef Weigand, Karl Reuther, Volker Sitzmann und Ludwig Knüttel. Foto: Kroll


Das Erfolgsgeheimnis in der Meistersaison 1975/76? Da muss Friedbert Brust nicht lange nachdenken: "Wir waren eine verschworene Gemeinschaft", sagt der damalige Leistungsträger des SV Obererthal. Nach 22 Spielen hatten die Rot-Weißen 37:7 Punkte bei einem Torverhältnis von 71:20. Das reichte zum Titelgewinn in der C-Klasse 13 vor dem SV Machtilshausen und dem FC Westheim. Ob spielerisch oder kämpferisch - die Konkurrenz im Altlandkreis Hammelburg musste die Überlegenheit des Meisters neidlos anerkennen. Dem Kader gehörten auch Akteure aus dem benachbarten Hetzlos an, die bereits in der Juniorenzeit ihre fußballerischen Qualitäten beim Obererthaler Verein auf den Platz brachten.

Apropos Platz: Im Vereinsarchiv befinden sich noch Daten aus dem Beginn der Obererthaler Fußballgeschichte. So wurde 1930 erstmals unter dem Namen "Germania Obererthal" gekickt, mangels eines geeigneten Spielfeldes aber nur auf einer Wiese, die erst nach der Heuernte betreten werden durfte. Nach einer Pause von 1945 bis 1949 wurde der Fußballbetrieb unter dem Namen Rot-Weiß Obererthal wieder aufgenommen und mit der Eintragung ins Vereinsregister 1977 der SV Rot-Weiß Obererthal gegründet.

Aufschwung auch dank der Hetzloser und Frankenbrunner

Der immer mehr in Schwung kommende Spielbetrieb lockte auch die Jugendlichen von den Nachbarorten an. "Gerade mit den Hetzlosern und Frankenbrunnern haben wir am Jugendspielbetrieb teilgenommen", erinnert sich Brust an erfolgreiche Zeiten im Nachwuchs als Basis für spätere Erfolge im Seniorenbereich. Finanziell konnte sich der Klub in den Anfangsjahren keine große Sprünge leisten, "auch keinen Trainer, wir haben uns im Prinzip selbst trainiert. Alles lief auf ehrenamtlicher Basis ab", so Brust.

Das Sagen hatte Hans Schönau, der aus privaten Gründen nach Obererthal gezogen und als Fußballinteressierter zum Team gestoßen war. "Den Begriff Spielertrainer gab es damals noch nicht", weiß Brust, der mit Schönau die Regie im Mittelfeld führte. Im Tor stand Norbert Schneider, der mit seinen Fangkünsten, genauso wie sein Vertreter Dieter Faust, mitverantwortlich dafür war, dass man in der Meistersaison die beste Defensive der Liga stellte. Die Abwehr organisierte Friedbert Brusts Bruder Georg. "Unser Parademannschaftsteil war sicher die Angriffsreihe", verlautete die Nummer "10". Diese bildeten der später nach Untererthal wechselnde Michael Neder, der schnelle Linksaußen Ludwig Knüttel sowie die gebürtigen Hetzloser Elmar und Edgar Müller. Die 71 Treffer bedeuteten ebenfalls einen Ligarekordwert.

Zur Belohnung gab es einen neuen Sportplatz

Der bis dahin größte Erfolg der Vereinsgeschichte wurde gebührend gefeiert, quasi zur Belohnung wurde auf dem Rösselberg binnen drei Monaten der heutige Sportplatz angelegt. Die Freude über den Aufstieg währte allerdings nur zwölf Monate, dann ging es wieder zurück in die C-Klasse, wo man umgehend den neuerlichen Aufstieg schaffte. Grund für die nächste größere Feier war der Sieg bei der Hammelburger Stadtmeisterschaft im Jahr 1981.

Die Kicker gehörten danach zehn Jahre der B-Klasse an, ehe der Sprung in die Kreisliga gelang. Dort verpasste man den Durchmarsch in die Bezirksliga durch zwei Niederlagen in der Relegation, ehe in der Saison 2007/2008 der "goldenen Generation" der Aufstieg gelang, Mit der sagenhaften Bilanz von 80 Punkten aus 30 Partien gehörten dann die Brusts, Graups & Co zu den Aushängeschildern im Fußballkreis Rhön. Doch die zunehmende Personalnot führte zu einem sportlichen Rückschritt, machte schließlich sogar die Gründung einer Spielgemeinschaft, aktuell mit dem SV Frankenbrunn und der zweiten Mannschaft des FC Thulba, notwendig. "Aber in dieser Hinsicht stehen wir ja nicht allein da, und ich bin trotzdem optimistisch, dass noch lange und guter Fußball in Obererthal zu erleben ist", hofft der langjährige Abteilungsleiter Manfred Rüth.