Stefan Heinickel blendet die innere Unruhe aus
Autor: Jürgen Schmitt
Nüdlingen, Freitag, 16. August 2019
Der Bogenschütze vom SSV Nüdlingen gewinnt bei den deutschen Meisterschaften Bronze mit dem Compoundbogen. Nach dem größten Karriere-Erfolg setzt er sich neue Ziele.
Was für ein Finalkampf. Was für eine Kulisse. Was für ein Erfolg: Stefan Heinickel gewann mit dem Compoundbogen Bronze bei den deutschen Meisterschaften in Berlin. Das ist der größte sportliche Erfolg des 29-Jährigen vom SSV Nüdlingen, der mit auffälliger Unterarm-Bemalung zur Tat geschritten war. "Das war ein Gruß an meinen Trainer und Vereinskollegen Andreas Kolb, der nicht vor Ort sein konnte. Ohne ihn hätte ich mich in den vergangenen Jahren nicht auf dieses Niveau steigern können."
Vor mehreren tausend Zuschauern in unmittelbarer Nähe des Olympiastadions gelang Stefan Heinickel ein nahezu perfekter Finalkampf. Mit erstaunlicher Coolness, äußerlich zumindest. "Ich wollte mich Pfeil für Pfeil fokussieren. Und das ist mir wohl auch gut gelungen, aber innerlich war das nervenaufreibend. Die Stimmung auf den Tribünen war ja schon am Aufwärmplatz zu spüren."
Video: Bronzefinale Berlin 2019 (Facebook)
Angefangen hatte alles im Jahr 2006. Als Fußball-Deutschland sein Sommermärchen auslebte, zog es Stefan Heinickel zu einem Schnupperschießen im Ort, um sich mit Pfeil und Bogen auszuprobieren. Quasi ein Volltreffer. Auf Landkreisebene ist der 29-Jährige seit mehreren Jahren ungeschlagen, ist mehrfacher unterfränkischer Meister und stand allein in diesem Jahr bei bayerischen Meisterschaften mehrmals auf dem Podest. Das Sportgerät des Langendorfers, der für den SSV Nüdlingen schießt, ist der sogenannte Compoundbogen.
"An diesem Bogen fasziniert mich die Technik. Das Einstellen und Abstimmen sind interessante Komponenten." Kein billiger, aber auch kein überbordend teurer Sport, findet der Hotelbetriebswirt. "Meine komplette Ausrüstung hat etwa 2500 Euro gekostet, der Bogen allein etwa 1200 Euro. Aber als Anfänger fängt man ja auch bescheidener an."
Der Weg nach Berlin war in Etappen angelegt: Gaumeisterschaft, Bezirksmeisterschaft. Bayerische Meisterschaft in München mit einem dritten Platz. Aber insbesondere mit der geforderten Ring-Zahl. "Ich hätte 670 von 720 möglichen Ringen gebraucht und hatte 682 erreicht, was aber eher ein schlechtes Ergebnis war", sagt Heinickel, der in diesem Jahr auch schon die magische 700 geschossen, damit die Schwelle zur internationalen Klasse erreicht hatte.
Bereits im Winter hatte Stefan Heinickel an den nationalen Titelkämpfen im baden-württembergischen Bieberach teilgenommen, erreichte in der Halle Platz 13. "Die Qualifikation für Berlin war aber mein absolutes Saisonziel und die Vorfreude entsprechend groß auf die 'Finals 2019' mit der großen öffentlichen Aufmerksamkeit", erzählt der gelernte Koch, der vorausschauend bereits im April ein Zimmer in der Hauptstadt gebucht hatte, "weil die Leistungen in der Saison stimmten."