Druckartikel: So erlebte Chiara-Sophie Matthes ihre Premiere im Männerteam

So erlebte Chiara-Sophie Matthes ihre Premiere im Männerteam


Autor: Peter Balthasar

Reichenbach bei Münnerstadt, Donnerstag, 11. August 2022

Zum Sieg ihrer Mannschaft trug die Spielerin der SG Burglauer II/Reichenbach III/Windheim II sogar ein Tor bei.
Unser Bild zeigt die 19-jährige Chiara-Sophie Matthes im Spiel bei der SG Sulzfeld. Foto: Anand Anders


Als am Verbandstag des Bayerischen Fußballverbandes beschlossen wurde, dass ab dieser Saison Frauen in Herrenmannschaften spielberechtigt sind und dieser Beschluss auf dem folgenden Kreistag in Wollbach verkündet wurde, lächelte so mancher Delegierte. Für viele war es kaum vorstellbar, dass man solches im Kreis Rhön erleben würde. Doch bereits am ersten Spieltag in der B-Klasse 2 kam eine Frau zum Einsatz: die 19-jährige Chiara-Sophie Matthes. Dass die Spielerin der SG Burglauer II/Reichenbach III/Windheim II beim 4:1-Erfolg ihres Teams sogar das 2:0 schoss, machte die Premiere perfekt.

Wie stolz sind Sie denn, als erste Frau unterfrankenweit in einer Herrenmannschaft eingesetzt worden zu sein?

Chiara-Sophie Matthes:

Schon ein bisschen, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass gerade ich die erste Fußballerin in einer Herrenmannschaft sein werde.

Wie sind Sie überhaupt zum Fußball gekommen?

Ich komme aus einer "Fußballerfamilie". Mein Opa, mein Vater (Anm. d. Red: Timo Nöth war jahrelang aktiver Kicker bei der DJK Wacker Burghausen) und mein Bruder haben Fußball gespielt. Aktiv gespielt habe ich zunächst beim TSV Wollbach in der U-13 unter den Trainern Ralf Weisenseel und Volker Hahn, ehe ich drei Jahre lang für die U-15 des FC 05 Schweinfurt auflief. Dann bin ich zum TSV Rannungen gewechselt, wo ich mit den Jungs der U-18 die Kreismeisterschaft gefeiert und fürs Frauenteam gespielt habe.

Im Sommer sind Sie dann Reichenbach gewechselt.

Ich wäre gerne bei der Frauenmannschaft in Rannungen geblieben, doch dort war trotz Aufstieg in die Bezirksliga die Personalnot groß und es war überhaupt nicht absehbar, wie oft wir spielen würden. Mein Freund David Dietz hat mir dann vorgeschlagen, zu seinem Verein Reichenbach zu wechseln und dort bei den Herren mitzuspielen.

Wie wurden Sie aufgenommen?

Es rief natürlich zunächst leichte Verwunderung hervor, aber unser Trainer Heiko Heinisch meinte, dass ein Versuch nicht schaden würde. Weil ich mich im Training nicht ganz so dumm angestellt habe, wurde ich von den Mitspielern sofort akzeptiert.

Und dann kam es am vergangenen Wochenende gleich zum ersten Einsatz. Da waren Sie sicher hypernervös?

Etwa nervöser als sonst, aber das hat sich mit dem Anpfiff gelegt.

Wie haben denn die gegnerischen Spieler der SG Sulzfeld II reagiert?

Diese waren, wie auch der Schiedsrichter, zunächst erstaunt und in der Anfangsphase sichtlich rücksichtsvoll. Als ich mit einem Flachschuss getroffen hatte, haben sie gemerkt, dass ich am Ball doch etwas kann. Ich wurde in der restlichen Spielzeit genauso behandelt und attackiert wie meine Mitspieler, bekam auf die Socken, habe aber auch ausgeteilt. Ich bin da nicht so zimperlich, das hat die Gegner beeindruckt.

Ihre Mannschaft hat mit 4:1 gewonnen, wie war die Reaktion nach dem Abpfiff?

Wir haben auf dem Platz ein bisschen gefeiert und sind dann nach Reichenbach zum Spiel der ersten Mannschaft gefahren. Dort habe ich mit meinen Mannschaftskameraden meinen Einstand begossen, zusätzlich noch meinen ersten Treffer gefeiert und ein dritter Kasten Bier war fällig, weil ich in der letzten Viertelstunde die Kapitänsbinde trug.

Letzteres haben Sie sicher als Vertrauensbeweis angesehen.

Das war mir nicht nur eine Ehre, sondern es hat mir gezeigt, dass ich voll akzeptiert werde.

Und wie hat sich der Gegner nach Spielende geäußert?

Die haben mir die Hand geschüttelt, mich gelobt und wünschten mir, dass ich auch gegen die weiteren Gegner Tore schieße.

Sie dürfen also damit rechnen, auch gegen die SG Niederlauer II dabei zu sein?

Das entscheidet natürlich unser Trainer, aber ich bin ganz hoffnungsvoll, bis dahin werden auch die blauen Flecken aus dem ersten Spiel weg sein.

Was wünschen sie ich privat und sportlich für die nähere Zukunft?

Ich werde am 1. September eine Ausbildung zur Pflegefachkraft in Bad Bocklet beginnen, sie soll Grundlage für ein Studium der Pflegewissenschaft ein. Sportlich wünsche ich mir, dass ich verletzungsfrei bleibe, Tore für die Mannschaft schieße und wir als Mannschaft oben mitspielen.