Vom Volleyballer zum Outdoor-Sportler. Gab es für den Wechsel von der Halle ins Freie ein Schlüsselerlebnis?
Ein initiales Ereignis gab es so nicht. Wohl eher eine unglückliche Verkettung von unterschiedlichen Erlebnissen (lacht). Wir haben in der Saisonvorbereitung in Eibelstadt häufiger Laufeinheiten gemacht und da habe ich festgestellt, dass ich das - für einen Volleyballer - gar nicht so schlecht mache. Als Mannschaftsevent liefen wir dann in Würzburg den 10 km-Residenzlauf und ich war damals der "Schnellste" unter meinen Teamkollegen, was mich durchaus motiviert hat weiter zu machen. Als ich 2015 dem Volleyball den Rücken kehrte, war ich auf der Suche nach einem Ausgleich. Nur Laufen war mir zu langweilig, und so kaufte ich ein Cyclocrossrad, welches ich mit steigenden Trainingskilometern immer mehr zum Renn- und Zeitfahrrad umbaute. Mit dem Langdistanz-Triathleten Andreas Singer, der auch mein Volleyballtrainer in Eibelstadt war, habe ich die ersten Koppeleinheiten (Wechsel zwischen Schwimm-, Rad- und Laufstrecke) absolviert, und damit war für mich klar, dass ein Triathlon unausweichlich ist.
Oder kamen Sie gar beim Beachvolleyball auf den Geschmack? Da sollen Sie ja auch eine flotte Kugel gespielt haben?
Ich war schon immer gerne draußen. Am Anfang war es vor allem eine gute Möglichkeit sich über den Sommer fit zu halten und den Bezug zum Volleyball nicht zu verlieren. Wie gesagt, habe ich in Eibelstadt die ersten richtigen Trainingseinheiten im Sand gemacht und mich mit meinem Partner für ein paar bayerische Meisterschaften qualifiziert. Im Mixed- Beachvolleyball hat es sogar einmal für einen bayerischen Vizetitel gereicht.
Stimmt es, dass Ihr ehemaliger Volleyball-Kollege Stefan Urbatis jetzt Ihr Chef ist?
Ja, das stimmt, Stefan hat zu Hammelburger Zeiten immer mal wieder bei uns ausgeholfen, wenn wir Not am Mann hatten oder auch, wenn es gegen besonders schwierige Gegner ging. Stefan ist sicher einer der besten Spieler, die der Hammelburger Volleyball hervorgebracht hat. Dass er heute mein Chef ist, ist ein witziger Zufall.
Es heißt, Sie hätten Ihre Leidenschaft jetzt zum Beruf gemacht. Können Sie uns das etwas genauer schildern?
Mein Vater war Heizungsbauer und ich habe schon als Kind gerne an den Steuergeräten und ähnlichem mit ihm herumgeschraubt. Nachdem ich mich gerne selbst um meine Dinge kümmere, habe ich schon immer an meinen Rädern geschraubt. Das fängt dann mit einfachen Dingen wie mal einem Tausch von Kassette oder Kette an und wird dann sehr schnell immer mehr und komplexer, wobei das schöne am Fahrrad ist, dass es sich hier nicht um Raketentechnik handelt. Bei Stefan Urbatis habe ich häufiger meine Ersatzteile und Zubehör für das Rad gekauft und irgendwann hat er mich gefragt, ob ich jemanden kennen würde, der bei ihm im Laden schrauben könnte. Nach ein wenig Bedenkzeit habe ich mich selbst ins Spiel gebracht und wir wurden uns dann ziemlich schnell einig.
Ihre Passion fürs Schrauben und Tüfteln ging soweit, dass Sie aus alten Bauteilen neue Räder geschaffen haben. Sind diese Kreationen käuflich zu erwerben oder wer sind die Abnehmer?
Das habe ich schon ein paar mal für mich gemacht, aber ein Rad, das vom Lack bis zur letzten Schraube neu aufgebaut wurde, frisst einiges an Zeit und diese wäre schwer mit einzurechnen. Zumal die Ausgangsräder immer günstige Rahmen aus den 70er und 80er Jahren waren. Für den Fall, dass aber noch jemand einen alten Bianchi-Rahmen im Keller stehen hat, der etwas Zuneigung braucht, nehme ich den sehr gerne.
Uns wurde zugetragen, dass Sie Ihre Abneigung gegen den Enduro-MTB-Sport doch etwas aufgegeben haben. Entdecken Sie da gerade eine neue Sportart für sich?
Ich habe mich zugegebenermaßen mehr auf die Straße konzentriert, aber nachdem ich letztes Jahr für das Fitnessstudio eine Radtour zum Kreuzberg organisierte und alle Rennradler abgesagt hatten musste ich notgedrungen auf ein geliehenes Mountainbike steigen und habe festgestellt, dass es auch etwas für sich hat, fernab von jeglichem Verkehr Rad zu fahren.
Sie sind ein sehr guter Triathlet. Was war denn bislang Ihr bester Wettkampf? Und für welchen Verein starten Sie?
Ich würde mich nicht als sehr guten, sondern eher als passablen Triathleten beschreiben. Ich starte für keinen Verein, da es keinen wirklichen Triathlonverein in Hammelburg gibt. Da ich den Sport noch nicht wirklich lange betreibe und durch die Pandemie alle Wettkämpfe in der Nähe abgesagt wurden, war bisher nur wenig möglich. Mein bester Wettkampf war damit der Churfranken-Triathlon in Niedernberg. Bisher bin ich noch nicht über die olympische Distanz (1.500 m Schwimmen - 40 km Radfahren - 10 km Laufen) hinausgekommen, aber das soll sich diese Jahr ändern.
In welchem Umfang wird trainiert? Und mit wem?
Verletzungs- und coronabedingt hat das Training dieses Jahr leider schon ein wenig gelitten. Durch die berufliche Neuorientierung und die damit verbundene Umstrukturierung im Familienalltag trainiere ich aktuell recht wenig und komme auf etwa sieben bis neun Stunden pro Woche, zumal das Schwimmtraining erst in den Sommermonaten im Freibad möglich ist. Das klingt jetzt bestimmt für einige recht viel, ist bei drei Sportarten aber schnell erreicht. Tatsächlich trainiere ich recht viel alleine, weil ich so meine Trainingszeiten selbst bestimmen kann. Hin und wieder laufe ich mit den Hammelburger Tausendfüßlern und in den kalten Monaten habe ich eine Gruppe von Mitfahrern, mit denen ich auf dem Rollentrainer und einer Onlineplattform radfahre.
Fahren Sie privat eigentlich auch mal ein E-Bike?
Klares nein. Nur beruflich.
Sie sind auf "Strava" zu finden. Sicher mit diversen "Challenges" mit Sportkollegen, um sich gegenseitig anzustacheln, oder?
Ja, Strava ist eine super Sache finde ich. Es ist sicher nicht nur positiv zu bewerten, aber wenn man sieht, dass man in einer Rangliste nur knapp hinter einem Bekannten liegt, dann motiviert das schon, hin und wieder mal ein bisschen fester in die Pedale zu treten oder einen Schritt schneller zu laufen. Ich lade alle meine Einheiten auf diese Plattform hoch, allerdings sind die meisten nicht öffentlich einsehbar.
Gibt es Ziele für Sie wie den Ironman auf Hawaii oder den nicht minder legendären Triathlon in Roth?
Ich denke, dass fast jeder Triathlonbegeisterte auch mal eine Langdistanz machen möchte und so geht es mir auch, aber das steht in naher Zukunft noch nicht auf dem Plan, da der Trainingsaufwand doch recht hoch ist. Roth wäre dann aber sicher meine erste Wahl.
Zu Ihren Aktivitäten gehört auch die Lokalpolitik mit einem gewissen ökologischen Schwerpunkt. Was hat es damit auf sich?
Ich interessiere mich natürlich dafür, was in meiner Heimatstadt passiert und stand für den aktuellen Stadtrat zur Wahl. In meinen Augen ist es essenziell, dass wir schonend mit unserem Planeten, den Ressourcen und unserer Umwelt umgehen. Recht einfach ist das beim Verkehr und in einer Kleinstadt wie Hammelburg, in der es keine Distanz gibt, die man nicht zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen kann, solange das gesundheitlich möglich ist. Ich würde mir wünschen, dass der Raum in Hammelburg und auch generell in Städten und Kommunen gerechter zwischen allen Verkehrsteilnehmern aufgeteilt wird.
Sie sind ja auch Fitness-Trainer. Was bieten Sie denn da so alles an?
Aktuell biete ich zweimal im Fitnessclub-Studio einen Indoorcyclingkurs an.
Das Frühjahr ist da: Haben Sie für unsere Leserinnen und Leser ein paar sportive Freizeit-Tipps parat?
Die Hügel und Weinberge um Hammelburg sind zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Sowohl zu Fuß, als auch auf dem Rad. Der beste Fitnesstipp in meinen Augen ist, sich einen festen Termin für den Sport zu setzen, diesen immer wahr zu nehmen und klein anzufangen. Das ist nicht immer leicht, wird aber nach einiger Zeit zur Gewohnheit und ab diesem Zeitpunkt dann auch immer einfacher. Ich habe oft erlebt, dass jemand hoch motiviert zu mir kam und gegen meinen Rat für vier Wochen fünfmal die Woche trainiert hat und danach nie mehr wieder kam. Daher immer lieber klein anfangen und ein bisschen Geduld mitbringen.
An wen spielen Sie weiter?
Ich spiele weiter an Anna Roth, die zu den erfolgreichsten Läuferinnen im Landkreis gehört.