Schiedsrichter händeringend gesucht
Autor: Jürgen Schmitt
Reith, Donnerstag, 10. Oktober 2013
Runder Tisch des Bayerischen Fußball-Verbandes in Reith sucht nach Lösungen. Vereine aus dem Kreis nur spärlich vertreten.
Mehr Symbolkraft geht fast nicht. Diego Maradona gibt dem Schiedsrichter die Hand. Ein Exzentriker und Choleriker hat sich im Griff. Zeigt Respekt. Das einleitende Bild mit dem ergrauten argentinischen Superstar beim Runden Tisch in Reith sagt genau das aus, was Bezirksschiedsrichter-Obmann Norbert Kröckel auf dem Herzen liegt. "Ideal ist, wenn das Spiel mit dem Schlusspfiff aus ist." Jürgen Klopp musste natürlich auch herhalten. Als Negativbeispiel. Das aggressive Verhalten des Dortmunder Trainers im Champions-League-Spiel in Neapel gegenüber dem vierten Offiziellen ist exakt das Gegenteil von Respekt. Große Namen, große Bühnen.
Trend besorgniserregend
Aber im DJK-Sportheim ging es um mehr: um die Zukunft des regionalen Fußballs. Das Thema "Gewinnung und Erhalt der Schiedsrichter" ist aktueller denn je. Erste B-Klassen-Spiele konnten bereits nicht mit offiziellen Schiedsrichtern besetzt werden. Bleibt der Trend, weitet sich der Mangel an Schiedsrichtern auch auf höhere Klassen aus. Als Diskussionsleiter war Fritz Attmanspacher aus Eichstätt angereist. Unterstützt wurde der Konfliktmanager im Bayerischen Fußballverband von Markus Pflaum. Der Regionalliga-Schiedsrichter aus Bamberg übernahm quasi das Aufwärmprogramm in Form eines Vortrages mit Zahlenmaterial und Diskussions-Anstößen.
"Wir müssen das Thema Schiedsrichter-Mangel enttabuisieren", sagt Norbert Kröckel. Und meint, dass alle Vereine aktiv an einer Verbesserung der Situation arbeiten müssen. Die Basis ist gefordert. Aktuell gibt es bayernweit über 12 000 Schiedsrichter. Aber es werden immer weniger. In 2012 wurden 1024 Personen zum Schiedsrichter ausgebildet, aufgehört haben 1099. Diskutiert wurden daher zwei zentrale Aspekte: Schiedsrichter-Erhalt und Schiedsrichter-Gewinnung. "Wir sammeln über die Protokolle alle Vorschläge aus allen Kreisen. Und hoffen nach der Auswertung auf eine Verbesserung der Situation", berichtet Attmanspacher vom weiteren Prozedere.
Nur Geldstrafen
Einig war sich das Publikum, keine hessischen Verhältnisse zu wollen. Wer dort nicht das Schiedsrichter-Soll erfüllt, wird mit Punktabzügen bestraft. In Bayern fordert der Verband "nur" einen finanziellen Obolus ein. Runde Tische zu diesem Thema finden in allen 24 Fußballkreisen des Freistaats statt. Nach Reith waren aus den Vereinen der Landkreise Bad Kissingen und Bad Neustadt nur gut 25 Personen gekommen, darunter Schiedsrichter und Funktionäre. War es das schlechte Gewissen?
Vorschläge der Vereinsvertreter:
Schiedsrichter-Erhalt: Aktiv auf Problem-Zuschauer und -Spieler zugehen. Spieler nach Beendigung der Karriere ansprechen. Sponsoring-Maßnahmen wie kostenlose Vereinsmitgliedschaft oder Rabatte für Schiedsrichter in Sportgeschäften. Kommunikation unter den Beteiligten verbessern.
Schiedsrichter-Gewinnung: Veranstaltungen mit Profi-Schiedsrichtern (in der Region, bei Bundesliga-Spielen) Mehr Werbemaßnahmen und Info-Veranstaltungen, auch in Schulen. Interessierte leiten Trainingsspiele in ihrem Verein. Höhere Vorbildfunktion der Profis einfordern.