Rhön-Kicker sammeln erste Futsal-Erfahrungen
Autor: Jürgen Schmitt
Hammelburg, Freitag, 20. Dezember 2013
Erstmals wird am Samstag bei den Herren ein Vorturnier zur Hallenfußball-Kreismeisterschaft nach Futsal-Regeln ausgespielt. Der Veranstalter FC Hammelburg hofft auf neugierige Fans. Die meisten Vereine betreten absolutes Neuland.
Falcão kann's. Im Internet ist das Tor des Brasilianers ein Klick-Hit. Mit der Hacke gelang dem 36-Jährigen bei einem Turnier im Dezember 2012 ein Kunstschuss der besonderen Art. Alessandro Rosa Vieira, dessen Künstlername nicht von ungefähr an Fußball-Legende Paulo Roberto Falcão erinnert, wurde mehrfach als weltbester Futsal-Spieler ausgezeichnet. So wünschen sich die Verfechter diese Art von Hallenfußball: attraktiv, technisch anspruchsvoll. Südamerika, Südeuropa und Osteuropa sind die Futsal-Hotspots. Jetzt soll Unterfranken nachziehen.
Erstmals wird die Hallenfußball-Kreismeisterschaft samt Qualifikation nach Futsal-Regeln ausgespielt. Ein kleines Abenteuer für Beteiligte und Ausrichter. "Vor drei Wochen hatten wir bei der Ü-40-Bezirksmeisterschaft fünf zahlende Zuschauer", erinnert sich Christian Ohmert vom FC Hammelburg, der auch das Vorturnier am Samstag ausrichtet.
Vor einigen Jahren hatte der FCH mit viel Aufwand, auch finanziell, eine Rundumbande angefertigt, um die Attraktivität zu steigern. Bleibt es bei den Plänen des Bayerischen Fußballverbandes, wird im nächsten Jahr ausnahmslos Futsal gespielt. Und damit definitiv ohne Bande. "Im Vorjahr hieß es noch, dass sich Futsal wohl erledigt hat aufgrund der geringen Zuschauerzahlen. Jetzt bekommen es die Vereine quasi übergestülpt", kann sich FC-Fußballer Ohmert mit dem auferlegten Zwang nicht so recht anfreunden. Mit André Nagelsmann, Werner Schmitt und Bernd Heinlein haben die Saalestädter fußballerische Kompetenz in der Turnierleitung. Die zwingend notwendig ist angesichts des veränderten Regelwerks.
Diesbezüglich sieht sich der Fußball-Kreisklassist gewappnet. Eine gut gefüllte Tribüne wird freilich vonnöten sein, um die Unkosten zu decken. Futsal-Bälle wurden vom Verein angeschafft, Schiedsrichter und Verpflegung wollen bezahlt sein, und eine Verbandsabgabe ist ebenfalls zu entrichten. "Zumindest sind wir bei den Getränken flexibel, weil wir in den Tagen danach ja unsere traditionelle Turnierserie ausrichten, zu der die Rundumbande wieder aufgebaut wird", sagt Ohmert, der auch innerhalb der Mannschaft eine gewisse Skepsis ausgemacht hat. "Die Jungs wollen schon lieber mit der Bande kicken." Ein einziges Mal hatte der Ausrichter ein Futsal-Training angesetzt samt kleiner Regelkunde. Und liegt damit im Trend. "Wir sind zwar das ranghöchste Team, aber als Favorit sehe ich uns nicht. Auch andere Mannschaften haben technisch gute Spieler", sagt Marius Kubo, der befürchtet, "dass ohne Bande etwas der Hallen-Charakter verloren geht". Fuchsstadts Trainer, der bei diversen Juniorenturnieren zumindest als Beobachter Futsal-Erfahrung sammelte, hat einmal in der Halle trainieren lassen, aber nur mit einem Softball.
"Ich hatte den Ball immerhin schon mal in der Hand und habe meiner Tochter bei einem Futsal-Turnier zugeschaut", erzählt André Betz. Der Spielertrainer des FC Thulba, der seinen Vertrag bereits vorzeitig verlängert hat, ist positiv neugierig. "Etwas Neues soll man nicht gleich verteufeln. Das Spiel soll schneller sein mit weniger hohen Bällen. Das kann durchaus Spaß machen und ist für die Akteure eine neue Herausforderung. Ich selbst werde die Bande aber sicher etwas vermissen." Ausnahmslos Kicker aus dem Kreisliga-Kader will Betz mit nach Hammelburg nehmen, bestens mit den Regeln vertraut. "Blauäugig fahren wir nicht weg. Unser Abteilungsleiter Bernd Ließ war extra bei der Info-Veranstaltung in Münnerstadt."
Was auch auf Marc Hartmann zutrifft vom Liga-Rivalen FC Reichenbach. Der Spielertrainer der Teutonen, der ebenfalls seine Futsal-Premiere erlebt, wird sich heute extra früher mit seinem Team treffen zur kleinen Regelkunde. Trainiert wurde mit Futsal-Ball in der Turnhalle des Münnerstädter Gymnasiums. "Wir schauen uns das halt mal an und wollen das Bestmögliche erreichen."
Mit dem 400 bis 440 Gramm schweren Ball mit einem Umfang von mindestens 62 bis höchstens 64 Zentimetern hat auch Karlheinz Thoma seine Erfahrungen gemacht bei einem Übungs-Kick in der Sporthalle im Lager Hammelburg. Überzeugt vom neuen Stil ist der Spielertrainer der SpVgg Wartmannsroth aber nicht. "Hätte ich gewusst, dass Futsal gespielt wird, wären wir vielleicht gar nicht angetreten. Dass Handballtore benutzt werden, finde ich nicht gut. Der kleinere und härtere Ball fördert vielleicht das technische Spiel, das aber bestimmt langsamer wird als mit der Bande." Tatsächlich hat das Leder mit 0,4 bis 0,6 bar einen deutlich geringeren Druck als ein herkömmlicher Fußball, der bis zu 1,1 bar haben darf.
Beim TSV Bergrheinfeld hatte Florian Heller bereits ein Hobbyturnier im Futsal bestritten. Und war durchaus angetan davon, dass Foulspiel rigoros bestraft und faires Spiel damit belohnt wird. "Wer über den Kampf und Einsatz kommt, wird es schwer haben. Ich nehme überwiegend die Jungen mit nach Hammelburg. Die können dann zeigen, was sie drauf haben", hofft der Spielertrainer der DJK Schondra auf die Entdeckung eines Rhön-Falcãos.
Mit seinem außergewöhnlichen Können ist Alessandro Rosa Vieira natürlich Superstar in der Futsal-Seleção. Die muss übrigens keine Konkurrenz aus Alemanha fürchten. Eine deutsche Nationalmannschaft gibt es nämlich nicht.
Teilnehmer DJK Schondra, SpVgg Wartmannsroth, FC Reichenbach, FC Fuchsstadt, FC Thulba, FC Hammelburg, TSV Rannungen. Gespielt wird im Modus Jeder gegen Jeden.
Zeitplan Turnierbeginn ist am Samstag um 13 Uhr in der Saaletalhalle in Hammelburg. Das letzte Spiel wird um 17.20 Uhr angepfiffen.
Quali-Modus Für die Kreismeisterschaft am 12. Januar in Münnerstadt qualifizieren sich die beiden Finalisten. Bereits qualifiziert ist neben Ausrichter TSV Münnerstadt auch Titelverteidiger SV Rödelmaier.
Schiedsrichter Ab der U-15 gibt es im Futsal zwei gleichberechtigte Schiedsrichter
Ohne Bande Gespielt wird mit einem Futsal-Ball und ohne Bande. Ist der Ball im Seitenaus, wird das Spiel mit einem Einkick fortgesetzt, mit dem keine direkte Torerzielung möglich ist.
Torhüter Es gibt keinen Abwurf, sondern nur einen Abstoß aus dem Strafraum heraus.
Foul Pro Spiel hat jede Mannschaft drei Fouls frei. Ab dem vierten Foul ist die Spielfortsetzung der 10-Meterpunkt, wobei sich alle Spieler hinter dem Ball befinden müssen. Der 10-Meter-Schuss muss direkt auf das Tor geschossen werden. Ab dem vierten Foul: Ereignet sich das Foul näher als zehn Meter vor dem gegnerischen Tor, darf der Spieler wählen, ob er am Ort des Foulspiels oder vom 10-Meter-Punkt schießen möchte. Freistöße gibt es direkt und indirekt.
Turnierleitung Der Ausrichter schreibt jedes Tor, persönliche Strafe und Foul mit. Der Schiedsrichter teilt jedes kumulierte Foul dem Ausrichter mit.
Auszeit Pro Spiel gibt es eine einminütige Auszeit für jede Mannschaft.