Retter und "Legendenkiller": Wie Dieter Hecking eine Ära beim 1. FC Nürnberg prägte
Autor: Dominic Buckreus
Nürnberg, Donnerstag, 06. August 2020
Von Dezember 2009 bis Dezember 2012 leitete der neue Sportvorstand Dieter Hecking schon einmal die Geschicke beim Club - damals als Coach. Nach ihm konnte sich keiner mehr so lange auf dem wackligen Trainerstuhl halten. Ein Rückblick.
Als Dieter Hecking das Traineramt zur Winterpause 2009/10 übernahm, steckte der Bundesliga-Aufsteiger mal wieder in akuter Abstiegsnot. Vier Punkte betrug der Abstand des Tabellen-17. auf das rettende Ufer. Zwischenzeitlich erreichte das Team dieses sogar. Doch nach vier Niederlagen in Serie fand sich der Club vor dem letzten Spieltag auf dem Relegationsplatz wieder. Der folgende 1:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln reichte nicht mehr und so ging es in die Relegation.
Das Hinspiel im Easy-Credit-Stadion gegen den FC Augsburg dominierte der Club, haderte jedoch mit der Chancenverwertung. Torjäger Albert Bunjaku (12 Saisontreffer) ließ sogar einen Strafstoß liegen (67.). Aber dann kam Christian Eigler und köpfte einen Freistoß von Marcel Risse kurz vor Schluss in die Maschen (84.).
Im Rückspiel ließen die Nürnberger nichts mehr anbrennen. Ilkay Gündogan Flachschuss aus 25 Metern brachte den Club in Führung (34.) und Eric Maxim Choupo-Moting machte in der 63. Minute per Strafstoß gegen die in Unterzahl agierenden Augsburger alles klar.
"Das war nichts für schwache Nerven", resümierte Hecking nach der Partie, "aber wie diese junge Mannschaft diesem Druck standgehalten hat, gibt dem 1. FC Nürnberg eine sehr, sehr gute Perspektive." Damit behielt er Recht. Der Club schaffte daraufhin dreimal in Folge sicher den Klassenerhalt mit Plätzen unter den Top 10 und blieb damit vier weitere Jahre im Fußball-Oberhaus. Nach dem ersten Abstieg 1969 übertraf er das nur zwischen 1985 und 1994.
Nürnberg träumt von Europa
Nach der Rettung über die Relegation spielte der 1. FC Nürnberg in der folgenden Spielzeit 2010/11 seine stärkste unter Dieter Hecking: Am Ende landete der Club auf Rang 6 mit 47 Punkten und holte damit nur einen Zähler weniger als in der Pokalsieger-Saison 2006/07. Dabei feierte er gegen den FC St. Pauli einen seiner höchsten Siege in der Bundesliga. Nach dem Spiel geriet dies jedoch fast zur Nebensache, denn ein Mann stand besonders im Fokus: Christian Eigler.
Vier Treffer steuerte er zum 5:0-Heimsieg am 25. Spieltag bei - die Hälfte seiner acht Saisontreffer. Philipp Wollscheid hatte den Club schon nach drei Minuten in Führung gebracht. Nach den ersten beiden Eigler-Toren (14. und 17.) sangen die 45 109 Zuschauer: "So ein Tag, so wunderschön wie heute ..." Und er wurde noch schöner, denn der gebürtige Mittelfranke legte einen Doppelschlag oben drauf (86. und 88.).
"Bei uns klappt gerade auf dem Platz fast alles, was wir uns vorgenommen haben", lobte Hecking seine Mannschaft nach diesem historischen Spiel. Nur zweimal gelang dem Club in der Bundesliga ein höherer Sieg: Jeweils mit 7:2 gegen Tasmania (1965) und Blau-Weiß 90 Berlin (1986). Vier Mal hieß es 5:0 für den FCN: Gegen den Hamburger SV (1965), den Karlsruher SC (1980), den VfB Leipzig (1993) und eben gegen die Kiez-Kicker.