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Peter Rückel geht in die Trainerrente


Autor: Steffen Standke

Münnerstadt, Mittwoch, 30. Januar 2019

23 Jahre hat Peter Rückel die besten Nachwuchskicker der Region trainiert. Eine Zeit, aus der er viel erzählen kann.
Insgesamt 450 talentierte Jungs und Mädels hat Peter Rückel in den DFB-Stützpunkten betreut, hier ein Bild vom Kopfball-Pendeltraining 2005.Archiv/Gunther Fink


Peter Rückel hat sich eines geschworen: Wenn er das, was er seinen Schützlingen fußballtheoretisch predigt, nicht mehr praktisch vorführen kann, hört er als Trainer in der DFB-Nachwuchsförderung auf. Diesen Zeitpunkt sieht der 60-jährige Ur-Kissinger zum 31. Januar gekommen. Nach 23 Jahren, aus denen er viel erzählen kann.

Dass Johannes Geis kürzlich vom FC Schalke aus der Bundesliga zum 1. FC Köln in Liga 2 wechselte: Peter Rückel hat es längst registriert. Verfolgt er doch genau, was aus seinen früheren Schützlingen wurde. Nachwuchs-Nationalspieler Geis ist wohl der bekannteste unter ihnen. Aber auch der Ex-Schweinfurter und frühere Erfurter Drittliga-Spieler Pablo Pigl aus Obereschenbach sowie Annika Graser und Leonie Kreil vom Zweitligisten USV Jena (früher SV Aura) trainierten unter Rückel. Insgesamt 450 Kinder und Jugendliche in den 17 Jahren, seitdem der DFB sein Förderkonzept ins Leben rief, rechnet der Jugend-Coach vor.

"Es macht einen stolz, ein kleiner Teil des Ganzen gewesen zu sein in einer solchen Entwicklung eines Spielers", sagt der 60-Jährige. Jeden Montag - außer an Feiertagen und im August - stand er an und auf dem Platz, zuerst bei der Trainingsgruppe der U12/13, danach bei der U14/15.

Doch damit war es nicht getan. Rückel schrieb auf, was er an Stärken und Schwächen seiner Schützlinge entdeckte und wie sie sich entwickelten. Er schaute sich in den Vereinen der Region nach Talenten und Verstärkungen für seine Trainingsgruppen um. Er absolvierte Weiterbildungen. Und machte mit 50 Jahren in der Sportschule Hennef seine "B-Elitelizenz", die er brauchte, um ständig mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten zu dürfen. Acht Stunden kamen so pro Woche im Regelfall zusammen.

Das alles tat er neben seinem Job bei der Bundeswehr. Zwar ging Peter Rückel 2011 in Pension, engagiert sich aber weiterhin wochenweise als Reservist - 150 Tage im Jahr, in Vollzeit. Da kostete es gerade in letzter Zeit öfters Überwindung, sich nach dem Dienst noch aufzuraffen und zum DFB-Stützpunkt nach Münnerstadt zu fahren. "Die Stützpunktarbeit ist mir aber nie zuviel geworden. Wenn ich den Platz betreten und die Kinder gesehen habe, war die ganze Belastung weg. Die Nachwuchsförderung hat immer Spaß gemacht."

Leider musste Peter Rückel in den vergangenen Jahren Entwicklungen beobachten, die ihm nicht gefielen. "Die Einstellung der Kinder zum Fußball hat sich geändert. Die 1990er-Jahrgänge waren vom Ehrgeiz zerfressen. Die musste man nicht zur Leistung auffordern. Sie haben sie gebracht. Heute muss man häufiger sagen: hopp!". Auch entdecke er im Einzugsgebiet weniger talentierte Kinder - ganz einfach, weil weniger das Kicken beginnen würden. "Fußball ist nicht mehr das A und O. Es gibt mehr andere Sportarten und andere Möglichkeiten, sich in der Freizeit zu beschäftigen. Daher ist das Niveau außerhalb der Leistungszentren gesunken", glaubt Rückel.

Für den 60-Jährigen rückt Marcel Klug als Leiter des Stützpunktes Münnerstadt nach. Als Trainer löst ihn Alexander Schott ab. Rückel selbst wird keine Langeweile empfinden. "Ich habe ja mit der Bundeswehr zu tun und außerdem vier Enkel, die aber noch zu klein sind zum Fußballspielen." Außerdem engagiert sich der Bad Kissinger seit März 2018 bei der Sicherheitswacht. Und schließlich wird Peter Rückel weiter auf Fußballplätzen auftauchen - als Zuschauer, nicht mehr als Trainer.