Druckartikel: Ohne Fachwissen läuft beim Eishockey nichts

Ohne Fachwissen läuft beim Eishockey nichts


Autor: Jürgen Schmitt

Bad Kissingen, Freitag, 03. Januar 2014

Bei den Spielen der Kissinger Wölfe geht es auch hinter dem Plexiglas zur Sache. Ohne das Fachwissen von Norbert Hochrein, Manfred Neckermann, Günther Matzke und anderer Helfer wäre ein Match nicht durchführbar.
Haben stets den Durchblick an der Bande: (von links) Günther Matzke, Manfred Neckermann und Norbert Hochrein. Foto: Hopf


Ohne das Trio im Niemandsland geht nichts bei den Kissinger Wölfen. In der Mini-Zelle unmittelbar vor dem Plexi-Glas müssen Manfred Neckermann, Norbert Hochrein und Günther Matzke schon allein aufgrund der Enge zusammenrücken. Kein Problem - die Drei sind ein eingespieltes Team. Es gilt, den Überblick zu behalten. Und das ist die Kunst, die zwischen Eisfläche und Tribüne Spiel für Spiel abgerufen werden muss. Eishockey ist ein faszinierender Sport. Schnell und körperbetont. Tor- und damit abwechslungsreich.

Allerdings auch ein Sport mit vielen Regeln. "Es braucht immer Leute, die sich auskennen", sagt Norbert Hochrein, der gewöhnlich den Hallensprecher gibt, die Zuschauer informiert - und wenn nötig auch aufklärt. Und die Stress-Faktoren genau kennt.

"Kompliziert wird es, wenn viele Strafen gleichzeitig ausgesprochen werden", weiß der 51-Jährige, der seit einem Vierteljahrhundert für die Hobby-Truppe, die Rakoczy Rangers, aufläuft und etwa so lange den Verein organisatorisch unterstützt. "Ich würde mich freuen wie ein Schnitzel, wenn wir wieder ein Nachwuchs-Team hätten. Andererseits gab es gerade im Jugend- und Juniorenbereich die meisten Strafen. Da hat oft der Spielberichtsbogen nicht gereicht", erinnert sich der Bankangestellte, der über den Sohn zum Eishockey gefunden hat.

Was auch bei Günther Matzke der Fall war. "Wir sind damals von Bad Königshofen nach Bad Kissingen gezogen und haben für die Kinder einen Sport gesucht und mit Eishockey gefunden", erzählt der Elektro-Meister, der als 36-Jähriger das erste Mal selbst Kufen unter den Füßen hatte - und 25 Jahre später immer noch für die Rakoczy Rangers aktiv ist. "Da bin ich mit Abstand der dienstälteste Spieler", sagt der 61-Jährige, der unter Walter Prein erstmals mit anpackte und sich nach all den Jahren nicht zu schade ist, die Tore aufzustellen oder Strafbänke herzurichten. Die meiste Arbeit hat Günther Matzke, der als Betreuer begann und auch schon die Kleinschüler trainierte, während des Spiels zu verrichten als sogenannter Spielzeit-Nehmer, der die miteinander verkoppelte Strafzeit- sowie Spiel-Uhr anschließt und bedient. Per Knopfdruck wird die Uhr bei Unterbrechungen gestoppt, werden Strafen eingegeben. Sollte die Technik streiken, steht eine Reserve-Stoppuhr parat. Günther Matzke dagegen funktioniert immer.

Manfred Neckermann hat niemals selbst Eishockey gespielt, war aber schnell fasziniert vom schnellen und technisch anspruchsvollen Spiel. "Mich hatte der Zufall damals in die Eishalle geführt. Ich habe bei einem Spiel zugeschaut, habe Bekannte getroffen und bin dann Anfang der 80er Jahre quasi im Verein hängengeblieben", erinnert sich der 51-Jährige, der als Punkte-Zähler vor allem Schreibarbeit zu verrichten hat. Die von den Schiedsrichtern angezeigten Tore, Assists oder Strafen werden mit exakter Zeit auf dem Spielberichtsbogen notiert, der von den Unparteiischen nach dem Match geprüft und von allen Beteiligten unterschrieben wird als offizielles Dokument für den Bayerischen Eishockey-Verband.

"Aber wir müssen hier auch über das Engagement von anderen Leuten im Verein reden", sagt Manfred Neckermann, weil auch ein Marcus Hofmann, eine Silvia Beck, eine Barbara Hartmann oder ein Ralf Schmitt, der den Spielberichtsbogen vorbereitet und den Hallen-DJ gibt, vor der Arbeit nicht weglaufen. Nicht zu vergessen die Strafzeit-Nehmer, die die Sünderbank im Blick haben. Und kontrollieren, dass die richtigen Spieler sitzen und nicht zu früh von dort verschwinden.

Spiele gegen Schweinfurt und Haßfurt waren für das Trio natürlich Höhepunkte. Oder das Duell mit Crimmitschau, als die Fans des Gegners von der Polizei zurück an die Landesgrenze eskortiert wurden. "Einmal musste der Schiedsrichter verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Da ist dann der frühere DEL-Schiedsrichter Harald Deubert eingesprungen", erinnert sich Manfred Neckermann, der so gerne mehr Lokalkolorit auf dem Eis hätte. "Spieler aus der Region sind und bleiben wichtig. Wie auch das Bemühen um eigenen Nachwuchs. Und es wäre schön, wenn die fränkischen Vereine besser kooperieren würden, um mehr Derbys zu garantieren. Die bringen einfach mehr Zuschauer und damit mehr Geld", so der Steuerfach-Angestellte.

Das Verhältnis mit Gegner und Schiedsrichtern ist kollegial bis freundschaftlich. "Vor allem die Südbayern sind oft entspannt und nehmen sich nicht so wichtig", sagt Norbert Hochrein. Auch Günther Matzke sieht keinen Anlass zur Schiri-Schelte. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir noch kein Spiel wegen der Schiedsrichter verloren haben." Das Trio hilft gerne, doch gewinnen müssen die Kissinger Wölfe ganz alleine.