Druckartikel: Oberthulba unterliegt im Sparkassenpokal dem Brückenauer Ballzauber

Oberthulba unterliegt im Sparkassenpokal dem Brückenauer Ballzauber


Autor: Peter Balthasar

LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 12. August 2020

Der Sparkassenpokal war beliebt. Nur selten gelang es anderen Teams, die Dominanz des TSV Maßbach zu brechen - wie dem FC Bad Brückenau 2001/02.
Brückenauer Sturm und Drang: Hätte Christian Hänlein hier nicht zum Kopfball angesetzt, hätte Hansi Schroth (selbes Team) wohl ein Tor des Monats erzielt. Oberthulbas Abwehrspieler standen nicht nur in dieser Szene zu weit weg von ihren Gegenspielern.   Foto: Wolfgang Lutz


Noch so manche Spieler und Fans werden sich an einen Wettbewerb erinnern, der ab Mitte der 80-Jahre bis zu Ende der Saison 2003/04 im Landkreis Bad Kissingen bestritten wurde: der Sparkassenpokal. Dabei duellierten sich Teams unterschiedlicher Ligen im K.o.-Modus. Neben dem von der Sparkasse Bad Kissingen gestifteten Wanderpokal galt insbesondere das Preisgeld als lukrativ (1. Platz: 1500 Euro, 2. Platz: 1000 Euro, 3. Platz: 500 Euro). Dauerbrenner auf dem Podium war der TSV Maßbach, der sich in der 19-jährigen Pokalgeschichte fünfmal den Cup sicherte. Einmal triumphierte der FC Bad Brückenau, nämlich in der Saison 2001/02.

Bad Brückenau Bezirksligist

Der damalige Bezirksligist, der wenig später in die da noch existierende Bezirksoberliga aufstieg, verfügte über eine "gute Mischung zwischen Alt und Jung", erinnerte sich Coach Jürgen Sykora. Ein Akteur, Sebastian Ziegler, schnürt heute noch die Stiefel für die Weiß-Roten.

Ein Garant des Erfolges war unter anderem einer der letzten "bunten Hunde" der Rhöner Fußballszene, Keeper Udo Baum. Dieser, heute im Badischen beheimatet und dort Mitinhaber einer Tunnelbaufirma, konnte sich im Interview gleich an das Finale, das die Sinnstädter gegen den TSV Oberthulba siegreich bestritten, erinnern. Aus dem Gedächtnis heraus benannte er sofort einige Mitspieler, die ihm das Leben leicht gemacht hätten.

Die damalige Abwehrreihe mit dem Routinier und Mannschaftskapitän Harald Reim, dem Innenverteidiger Markus Schumm sowie den Außen Sebastian Ziegler und Nico Schell war zweikampf-, aber auch offensivstark. Im Mittelfeld wirbelten Christian Hänlein, Frank Klein, Deni Degelmann und Marco Fiedler; in vorderster Front agierten Jörg Heinle und Jacek Wanke.

Favorisierte Sykora-Elf

Beim Endspiel im Bad Kissinger Sportpark war die Sykora-Elf favorisiert, der Kreisligist aus Oberthulba in ein Außenseiterrolle gedrängt, wobei der Gegner mit seinem gefürchteten Offensivkräften Thomas Zeiler, Thorsten Zahaczewski und Peter Haase nicht unterschätzt werden durfte. Daher fieberte TSV-Coach Bruno Heer nicht ohne Hoffnung der Partie entgegen. Tatsächlich verzeichneten seine Schützlinge auch die erste nennenswerte Torchance, doch der "Hüne" Baum fischte den satten Freistoß von Oliver Noelte aus dem Winkel. Von da an übernahm der Bezirksligist das Kommando. Nach einem Eckball von "Frankie" Klein nutzte Christian Hänlein seine Lufthoheit im gegnerischen Sechzehner und nickte zur Führung ein.

Nicht nur in dieser Aktion verriet die TSV-Deckung Schwächen. Das verletzungsbedingte Fehlen von Abwehrchef Marco Mayer machte sich bei diesem Gegentreffer und den folgenden negativ bemerkbar.

Das 2:0 fiel bereits nach einer halben Stunde, als Klein und Degelmann sich bis zum gegnerischen Sechzehner durchkombinierten und Marco Fiedler den für den Rest der Begegnung schwer geprüften Keeper Alexander Schießer, "ein guter zwischen den Pfosten" (Baum), keine Abwehrchance ließ.

Gleich, nachdem der Unparteiische Marco Wießner aus Schwärzelbach die Kontrahenten zur Mittellinie gebeten hatte, verloren die Heer-Schützlinge den Ball an Jörg Heinle, der an der Tartanbahn entlang lossprintete, auf Höhe des Strafraums nach innen zog und eiskalt zum 3:0 vollstreckte.

Über die komfortable Führung freuten sich nicht nur die Bad Brückenauer selbst, auch der "ewige" Betreuer, der leider schon verstorbene Hermann Kastner, "der im Verein irgendwie für alles zuständig war, unter anderem war er auch Torwarttrainer", erinnerte sich Baum.

FC-Goalie mattgesetzt

Kastner frohlockte, traute aber dem Braten noch nicht so recht. Berechtigt, denn der eingewechselte Thomas Zeiler, der verletzungsbedingt erst einmal auf der Bank Platz genommen hatte, setzte den FC-Goalie beim ersten Ballkontakt matt. "Da haben die Nüsser vor mir gepennt", war sich der Geschlagene sicher; der Gegentreffer rief aber sofort seinen "Chef" Jürgen Sykora auf den Plan.

Dieser beorderte den zweikampfstarken Michael Kammerer auf den Rasen, der sich dann "liebevoll" um den TSV-Torschützen kümmerte. Der FC-Kasten geriet danach nur noch einmal in Gefahr; doch der herausstürzende Baum zog Zeiler das Leder rechtzeitig vom Fuß. Da sich Peter Haase und Thorsten Zahaczewski sich nur das Prädikat "fleißig" abholten, blieb der Vorsprung der Sykora-Elf ungefährdet.

Die Führung hätten die FCler im zweiten Durchgang mehrfach ausbauen können, doch der jetzt unter Dauerbeschuss stehende Schießer schwang sich zu einer Klasseleistung auf, zauberte Schüsse von Jacek Wanke und Christian Hänlein von der Torlinie und entschärfte auch fast unhaltbare Kopfbälle von Hansi Schroth. Machtlos war er schließlich beim vierten Gegentreffer, für den sich Wanke verantwortlich zeigte.

Pokal nicht verteidigt

Den Pokal vermochte das Sieger-Team 2002/03 nicht zu verteidigen. Er ging in den nächsten zwei Jahren an die Maßbacher, 2002/03 nach einem 5:0-Erfolg gegen den FC Fuchsstadt, ein Jahr später nach dem 4:2-Sieg gegen die TSVgg Hausen. Wie die 1 500 Euro verwendet wurden, ließ sich nicht mehr genau recherchieren. "Ich vermute mal, dass es ausschließlich für den Ankauf von Mineralwasser gebraucht wurde", vermutete Udo Baum, was allerdings Jürgen Sykora für wenig wahrscheinlich hielt: "Da wurde ein andere Getränkeart bevorzugt."

Baum spielt übrigens immer noch in der AH-Mannschaft in Boxberg/Baden-Württemberg frönt und seiner Tennisleidenschaft beim RW Osterburken. Der Sparkassenpokal wurde zum Bedauern der Vereine im Landkreis nach der Saison 2003/04 eingestellt. Der Sponsor förderte fortan die Nachwuchsarbeit der Kreisvereine eingestellt, was natürlich auch positiv war.