Normal oder verwerflich? Der SV Detter-Weißenbach bittet auch Frauen zur Kasse
Autor: Jürgen Schmitt
LKR Bad Kissingen, Donnerstag, 10. November 2022
Die Vorgehensweise des B-Klassisten kritisiert Wittershausens Vereinsboss Jürgen Weigand. Tatsache ist, dass jeder Verein seine Preise selbst gestalten darf. Das weibliche Geschlecht wird gewöhnlich bevorzugt.
Mächtig angefressen war Jürgen Weigand nach dem Spiel seines FC Wittershausen beim SV Detter-Weißenbach. Und das lag keineswegs an der 1:8-Schlappe, die sein Team hatte einstecken müssen im Punktspiel der B-Klasse Rhön 1. Im symbolischen Sinne wollte der FC-Vorsitzende im Schreiben an die Sportredaktion dem gastgebenden Verein die Rote Karte zeigen. "Was mich nicht mehr ruhig bleiben ließ, war die Tatsache, dass beim Abkassieren auch Eintritt von den Frauen und Jugendlichen verlangt wurde", sagt Weigand. Die Antwort des Platzkassiers sei gewesen, dass diese Vorgehensweise eine Entscheidung der Vereinsführung sei. "Ich wollte das in diesem Moment nicht weiter eskalieren lassen, dafür waren mir meine Nerven zu schade. Ich werde meinen Vereinsmitgliedern jedenfalls empfehlen, die Sportstätte des SV Detter-Weißenbach künftig tunlichst zu meiden", so Weigand.
"Der Sonntag ist eigentlich der Familientag. Um die Familien nicht auseinander zu reisen, wenn der Mann seinem Hobby nachgehen möchte, sollte es den Ehefrauen und Kindern ermöglicht werden, bei den Spielen dabei zu sein, ohne dafür auch noch zahlen zu müssen. Da muss man dann als Verein mit dem Umsatz für die Bratwurst und die Limo eben auch zufrieden sein", argumentiert Jürgen Weigand weiter. Beim FC Wittershausen zahlen lediglich männliche Erwachsene ab 18 Jahren (2,50 Euro) sowie Rentner (1,50 Euro).
Interessante Erkenntnisse
Eine spontane Umfrage brachte folgende, durchaus aufschlussreiche Erkenntnisse. Die Weigand-Position stärkt beispielsweise Christoph Kleinhenz mit der DJK Schlimpfhof, wo männliche Erwachsene drei Euro und Rentner 2,50 Euro zahlen. "Wobei die meisten einheimischen Rentner von sich aus drei Euro bezahlen. Die weiblichen Zuschauer würden wir nie abkassieren, denn wir sind ja froh, dass überhaupt welche da sind. Jugendliche müssen ebenfalls nichts bezahlen. Wenn wir denen auch noch Eintrittsgeld abnehmen würden, bekämen wir wahrscheinlich Ärger mit den Eltern. Ich habe selber zwei Söhne. Die essen und trinken jeweils zwei Würscht und zwei Spezi. Am Ende vom Spiel haben die Eltern dann 25 Euro los", äußert sich der DJK-Vorsitzende. Die Staffelung beim B-Klassisten sieht wie folgt aus: Zur Saison 21/22 wurden die Preise nach Rücksprache mit den Fans um jeweils 50 Cent erhöht, womit männliche Erwachsene nun drei Euro zahlen. Begründet wird dies bei der DJK Schlimpfhof mit der finanziellen Situation durch Corona sowie der neuen Regelung mit den 9 gegen 9-Spielen "Durch die geringere Anzahl von Spielern auf dem Platz sind auch anschließend weniger an der Theke", so Kleinhenz. "Das Eintrittsgeld sollte in der Regel für die Schiedsrichterrechnung reichen. Auch das war ein Grund für die Erhöhung. Ich denke, drei Euro Eintritt für die B-Klasse ist vertretbar."
Das findet auch der SV Römershag, der aufgrund der gestiegenen Schiedsrichter- und Unterhaltungskosten für das Sportheim seine Eintrittspreise für das Jahr 2023 um 50 Cent erhöht. Dann zahlen Männer drei Euro sowie männliche Rentner und männliche Auszubildende ab 18 Jahre laut Abteilungsleiter Harald Schütz zwei Euro.
"Frauen, Kinder und Jugendliche sind und bleiben frei. Senioren bekommen bei der SG Premich/Langenleiten einen ermäßigten Eintritt. Wir werden trotz gestiegener Kosten auch keine Erhöhung oder ähnliches ansetzen. Die müssen wir als Vereine selbst anders stemmen durch Veranstaltungen Feste etc. Da man ja schon selbst sieht, dass es immer weniger Zuschauer werden, wollen wir die nicht auch noch vergraulen", lautet der Standpunkt von SG-Sportleiter Nico Schlesinger.
Eine Frage der Gewichtung bei der SG Euerdorf
Die SG Euerdorf/Sulzthal II verlangt bei ihren B-Klasse-Heimspielen 2,50 Euro Eintritt für erwachsene Männer und 1,50 Euro für Rentner. Frauen. Kinder und Jugendliche sind frei. "In Anbetracht der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und insbesondere aufgrund der stark gestiegenen Energiekosten werden wir sicherlich zur neuen Saison zumindest über eine leichte Erhöhung der Eintrittspreise nachdenken müssen. Aktuell gibt es dazu aber noch keine konkreten Pläne. Auch die Frage, ob Frauen künftig Eintritt bezahlen müssen, sollten wir uns stellen. Klar ist allerdings auch: Die Eintrittsgelder bei B-Klasse-Spielen sind angesichts der vergleichsweise niedrigen Zuschauerzahlen nicht so wichtig wie der Erlös aus dem Wirtschaftsbetrieb", sagt Abteilungsleiter Markus Erhard.
Interessant ist der Blick auf jene Vereine, die eine Erste sowie Zweite Mannschaft im Spielbetrieb haben. "Wir orientieren uns an der BFV-Richtlinie. Sollte diese angepasst werden, würden wir das mitgehen", sagt Sven Eyrich von der SG Waldberg/Stangenroth. Dort müssen für Spiele der Kreisklasse drei und für Spiele der B-Klasse zwei Euro berappt werden, Rentner werden einheitlich mit 1,50 Euro zur Kasse gebeten. "Bei Doppelheimspielen sind für beide Spiele sogar nur drei Euro fällig. Frauen und Kinder zahlen nie", so der SG-Abteilungsleiter.