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Neuer Unterfränkischer Rekord durch Nick Przeliorz


Autor: Reinhold Nürnberger

Münnerstadt, Montag, 06. Juli 2015

Der 16-Jährige vom TSV Münnerstadt läuft bei den Süddeutschen Meisterschaften in 10,91 Sekunden zu Silber über die 100 Meter. In der Staffel gibt Trainer Bernd Neumann dem Nachwuchs eine Chance.
Mit Vollgas zum Rekord: Nick Przeliorz. Foto: Theo Kiefner


Nick Przeliorz vom TSV Münnerstadt sprintete bei den Süddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften zu Silber über 100 Meter der Jugend U18. Der 16- Jährige löschte dabei in hervorragenden 10,91 Sekunden einen der ältesten Rekorde der unterfränkischen Leichtathletik aus den Geschichtsbüchern.
Schon im Vorlauf war in Kaiserslautern für die besten süddeutschen Sprinter alles angerichtet. Rund 38 Grad Hitze, da bleiben die Muskeln lange locker. Leichte, aber noch zulässige (bis 2,0 Meter pro Sekunde) Windunterstützung, da kam schon vor dem Startschuss Freude auf. Der Gymnasiast aus Nüdlingen, mit der zweitbesten Meldeleistung angetreten, hätte sicherlich im Schongang das Halbfinale erreicht. "Für den Rekord brauche ich optimale Bedingungen und ein starkes Feld", sagte Nick Przeliorz noch vor zwei Wochen bei der Jugendgala in Schweinfurt, wo er mit 10,98 Sekunden schon ganz nah dran war. Jetzt im Vorlauf waren die Voraussetzungen bestens, also zog er voll durch. Groß war bei ihm und seinem Trainer Bernd Neumann die Freude, als auf der Anzeigetafel 10,93 Sekunden aufleuchteten. Nicht berücksichtigt ist allerdings die Tatsache, dass die Zeiten vor rund 50 Jahren alle auf Aschenbahnen gelaufen wurden.
Vor 47 Jahren war Alex Wernsdorfer (TV 1860 Aschaffenburg) in der Jugend U18 handgestoppte 10,7 Sekunden gelaufen. Vier Jahre später egalisierte Dieter Müller vom TSV Kissingen diese Zeit. Als U20-Jugendlicher sprintete der Sportlehrer aus Hausen zwei Jahre später sogar 10,5 Sekunden. Auf damals handgestoppte Zeiten werden laut Statuten 24 Hundertstel Sekunden hinzugerechnet. Man begründet dies mit der durchschnittlichen Reaktionszeit, die ein "guter" Zeitnehmer von Hand hat, bis er nach dem Startschuss auf Sicht der Rauchfahne die Stoppuhr betätigt.

Lange Zwangspause

Somit hatte Nick Przeliorz die alte U18-Rekordmarke soeben um eine Hundertstel unterboten. Im Halbfinale fiel ausgerechnet vor seinem Lauf die elektronische Zeitmessanlage aus. In der Folge mussten die Sprinter lange Zeit in der Hitze verharren, bis das Problem nach rund einer dreiviertel Stunde behoben war. Dennoch gewann der TSVler seinen Lauf in 10,96 Sekunden. "Da geht im Finale noch mehr", war sich Bernd Neumann sicher. Und der Trainer sollte Recht behalten. Bis 80 Meter war Nick Przeliorz sogar an Milo Skupin-Alfa dran. Der Sprinter von der LG Offenburg ist mit 10,62 Sekunden in diesem Jahr der schnellste Deutsche der Altersklasse U18 und setzte sich am Ende noch klar in 10,71 Sekunden durch. Nick Przeliorz wurde in 10,91 Sekunden sicherer Zweiter und sein erst zwei Stunden alter Rekord war damit schon wieder Geschichte. "Zwei Mal unter dem alten Bezirksrekord - ich bin einfach nur happy", war der kurze Kommentar des neuen Rekordmanns, der mit dieser Zeit die Führung in der Bayerischen Rangliste übernahm und in Deutschland nun an Nummer sechs gelistet wird. Bernd Neumann wäre nicht Bernd Neumann, wenn er nicht am Finallauf was auszusetzen hätte. "Nick ist am Ende nicht locker geblieben und stattdessen mit Gewalt gesprintet. Da war es durchaus möglich auch 10,85 Sekunden zu laufen", war sich der Bad Neustädter sicher.
Die tropische Nacht im nicht klimatisierten Hotel, sowie die Hitzestrapazen des Tages, raubte dem schnellen TSVler allerdings die Nachtruhe, so dass er am zweiten Tag nicht ganz topfit zu den 200 Metern antrat. Im Vorlauf wurde Nick Przeliorz als Gesamtvierter in 22,58 Sekunden gestoppt. Im Endlauf verbuchte er in 22,68 Sekunden den fünften Platz bei den Süddeutschen Meisterschaften. "Bis 180 Meter war ich im Finale noch sehr gut dabei, aber dann waren die Beine einfach weg", schildert Nick Przeliorz das Finale.
Aber spätestens in der kommenden Woche, wenn in Markt Schwaben die Bayerischen Meisterschaften stattfinden, will er zeigen, dass er auch auf den 200 Metern schnell laufen kann.
Auch für Deborah Adam vom TSV Münnerstadt hat sich die Fahrt in die Pfalz gelohnt. Die 15-jährige Gymnasiastin sprintete die 100 Meter in 12,83 Sekunden so schnell, wie noch nie zuvor. Pech nur, dass sie damit um eine einzige Hundertstel-Sekunde das Halbfinale verpasste. Auch über 200 Meter war mit 26,32 Sekunden ein neuer Hausrekord fällig, der allerdings nicht für die Finalteilnahme der schnellsten Sechs reichte. Dennoch zog die Sprinterin ein positives Fazit. "Ich war über beide Strecken immerhin die Schnellste aus dem Bezirk Unterfranken. Damit kann ich bei meinem derzeitigen Trainingsaufwand sicherlich sehr zufrieden sein."

Nick Przeliorz geschont

Die Staffel der Startgemeinschaft TG Würzburg/TSV Münnerstadt galt über 4 x 100 Meter als Medaillenanwärter. Aber nachdem Niklas Wiethoff (TG Würzburg) - der bei den Bezirksmeisterschaften sogar gegen Nick Przeliorz gewann - aufgrund eines Muskelfaserrisses ausfiel, entschloss sich Bernd Neumann, auch Nick Przeliorz zu schonen und einem rein Münnerstädter Quartett des noch jüngeren Jahrgangs der U18 das Vertrauen zu geben. Timo Reinhart, Jonathan Laik, Noah Fell und Clemens Schmitt verbuchten am Ende Platz zehn. Auch wenn der Trainer noch Potential bei den Wechseln sieht, so dürfte er mit den 46,39 Sekunden nicht unzufrieden gewesen sein. Zumal dieses Quartett im kommenden Jahr noch komplett in dieser Besetzung laufen kann.