Druckartikel: Mit einem Rhöner Derby beginnt der Frauenfußball

Mit einem Rhöner Derby beginnt der Frauenfußball


Autor: Jürgen Schmitt

LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 09. Sept. 2015

Auch der MSV Modlos wagt den Sprung von der Freizeitliga in den offiziellen Spielbetrieb. Zum Auftakt wartet gleich das Derby bei der DJK Schondra. Der SV Langendorf ist als Bezirksoberligist das ranghöchste Team.
Beherrscht die Jubelpose: Stellvertretend für den Optimismus beim Landkreis-Sextett im Frauenfußball zeigt Jana Schuhmann das doppelte Victory-Zeichen. Foto: ssp


Melanie Schmelz heißt jetzt Reinisch. So etwas kommt vor, wenn man heiratet. "Hätten wir das gewusst, hätten wir es vielleicht nicht gemacht", sagt dazu Bernd Rose. Und meint die Angleichung des Spielerpasses, für die der Bayerische Fußballverband laut Rose 50 Euro in Rechnung stellte. Ein vergleichsweise kleines Problem beim amtierenden Bezirksliga-Meister SV Langendorf vor dem Start in der Bezirksoberliga. Denn der Saisonauftakt hat es in sich mit den Spielen am Samstag gegen Landesliga-Absteiger FVgg Kickers Aschaffenburg, danach gegen den Vorjahres-Zweiten ETSV Würzburg III und den Vorjahresdritten FC 05 Schweinfurt.


Ein Fehlstart ist möglich

"Diese drei Vereine sind für mich die Titelkandidaten. Wir sind uns bewusst, dass das ein Fehlstart für uns werden kann", sagt der SV-Trainer, der als Saisonziel den Klassenerhalt ausgegeben hat. Gut, dass die Wahl-Hamburgerin Mirjam Reißer in den nächsten Wochen ein Praktikum heimatnah absolviert, was offensive Stärke garantiert. Um auch in den kommenden Jahren guten Frauenfußball zu präsentieren wünscht sich Rose insbesondere mehr Trainer für den Nachwuchs.

Um 180 Grad gedreht hat sich der Wind beim SV Albertshausen nach dem Abstieg aus der Bezirksoberliga. Fast schon schwärmerisch äußert sich Elmar Herold. "Ich bin jetzt im dritten Jahr Trainer hier, und das war die beste Vorbereitung. Die Trainingsbeteiligung war hoch, sodass wir sogar drei Testspiele austragen konnten. In der Vorsaison hat das kein einziges Mal geklappt", sagt der SV-Trainer, der auch das Torhüterproblem behoben sieht. Nadine Zink ist gesetzt zwischen den Pfosten, als Alternative parat steht Isabella Fest. Zuletzt mussten immer wieder Feldspielerinnen die Torwarthandschuhe überziehen. Jung ist die Mannschaft immer noch, aber eben auch gereift durch das BOL-Stahlbad, weshalb Elmar Herold eine Top-3-Platzierung anpeilt. Auch, weil es im Umfeld passt beim SVA, wo die Vorstandschaft hinter der Truppe steht, Spiele gut besucht sind und sich Männer wie Frauen gegenseitig unterstützen bei den Sportheimdiensten. "Bis zu 50 Bratwürste gehen über die Theke, das ist im Frauenfußball schon was", findet Herold, der seit dieser Saison mit Philipp Heusinger auch einen Co-Trainer an der Seite weiß. "Eine große Unterstützung für mich und die Mannschaft."

Gleich vier Landkreis-Vereine bereichern die Kreisliga. Und durch die Bank sieht das Quartett Chancen auf einen Spitzenplatz. Auch beim FC Hammelburg, der die abgelaufene Saison als Drittletzter beendet hatte. 27 Spielerinnen umfasst der Kader von Oliver Zeier. Eine gute Basis, aber Visionen hat der FC-Trainer dennoch. "Noch spielen die Jüngsten bei den Buben bis hin zur U-15 mit. Eine Juniorinnen-Mannschaft wäre ideal, um möglichst früh das Fußball-ABC zu vermitteln." Um aktuell für Spielpraxis zu sorgen, hat der FCH eine Mannschaft in der Freizeitliga gemeldet. "Damit haben wir die Sommerpause gut überbrückt", sagt Zeier, der zweimal die Woche trainiert und eine gesteigerte Wahrnehmung konstatiert. "Dass es beim FC auch Frauenfußball gibt, hat sich herumgesprochen. Sogar von außerhalb kommen Anfragen. Wer Interesse hat, kann jederzeit vorbeischauen."


Im Dauereinsatz

Was auch für die SG Schönderling/Thulba gilt, wo Tizian Pieczonka einen ordentlichen Kader hat, aber Neuzugänge zu jedem Zeitpunkt willkommen heißt. Nach dem Rücktritt von Nadine Weißenberger hat der 20-Jährige die alleinige sportliche Verantwortung. Und das, obwohl der SG-Trainer beim Kreisklassisten FSV Schönderling im Tor spielt. "Während der Saison stehe ich sechsmal die Woche auf dem Platz. Aber es macht ja Spaß", sagt Pieczonka, der "vorne mitspielen und gute Spiele abliefern will". Und das mit willkommener Verstärkung, weil Franziska Heil und Jana Schuhmann Kreuzbandrisse auskuriert haben, Isabell Koch ihren Auslandsaufenthalt beendet hat und Torfrau Jana Cäsar vom FC Karsbach zurückkehrte. Zuletzt hatte die Spielgemeinschaft immer wieder Feldspielerinnen ins Tor beordern müssen. Weil der Anteil aus beiden Orten in etwa 50:50 ist, sollen im Saisonverlauf die Spiele in beiden Ortschaften stattfinden.


Birgit Klaus geht vorneweg

"Laufintensiv." So beantwortet Sissy Martin die Frage nach der Vorbereitung. Und muss es ja wissen, weil die Abteilungsleiterin der DJK Schondra auch Spielerin ist. In keinster Weise übrigens ein Vorwurf in Richtung der Trainerin, "da Birgit Klaus selbst immer vorneweg geht". Und der Moral war das intensive Training beim Kreisliga-Vizemeister des Vorjahres offensichtlich nicht abträglich angesichts der im Schnitt 15 Spielerinnen, die zu den Übungseinheiten kommen. "In unseren ersten Jahren hat uns sicher der eine oder andere noch belächelt. Aber die Schondraer finden jetzt auch den Weg zu uns. Verein und Vorstandschaft unterstützen uns sowieso", bemerkt Sissy Martin. Immerhin zwei Neuzugänge verstärken die DJK: Wiedereinsteigerin Martina Jäger nach Babypause und Celina Grom, die bis dato bei den Jungs der DJK Oehrberg gekickt hatte. Der Saisonauftakt hat es in sich mit dem Derby am Freitagabend gegen den MSV Modlos. Und das zum Backofenfest, das in diesem Jahr im Zeichen des 50-Jährigen Vereinsbestehens der DJK Schondra steht.


Guter Mix aus Sport und Kultur

Also gegen jenen Verein, der zwar aktuell noch in der Freizeitliga spielt, dort auch Meister werden könnte im Fernduell mit dem TSV Ebenhausen. Der jetzt aber ein neues Abenteuer sucht mit der Kreisliga-Meldung. "Die oftmalige Verlegerei in der Freizeitliga hat genervt. Und dass künftig offizielle Schiedsrichter kommen, finden wir auch gut", sagt MSV-Sportleiterin Isabell Fröhlich. Ein Neuzugang findet sich in der Elf von Lothar Schneider: Katharina Heinz von der SG Jossa, die als 16-Jährige die Jüngste im Team ist. Seit den Zeiten der "wilden Liga" wird in Modlos Frauenfußball gespielt. Etwa zehn Jahre also, in denen sich die Mannschaft auch dank der Rückendeckung des Umfeldes stetig weiterentwickelte. Über 20 Namen stehen auf der Spielerliste, die Hälfte davon beherrscht auch ein Instrument im Musik- und Sportverein. Das nächste Mal übrigens am Sonntag beim Schondraer Backofenfest. Wer wem den Marsch bläst, wird schon am Freitag entschieden.