Markus Unsleber trainiert hart, um reif für die Insel zu sein
Autor: Jürgen Schmitt
Wülfershausen, Dienstag, 30. Sept. 2014
Markus Unsleber startet beim Ironman auf Hawaii. Der 39-Jährige ist Amateur - und trainiert unter professionellen Bedingungen.
Im Nirgendwo des Wern-Tals geht der Zeigefinger zum Mund. Markus Uns leber will jetzt seine Ruhe haben. Will sich konzentrieren auf den finalen Abschnitt. Über 29 Kilometer führt die letzte lange Laufeinheit mit Start und Ziel in Wülfershausen. Über Altbessingen, Büchold, Heugrumbach, Arnstein und Schwebenried. Schotter und Asphalt unter den Füßen, die beeindruckend trainierte Oberschenkel tragen. Unter vier Minuten läuft der 39-Jährige den Durchschnitts-Kilometer. Baut verschiedene Tempowechsel ein. Kontrolliert mit dem regelmäßigen Blick auf die Uhr. Und hadert später. "Ich bin etwas zu schnell angegangen. Den zu hohen Puls bekommt man dann nicht mehr runter. Das war schon ziemlich hart." Pausen verbietet der Ehrgeiz. Für etwas Abkühlung sorgt allein das nach oben geschobene T-Shirt.
Trainingsläufe des Triathleten folgen einem strikten Plan. "Der Markus weiß immer genau, was er macht", sagt Rainer Steinmetz, der seinen Kumpel am Samstagvormittag auf dem Rad begleitet, auf Anforderung Wasserflasche oder Flüssignahrung reicht. "Eine Radbegleitung dabei zu haben, ist bei einer solchen Länge in diesem Tempo schon sehr vorteilhaft, so hat man doch etwas Ablenkung. Und die Verpflegung unterstützt die Regeneration danach", sagt Unsleber, der die 29 Kilometer in 1:53 Stunden laufen wird. Zwei Wochen Zeit sind in diesem Moment bis zum Start beim Ironman auf Hawaii, für den sich der gebürtige Langendorfer bereits zum vierten Mal qualifiziert hat dank einer phänomenalen Leistung beim Ironman in Zürich.
Markus Unsleber ist Amateur. Und lebt seinen Sport professionell. "Mittlerweile plane ich mein Training selbst. Vorher bin ich den Plänen von Triathlon-Bundestrainer Dan Lorang gefolgt. "Persönliche Grenzen verschieben. Das Bestmögliche heraus holen, um ein nahezu perfektes Rennen zu erwischen", beschreibt der bei FAG in Schweinfurt angestellte Industriemechaniker seine Motivation. "Aber einfach auch der Spaß an der Bewegung in der Natur."
Schwimmen. Radfahren. Laufen. Die Dreifach-Belastung beim Triathlon erfordert ein stringentes Zeit-Management. "Bis zu unserem Abflug am Freitag werden die Einheiten immer kürzer. Einzig beim Schwimmen ist der Umfang bis fünf Tage vor dem Rennen noch im normalen Bereich." Die konditionelle Basis wurde bereits vor dem Quali-Rennen Ende Juli in Zürich gelegt. "Ich denke, da war meine Form sogar besser als aktuell. Was aber auch daran liegt, dass die Zeit zwischen beiden Rennen sehr knapp ist und damit wenig Raum zur Regeneration blieb, was sich zwischenzeitlich auch in der Physis bemerkbar machte.". Das Wettkampf-Tempo zu festigen, lautete danach die Maxime von Markus Unsleber, "was leider nicht immer gelang".
Nach Zürich hatte sich der frühere Fußballer mit Wettkämpfen stark zurückgehalten. Startete lediglich mit der Würzburger Bundesliga-Mannschaft beim Sprinttriathlon in Konstanz und zuletzt bei einem 10-Kilometer-Lauf in Kemmern nach einer langen Radeinheit. In den vergangenen drei Wochen trainierte Markus Unsleber insgesamt 75 Stunden, schwamm fast ausschließlich im Würzburger Adami-Bad, machte Rad-Touren durch den Spessart oder die Rhön und lief die Strecken vor der Haustür. 400 Kilometer Schwimmen, 11 000 Kilometer auf dem Rad und 2200 Kilometer zu Fuß wird Markus Unsleber als Vorbereitung auf Hawaii absolviert haben.
"Ich versuche mir immer das Positive aus Training und Wettkampf zu ziehen. Selbst, wenn es mal nicht so läuft. Man muss versuchen, alle negativen Gedanken zu verdrängen, sonst ist es nicht möglich, im Rennen über seine Grenzen zu gehen."
Serie Wir begleiten Markus Unsleber bis zu seinem Wettkampf auf Hawaii am 11. Oktober. Bereits eine Woche vor dem Start auf Big Island wird der Wülfershäuser mit Freundin Diana und einem guten Freund vor Ort sein, um sich gezielt vorzubereiten. Der Abflug auf die Insel im Pazifischen Ozean wird am Freitag sein. Über die letzten Vorbereitungen berichten wir in der Freitags-Ausgabe.
Ironman Hawaii Um sich für den berühmtesten und wohl auch härtesten Ironman der Welt zu qualifizieren benötigt man Los-Glück oder muss sich innerhalb der Ironman-Serie einen Startplatz erkämpfen. 1800 Starter werden zunächst 3,8 Kilometer in der Meeres-Bucht von Kailua-Kona schwimmen, dann 180 Kilometer auf dem Rad fahren, um abschließend einen Marathon zu bewältigen.