Mädchenfussball: Kein Plan für die Zukunft
Autor: Thomas Sturm
LKR Bad Kissingen, Donnerstag, 14. Juli 2022
Der Mädchen- und Frauenfußball bundesweit steckt in der Krise. Wie sieht es aber im Spielkreis Rhön aus und gibt es überhaupt noch eine Chance, einen Spielbetrieb zu etablieren. Mehrere Vereine starten eine Initiative.
Die Zahlen sind mehr als alarmierend. Der Frauen- und Mädchenfußball bundesweit steckt in einer Krise. Das musste unlängst auch der neue Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Bernd Neuendorf, eingestehen. Über zwei Millionen Jungen und Männern stehen aktuell nur knapp 187.000 Spielerinnen gegenüber. Bis 16 Jahre sind es 103.000 junge Mädchen, die dem runden Leder nachjagen. Wie es im Fußballkreis Rhön aussieht und warum es scheinbar unmöglich ist, Mädchenfußball zu etablieren.
Die Kampagne "Pro Amateurfußball" vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) zielte schon in den Jahren 2010 und 2011 darauf ab, den Mädchen- und Frauenfußball zu stärken. Doch außer umfangreichen Konzepten und Schlagworten ist im Fußballkreis Rhön bisher nicht viel dabei herausgekommen. Jetzt gibt es aber eine Initiative von verschiedenen Vereinen, die sehr vielversprechend klingt.
2018 tastete sich die aktive Spielerin des TSV Ebenhausen, Johanna Bausewein, an den Mädchenfußball heran. Damals noch unter dem Dach der JFG Oberes Werntal, dem Jugendfußballverein in der Großgemeinde Oerlenbach, folgte kurz danach das Projekt "Ballbina kickt". Bis dahin spielte kein einziges Mädchen mehr in den Mannschaften der Ortsteile Oerlenbach, Ebenhausen, Eltingshausen und Rottershausen.
Nachwuchs auch für Frauen nötig
Ein neuer Ansatz musste her, eben auch diese für den Fußballsport zu begeistern. Schließlich gab und gibt es in der Großgemeinde Oerlenbach mit dem TSV Ebenhausen und dem FCE Rottershausen gleich zwei Frauenteams. Nachwuchs muss auch hier her und eben nicht nur für die Herrenteams.
Das Projekt wurde beantragt und die JFG erhielt den Zuschlag. Startpunkt ist ein Schnuppertraining für Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren ohne Vereinszugehörigkeit. Der teilnehmende Verein bekommt vom BFV eine Materialbox mit Trainingsutensilien wie Bälle und Hütchen. Zwei Mal im Monat muss trainiert werden und die Übungsleiter müssen ein Mal pro Saison an einer BFV-Schulung teilnehmen. Für die Trainer gibt es sogar ein Honorar vom Verband. 25 Euro pro Training, aber nur maximal 50 Euro im Monat. Also unterm Strich doch ein paar Anreize für Vereine, den Schritt Mädchenfußball zu wagen.
Die JFG hatte damals einen Volltreffer gelandet und relativ schnell über 30 Mädchen aus der Großgemeinde und anliegenden Ortschaften motiviert. Bis aus Ramsthal und Sömmersdorf strömten die Mädchen nach Ebenhausen. Schnell musste Johanna Bausewein Unterstützung suchen, denn mit 30 Mädels auf dem Platz ist kein vernünftiges Training möglich. Sie wurde in Sina Zwirlein fündig, die ebenfalls aktiv kickt und nun mit zum Trainerteam gehört.
Damals gab es mit der DJK Weichtungen und dem TSV Heustreu noch zwei weitere Vereine, die das Projekt forcierten. Da waren schnell auch Testspiele vereinbart und beim Tag des Jugendfußballs 2019 feierten die "Ballbinas" Premiere. Beim Spiel damals gegen Heustreu setzte es eine 1:5-Niederlage. Kurz davor fand das erste Spiel einer reinen Mädchenmannschaft überhaupt statt. Gegen Weichtungen reichte es damals aber auch nur zum Ehrentreffer.