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Kristers Freibergs: Nationalspieler und Malocher


Autor: Jürgen Schmitt

Bad Kissingen, Donnerstag, 17. Januar 2019

Der Lette wird auch an diesem Wochenende wieder alles geben, damit die Saalestädter weitere Erfolgskapitel in der Aufstiegsrunde schreiben.
Eine Bank in der Verteidigung der Kissinger Wölfe: Kristers Freibergs (rechts).Hopf


Was war das für ein Megastart in die Aufstiegsrunde mit den Siegen über Landsberg (6:3) und in Waldkraiburg (3:2). Jetzt wollen die Kissinger Wölfe nachlegen, was vor allem am Freitag (20 Uhr) allemal möglich ist im Heimspiel gegen den TSV Peißenberg, der witterungsbedingt erst einmal antreten konnte bei der 1:5-Niederlage beim Topfavoriten SC Riessersee. Eine Spur anspruchsvoller wird es für die Unterfranken voraussichtlich am Sonntag (17.30 Uhr) mit dem Gastspiel beim EHC Klostersee, der aufgrund der Schneemassen in Oberbayern ebenfalls erst einmal im Einsatz war, als Oberligist Waldkraiburg beim 9:2 regelrecht vermöbelt wurde.

Eine gute Abwehr ist auch im Eishockey die Basis des Erfolges. Und diesbezüglich sind die Kissinger Wölfe nicht nur dank Ausnahme-Goalie Benni Dirksen bestens aufgestellt. Einen herausragenden Job erledigt Woche für Woche Kristers Freibergs. Ein Glücksfall, dass sich der Lette für die Saalestädter entschieden hatte. "Kristers hatte vor einigen Jahren ein Probetraining in Bayreuth bei Sergej Waßmiller, der mich dann auf ihn aufmerksam gemacht hat", sagt Mikhail Nemirovsky, der den 26-Jährigen als "ruhigen Typen" bezeichnet, der auf dem Eis umso aktiver in Erscheinung tritt mit einer professionellen und disziplinierten Einstellung. "Ich bin mit ihm sehr zufrieden, als Mensch und als Spieler. Kristers und Domantas Cypas gehören sicher zu den besten Verteidigern dieser Liga."

Schon im Alter von fünf Jahren hatte Kristers Freibergs mit Eishockey begonnen in seiner Heimatstadt Liepaja, mit knapp 80 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Lettland. "Bei uns ist Eishockey sehr beliebt. Aber ich hätte auch Motocrossfahrer werden können. Mein Onkel war nämlich mal Europameister. Als mein Vater eine Entscheidung von mir verlangte, entschied ich mich als Sechsjähriger dann aber für Eishockey, zumal dieser Sport bei uns sehr professionell gefördert wird." So wurde aus dem kleinen Kristers ein talentierter Spieler in einem richtig starken Jugendteam, das sogar Turniere in den USA, Kanada oder Russland spielte. Gerade einmal zwölf Jahre alt war der Linksschütze, als über einen Spielerbeobachter die Einladung zu einem Talentcamp nach Schweden kam. "Der Familienrat hat dann getagt und mir die Entscheidung überlassen. Was dazu führte, dass ich drei Jahre in Linköping spielte, dort die reguläre Schule besuchte."

Im Jahr 2010 ging es zurück in die geliebte Heimat, aber das Fernweh sollte Kristers Freibergs, dessen Schwester in Norwegen lebt, wieder packen. Diesmal ging es nach Deutschland zum Hamburger SV. "Der wurde damals von einem Landsmann trainiert, der mich für einen Wechsel begeistern konnte. Ich hatte drei wirklich schöne Jahre dort."

In dieser Zeit wurde Freibergs Nationalspieler seines Landes, spielte anschließend wieder in seiner Heimstadt, ehe nun Bad Kissingen zur neuen Heimat wurde. "Natürlich war das Leben in Hamburg anders. Aber hier ist alles viel einfacher und leichter. Außerdem kann ich mich besser auf meinen Sport fokussieren. Die Großstadt vermisse ich nicht. Mit der fränkischen Küche habe ich kein Problem; ich esse gern mal eine Bratwurst oder einen Leberkäs."

Dass die Stürmer und ihre Tore oftmals im Mittelpunkt stehen, damit hat Bad Kissingens Nummer 3 kein Problem. "Jeder muss seinen Job machen. Und ich weiß, dass meine Aufgabe eine wichtige ist." Das Toreverhindern passt zur Mentalität des 26-Jährigen, der nicht nur sich als harter Arbeiter sieht. "Wir haben dieselbe Einstellung und spielen füreinander.Wir haben keine Starspieler und versuchen nichts, was wir nicht können. Die einfachen Dinge zu machen, das ist die Kunst."

Dass ein Nationalspieler auch in der Bayernliga dazulernen kann, daran lässt der Lette keinen Zweifel. "Was nutzt es, in der höchsten Liga zu spielen und nur auf der Bank zu sitzen. Das bringt dich nicht weiter. Hier bekomme ich enorm viel Eiszeit, was mich sehr glücklich macht", sagt der in Arnshausen wohnende Freibergs. Zumal Verteidiger-Kollege Jona Schneider weiterhin verletzungsbedingt fehlt.

Der Inhaber einer Trainerlizenz freut sich zudem, Ende Januar Besuch von seiner Familie zu bekommen. "Meine Eltern haben mich schon länger nicht mehr spielen gesehen." Und nach der Saison? "Da will ich gar nicht in den Urlaub, sondern nur nach Hause, um eine gute Zeit mit meiner Familie und Freunden am Meer zu verbringen." Sympathisch und bodenständig ist dieser Kristers Freibergs. Ein Grund mehr, am Freitag im Wolfsbau vorbeizuschauen.