Kissinger Wölfe von Mitterteich abgeschossen
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Sonntag, 13. Januar 2013
Aufmunternde Worte und Gesten der Anerkennung bekam Kevin Kessler zuhauf. Von den eigenen Kollegen, aber auch vom Gegner. Kissingens Goalie hatte überragend gehalten, war bester Spieler seines Teams. Und hatte 13mal hinter sich greifen müssen. Pervers. Und undankbar.
Kissinger Wölfe - EHC Mitterteich 3:13 (0:6, 0:3, 3:4)
Selbst der sonst so optimistische Doug Kacharvich wirkte unmittelbar nach dem Spiel konsterniert. Geschockt sogar. "Das war unser schlechtestes Spiel in der Saison. Eine Demontage." Bereits das Auftakt-Drittel hatte die 120 Fans geläutert. Auf eine Sensation hatte man im Wolfsbau gehofft. Schließlich hatte der Titelkandidat vor Weihnachten mit zwei Treffern Unterschied in Haßfurt verloren. Die Wölfe mit nur einem. Der ambitionierte Gast schien verwundbar. Aber an der Saale blieb die Drachenhaut heil. Bekam genau genommen nicht einmal einen Kratzer ab. Vor allem im ersten Drittel hinterließen die Dragons verbrannte Erde im Wolfsbau. Sechsmal hatten die Gäste getroffen, zweimal davon in Unterzahl.
Zu viel Qualität fehlte, während die Mitterteicher drei starke Reihen aufbieten konnten. Mit vier Spielern, die in der vergangenen Saison noch das Wölfe-Dress getragen hatten: Kevin Tausend, Patrick Pfänder, Ex-Spielertrainer Marc Hemmerich und Pierre Kracht, der mit dem früheren Schweinfurter Romans Nikitin einen Traumsturm bildet. Der EHC Mitterteich ist quasi das Hoffenheim der Eishockey-Landesliga. Hochsubventioniert von einem großzügigen Sponsor. Der hatte Manager Andreas Goerke aus Bad Kissingen ebenso ins Stiftland locken können wie das Spieler-Quartett.
Goerke selbst hatte sein Engagement in Mitterteich kurz nach Rundenbeginn überraschend beendet. Diese personellen Rochaden wirkten allerdings nicht nach. "Es war schön, die Jungs wieder einmal getroffen zu haben. Aber auch nichts Besonderes", sagte der spielende Abteilungsleiter Holger Buczynski, der regelmäßig Kontakt zu Pierre Kracht hat. Andere Spieler stehen in Verbindung zu Marc Hemmerich.
Nach dem blamablen Auftakt schlugen sich die Saalestädter im Mitteldrittel besser, kassierten dennoch drei weitere Treffer. Die eigentlichen Aufreger waren zwei Verletzungen. Erst holte sich Al Joanette eine blutige Nase, die den Kanadier aber nur kurz vom Eis brachte. Dann wurde ein Mitterteicher Betreuer vom Puck im Gesicht getroffen. Auch da floss Blut.
Was an diesem trostlosen Abend allein passte, war das Bemühen der Zuschauer um gute Stimmung. Hinter der Kissinger Strafbank wurde ordentlich getrommelt, auf der gegenüberliegenden Seite die Plexiglaswand mit Fäusten rhythmisch traktiert. Zur Belohnung gab es drei späte Kissinger Treffer. Erst durfte sich der Ramsthaler Philipp Wieber als Schütze feiern lassen, dann betrieb Viktor Ledin per Doppelschlag weitere Ergebniskorrektur.
Al Joanette blieben diesmal nur ein Pfostentreffer und zwei Vorlagen-Punkte, weitere Assists gab es für Martin Oertel und Sidney Els. "Schade. Heute waren viele Zuschauer da und wir haben nicht unser wahres Gesicht zeigen können. Mitterteich war eine Klasse besser. Die zehn Tage Pause haben uns offensichtlich nicht gut getan", bilanzierte Kacharvich. Weiter geht es für die Wölfe am Samstag mit dem Heimspiel gegen Regen. Dann erhalten alle Frauen freien Eintritt sowie am Eingang zur Begrüßung ein Glas Sekt.