Jona Schneider ist bodenständig und lernwillig
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Donnerstag, 15. November 2018
Mit den Spielen gegen Peißenberg und in Füssen endet für die Kissinger Wölfe eine starke Vorrunde. Ein Gewinner: der Großwenkheimer Jona Schneider.
Mit dem Heimspiel am Freitag (20 Uhr) gegen den TSV Peißenberg (4./19) und dem Gastauftritt beim aktuellen Tabellenführer EV Füssen (1./25) beschließen die Kissinger Wölfe (2./23) die Vorrunde. Und dürfen auf eine beeindruckende Halbserie zurückschauen mit nur wenigen echten Enttäuschungen. Eine solche gab es freilich zuletzt mit der 4:6-Niederlage beim ESC Geretsried, als die Unterfranken im Freiluftstadion der absolut schlagbaren Oberbayern doch arg hinter den Erwartungen von Trainer und Vereinsführung zurückblieben.
Wölfe-Vorsitzender Michael Rosin hatte seine Mannschaft jedenfalls ungewohnt deutlich kritisiert. "Ich mag keine Ausreden. Aber das Eis war wirklich katastrophal. Außerdem haben wir zu viele Geschenke verteilt und selbst viele Chancen liegen gelassen, wobei der Geretsrieder Goalie Extraklasse war. Das habe ich ihm später auch gesagt", sagt Spielertrainer Mikhail Nemirovsky, der gewohnt schnell den Blick wieder nach vorne richtete. "Wir dürfen gerne konstruktiv kritisieren, müssen aber positiv bleiben."
Verzichten müssen die Wölfe erneut auf Semjon Bär aufgrund seiner Knieverletzung. Mehr Ausfälle wären gegen die Wochenend-Konkurrenz für den kleinen Kader nur schwer kompensierbar. Die "Eishackler"aus Peißenberg gewannen schließlich am Wochenende sowohl gegen den ESC Dorfen (5:2) als auch in Geretsried (5:4), also dort, wo die Kissinger Wölfe zwei Tage zuvor strauchelten und wo zuvor noch kein Team in dieser Saison hatte gewinnen können. Und der EV Füssen gehört dank großem Kader und individueller Stärke sowieso zu den heißesten Anwärtern auf den Titel.
Zu den Gewinnern dieser Vorrunde gehört sicher Jona Schneider, der krankheitsbedingt in Geretsried gefehlt hatte. Als gebürtiger Großwenkheimer geht der 20-Jährige allemal als Lokalmatador durch, zumal der junge Verteidiger als junger Bub zumindest für eine Saison für die Kurstädter auflief, ehe die längere Schließung der Eishalle zum Wechsel nach Schweinfurt führte. "Ich hatte mich früh für Eishockey und gegen Fußball entschieden. Da ist einfach mehr Action. Wenn ich Fußball im Fernsehen schaue, schlafe ich immer ein", sagt Jona Schneider, der über Freunde aus dem Ort zum Eishockey gefunden hatte.
Dem Sport blieb er treu, obwohl die Kumpels mittlerweile aufgehört hatten. "Das habe ich auch meinen Eltern zu verdanken, die mich immer unterstützt und vor allem zum Training gefahren haben. Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich meiner Familie extrem dankbar." Was übrigens auch für seinen Arbeitgeber gilt, der ebenfalls die Leidenschaft seines Angestellten unterstützt.
Der ausgebildete Landwirt lebt und arbeitet in Großbardorf. "Und zwar in einem reinen Ackerbau-Betrieb. Das passt gut fürs Eishockey", sagt Jona Schneider, der in den Sommermonaten ordentlich malochen muss, mit Beginn der Eishockey-Saison dafür einige Freiheiten bekommt. "Spielen wir am Freitag auswärts, darf ich gegen Mittag schon gehen. Und kommen wir am Sonntag erst spät in der Nacht nach Hause, darf ich am Montag später anfangen. Das ist ein tolles Entgegenkommen von meinem Chef, der öfters bei unseren Heimspielen in der Halle ist", sagt der Großwenkheimer, der selbst in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen ist.
Der Wechsel vom Main an die Saale verlief eher spontan. "Ich war ein Jahr in Neuseeland, um dort zu reisen und zu arbeiten. Als ich wieder in der Heimat war, haben mich die Kissinger kontaktiert. Und weil ich gerne neue Erfahrungen sammle, habe ich mich für die Wölfe entschieden. Außerdem kann ich unter Mikhail Nemirovsky noch viel lernen. Unser Trainer ist allein von seiner Persönlichkeit her schon eine Erfahrung."