Jedes Tennisspiel ist in Corona-Zeiten ein Gewinn
Autor: Jürgen Schmitt
Elfershausen, Dienstag, 07. Juli 2020
Die fehlende sportliche Perspektive schmälert nicht den Ehrgeiz der Protagonisten. Warum viele Ex-Fußballer gerne zum Schläger greifen und eine Dusche etwas Besonderes ist.
Irgendwie ist alles ganz normal an diesem Samstag beim FC Elfershausen. Und das ist das Besondere in Corona-Zeiten. Es darf nämlich Tennis gespielt werden, sogar um Punkte. Auf- und Absteiger wird es aufgrund der bekannten Umstände in dieser Medenrunde zwar keine geben, doch am Engagement der Akteure kommen keine Zweifel auf. Sechs Einzel und drei Doppel werden die wenigen Fans in diesem Kreisklassen-Spiel sehen, das Maximum also.
Eine Stunde vor Matchbeginn ist das Heimteam komplett, um unaufgeregt die üblichen Vorbereitungen zu treffen für das erste Heimspiel seit einem Jahr. Die strengen Auflagen des Bayerischen Tennis-Verbandes sind vor Ort längst umgesetzt. Hygiene-Spender und Vorschriften wurden angebracht, sogar eine Schulung für die Mitglieder hatte es im Vorfeld gegeben durch FC-Vorstand Jürgen Durmann.
Standhaft geblieben
Der Mehraufwand und die fehlende sportliche Perspektive hatten zu zahlreichen Mannschafts-Rückzügen geführt, aber die Herren-30 des FC Elfershausen blieben standhaft, stellen damit in dieser Punkterunde das einzige Team aus der Tennis-Abteilung mit ihren 87 Mitgliedern. "Wir finden es gut, dass wir spielen können. Wenn man ein Jahr keine Mannschaft stellen kann, wird es schwer, diese am Leben zu halten", sagt Abteilungsleiter Thorsten Lehmann.
Der 39-Jährige hatte in der Jugend bereits zum Tennisschläger gegriffen, war dann viele Jahre Teil des Fußball-Teams, um nun wieder zum Schläger zu greifen. "Vor zwei Jahren hatte ich bei einem Turnier mitgemacht, wurde Letzter und kam so zu einer Gratis-Trainerstunde. Seitdem spiele ich wieder Tennis", erzählt Lehmann schmunzelnd.
Die zweite Karriere
Fast schon ein typischer zweiter Karriere-Weg, denn an diesem Nachmittag werden sich zahlreiche ehemalige Kicker am Netz duellieren. Das Elfershäuser Sextett hat komplett eine Fußballer-Vergangenheit, während der TC Garitz regelrechte Fußball-Prominenz mit nach Elfershausen gebracht hat in Person von "Matze" Gerhardt, Andrzej Sadowski, Christoph Schmitt oder Matthias Scheit. Zum Team gehören zudem Thorsten Seufert und Marc Hartmann, die diesmal passen müssen. Dafür ist mit Axel Bergermann ein ehemaliger Eishockey-Spieler mit an Bord.
"Gerade Fußballer, die in der Jugend mal Tennis gespielt haben, finden oft zum Tennis zurück. Man muss die Jungs ansprechen, dann zieht der eine den anderen mit. Das ist das Mannschafts-Phänomen. Der 'normale' Tennisspieler ist doch eher ein Individualist", weiß Christian Rödl. "Und Fußballer machen fehlende Übung im Wettkampf oft mit Ehrgeiz wett", so der TC-Kapitän, der in Garitz auch ein U18-Team in der Bezirksklasse 1 etabliert hat.
Immer noch eine gute Technik
Drei Spiele beginnen immer gleichzeitig, womit der FC-Platz mit dem idyllischen Blick auf die Trimburg voll ausgelastet ist. Auf dem Court vor dem Clubhaus muss Bernd Kleinhenz laufen, viel laufen. Matze Gerhardt mag zwar nicht mehr der schnellste sein, verfügt aber auch beim Tennis über Spielwitz und Raffinesse. Mal streut der Ex-Profi einen Lob, mal ein Stopp ein und bringt damit den ehemaligen Keeper ins Schwitzen, der später sein Einzel in zwei Sätzen verlieren wird.